Gerald Klamer gut gelaunt in seinem Element  Foto: Beyer

6000 Kilometer will der ehemalige Förster Gerald Klamer zu Fuß zurücklegen. Sein verschlungener Rundweg durch Deutschlands Wälder führte ihn auch in den Schwarzwald.

Freudenstadt-Kniebis - Lachfalten ziehen sich durch Gerald Klamers Gesicht, auf dem sich schon ein leichter Sonnenbrand abzeichnet. Die kurz geschnittenen Haare wirken leicht zerzaust. Man sieht ihm an, dass er schon seit Monaten der Witterung ausgesetzt ist. Zum Pressegespräch sitzt er auf einer flachen, abgenutzten Isomatte auf einer Wiese direkt neben der Schwarzwaldhochstraße. Die Matte, seine einzige Schlafunterlage, hat er auf einer Wanderung in Skandinavien gefunden. Seine blaue Funktionsjacke hat schon an einem Arm einen großen Flicken. "Das hat ein türkischer Schneider gemacht", erzählt Klamer und erklärt: "Ich bin der Meinung, dass man Sachen so lange nutzen sollte, wie es geht."

Startpunkt in Marburg mit 35-Kilo-Rucksack

Seit dem 26. Februar ist Klamer unterwegs. Losgelaufen ist er in Maburg mit einem 35 Kilo schweren Rucksack auf dem Rücken. Seitdem war er fast ununterbrochen im Freien. In den vergangenen acht Wochen habe er nur dreimal im Hotel übernachtet, um die Akkus seines Handys und seines Laptops zu laden. Ansonsten schläft Klamer im Wald. Ein Zelt hat er nicht dabei, denn: "Zelten im Wald ist illegal."

So liegt er meist nur mit Schlafsack und Isomatte unter freiem Himmel. Gegen Regen schützt er sich mit einer Plastikplane. Manchmal suche er auch Zuflucht in einer Schutzhütte. Gerade im März sei es nicht immer einfach gewesen: "Da gab es viel Regen und Temperaturen um die Null Grad. Das war nicht sehr angenehm." Auch die Kleidung ließ sich dann nicht über Nacht trocknen. "Im Notfall muss man die Kleidung dann eben trocken laufen", sagt der Naturmensch

Doch bei gutem Wetter sei es großartig, unter dem Sternenhimmel zu schlafen. "Unter dem Schirm der Bäume ist es nie so kalt wie auf freier Fläche." Und das Laub auf dem Boden bilde eine isolierende Schicht. Wichtig sei nur, am Hang zu schlafen. "Schlecht ist es gerade im Tal, denn der Frost sinkt nach unten ab."

Bis vor Kurzem war Klamer noch Förster und somit Beamter. Für sein Vorhaben hat er diese sichere Stelle aber gekündigt. Auch seine Wohnung hat er aufgegeben und sein Auto verkauft. Einnahmen hat er derzeit keine, aber dafür auch kaum Ausgaben. Nach seiner Tour möchte er ein Buch über das Erlebte schreiben.

Doch schon jetzt schreibt Klamer jeden Abend Texte für seinen Blog, mit dem er auf Probleme im Wald aufmerksam macht.

"Ich will mich frei äußern können"

Er begeistere sich für die Natur und den Wald, doch in seinem Beruf als Förster sei er nicht ganz glücklich gewesen. "Es gab viele Sachen, mit denen ich mich nicht identifizieren konnte." So sehe er Beispielsweise den Einsatz von Vollerntemaschinen – sogenannten Harvestern – eher kritisch. "Ich habe sehr viele Harvestereinsätze machen müssen." Die Kündigung gebe ihm nun auch die Möglichkeit, seine Meinung zu sagen. "Ich will mich frei äußern können. Als Beamter unterliegt man aber immer der Treuepflicht."

Klamer kritisiert vor allem die vielerorts noch immer vorherrschenden Monokulturen, die den Wald anfällig für Stürme oder Borkenkäferbefall machen. Noch heute werde vieles falsch gemacht. "Man kann nicht immer alles auf die Vergangenheit schieben." Er sei in Gegenden gewesen, da habe man selbst nach dem Orkan "Kyrill" im Jahr 2007 alles mit Douglasien aufgeforstet. "Da war schon klar, dass wir Mischwald brauchen."

Vom Schwarzwald weiß Klamer aber Positives zu berichten. "Ich habe hier großflächig alte intakte Nadelbaumbestände gesehen. Die gibt es anderswo nicht mehr." Auch die häufig vorkommenden Weißtannen lobt er. "Die können uns gut im Klimawandel helfen."

Doch in die Gegend rund um Freudenstadt hat ihn ein ganz besonderer Wald geführt, nämlich der Plenterwald, den ihm Kreisforstamtsleiterin Susanne Kaulfuß und Revierleiterin Helgard Gaiser im Revier Oberes Wolftal zeigen wollen. Der Plenterwald sei zwar ein Nutzwald, erklärt Helgard Gaiser, doch würden aus diesem immer nur einzelne Bäume entnommen. Dadurch entstehe ein Lichtkegel, in dem neue Bäume wachsen.

Zur Besichtigung geht es gemeinsam im Auto. Doch anschließend will sich Gerald Klamer zum Ausgangspunkt zurückbringen lassen. Denn seine geplante Route will er schließlich komplett zu Fuß zurücklegen.