Marc Freukes sitzt mit seinem Hund Rala vor seinem Tipi im Odenwald und genießt die Ruhe abseits Foto: dpa

Der ehemalige Golflehrer Marc Freukes lebt im Odenwald im Tipi. Er sagt von sich: "Ich lebe meine Träume" - ein Leben, dass in unserer Gesellschaft eigentlich nicht vorgesehen ist.

Marc Freukes wurde 1974 in Mülheim an der Ruhr geboren. Nach dem Abitur leistete er Zivildienst, danach studierte er einige Semester Wirtschaftswissenschaften. Ab 1998 machte er eine dreijährige Ausbildung zum Diplom-Golflehrer und seinen A-Trainer-Lizenz. Er arbeitete an Golfschulen, hatte einen Handel für Golfer-Bedarf und trainierte Mannschaften. 2013 stieg er aus:

„Es gibt einiges, was mich an diesem Gesellschaftssystem stört. Ich werde vom Staat quasi gezwungen eine Krankenversicherung zu haben, ich brauche ein Bankkonto und muss gemeldet sein.

Ich möchte den bürokratischen Irrsinn auf ein Minimum reduzieren, so dass ich damit zu Recht komme. Deshalb bin ich aus meinem bisherigen Leben als Golflehrer ausgestiegen. Heute lebe ich von den Kursen meiner Outdoor-Schule und dem Verkauf meiner Bücher. Ich wäre bei meinem alten Leben irgendwann zugrunde und vor die Hunde gegangen. Das hat nicht mehr zu mir gepasst.

Am Anfang hat der Beruf viel Spaß gemacht, aber je weiter ich kam, hatte ich den Eindruck, dass alles komplett gegen mich läuft. Ich habe mit einem Bein im Burnout gestanden und wusste nicht mehr vor und zurück.

Im September 2013 habe ich dann meine Wohnung gekündigt und bin in den Wald in ein selbst gebautes Tipi gezogen. Offiziell lebe ich seit dem 1. Januar 2014 auf einem Grundstück bei Hammelbach nahe der hessischen Gemeinde Grasellenbach. Dort betreibe ich eine Outdoor-Schule und habe ein Indianerzelt aufgeschlagen. Ich habe eine Veranda gebaut, Wasser hole ich aus dem Bach, ein ausgehöhlter Baumstamm dient als Waschbecken. Dort bin ich die meiste Zeit. Ich habe hier die ideale Lösung für mein Leben gefunden.

Ich muss keinen Indianer, Waldmensch oder Aussteiger imitieren. Ich lebe nur in der Natur und lerne dort viele Dinge, die sehr grundlegend sind. Meine Wohnung ist mein Arbeitsplatz. Wenn es kalt ist, ziehe ich um in einen Wigwam aus Stroh.

In der Regel bin ich fünf Tage in der Woche im Tipi. Die übrigen Zeit lebe ich mit meiner Freundin in ihrer Wohnung.

Ich hab keinen normalen Job mehr. Gemeldet bin ich bei meiner Freundin. Das Finanzamt interessiert nicht, ob ich im Zelt wohne, Hauptsache ich zahle meine Steuern. Für die Beamten bin ich ein Aussteiger.

Das Leben in der Natur gefällt mir sehr gut, aber es hat genauso seine Grenze wie ein normales Leben. Ich führe kein Leben wie ein Indianer. Manche Kinder fragen mich, ob ich jagen gehe. Alles Humbug! Wir können in Deutschland doch nicht so leben wie die Naturvölker, weil hier alles reglementiert ist. Aber was bringt es, wenn ich mich nach Alaska absetzen und dort krank werden würde, weil niemand da ist? Ich brauche auch Gemeinschaft.

Die Natur zeigt mir, was wirklich wichtig ist – und das ist im Endeffekt sehr wenig. Ich lerne die Dinge loszulassen. Das ist wie eine Therapie. Es geht mir körperlich besser, ich ernähre mich gesünder – auch mit Nahrung aus dem Wald. Wenn ich in der Stadt bin, sitze ich am Computer und schreibe Bücher. Das Leben draußen ist freier, rauer und gesünder. Duschen ist für mich mittlerweile überflüssig geworden. Waschen ist ab und zu nötig, aber hier draußen kümmert es niemanden. Ich habe immer noch so viel, dass ich noch jede Menge weglassen könnte.

Ein Stück Natur haben wir alle in uns. Viele sehnen sich nach einem Leben, das weniger durch Verbindlichkeiten und Zwänge eingeengt ist, aber sie scheuen die Konsequenzen. Ich lebe meine Träume.“