Mal raus aus dem Alltag: Viele sind gerne ein paar Tage draußen, aber freuen sich dann wieder auf das eigene Bett und den vollen Kühlschrank Foto: Fotolia

Säulenheilige, Asketen und Ordensgründer – Porträts berühmter Einsiedler - Das Eremitentum gehört zu den ältesten christlichen Lebensformen.

Stuttgart - Das Eremitentum gehört zu den ältesten christlichen Lebensformen. Nachdem es in den vergangenen Jahrhunderten fast verschwunden war, wurde es auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) mit neuem Leben erfüllt und erlebt seitdem weltweit eine neue Blüte. Heute gibt es in der katholischen Kirche neben den Ordens- auch Diözesaneremiten, die im Gegensatz zu den Ordensmitgliedern finanziell auf sich gestellt sind und dem jeweiligen Diözesanbischof unterstehen. 1983 wurden das Diözesaneremitentum im Gefolge der Revision des Kirchenrechts offiziell anerkannt.

Antonius, der Wüstenvater

Antonius der Große (251-356) gilt als der Vater des christlichen Mönchtums und wird als Antonius Abbas – „Vater der Mönche“ – tituliert. Antonius war ein ägyptischer Einsiedler, der zu Beginn des Vierten Jahrhunderts während der Christenverfolgungen des römischen Kaisers Diokletian die ersten Gemeinschaften von Einsiedlern und Asketen gründete. Der Legende nach soll Antonius von Visionen heimgesucht worden sein, in denen ihm der Teufel in verschiedener Gestalt erschien, um den Heiligen vom rechten Weg abzubringen.

Symeon, der Säulensteher

Symeon Stylites der Ältere (389-459) begründete eine besonders strenge Form des Eremitentums. Der Sohn wohlhabender syrischer Bauern trat um 403 in das Kloster Eusebona bei Antiochia ein, das er 412 wieder verlassen musste, weil seine asketischen Übungen den Mönchen zu extrem waren. Nachdem er einige Jahre als Einsiedler gelebt hatte, wurde ihm das öffentliche Interesse an seiner Person zu viel und er setzte sich um 422 auf eine zwei mal zwei Meter große Plattform einer Säule. Auf ihr soll er den Rest seines Lebens zugebracht haben. Nach seinem Tod fand der Kult der Styliten (Säulenheiligen) zahlreiche Nachahmer. Nahrung erhielten sie mit Hilfe von Leitern.

Benedikt von Nursia

Benedikt von Nursia (480-547) war der Begründer des Benediktinerordens. 529 zog er mit Gleichgesinnten auf den Monte Cassino bei Neapel, wo er ein Kloster erbauen ließ, das bis heute Stammkloster des Benediktinerordens ist. Für seine Gemeinschaft verfasste er die „Regula Benedicti“, eine Klosterregel, die für das abendländische Mönchtum herausragende Bedeutung erlangte. Fortan bestimmten das Gebet und die Arbeit („Ora et labora“ – Bete und arbeite) das Leben der Ordensmänner und Ordensfrauen.

Romuald, der Gründer der Kamaldulenser

Romuald (951-1027), ein weiterer Asket, war Gründer der Kamaldulenser. Nachdem sein Vater einen Verwandten im Streit getötet hatte, zog er sich in das Benediktinerkloster Sant’Apollinare in Classe bei Ravenna zurück und wurde 972 Mönch. Weil ihm das Gemeinschaftsleben nicht streng genug war, trat er aus dem Kloster aus und schloss sich 975 einem Einsiedler an. Drei Jahre später zog er nach Cuxá in den französischen Pyrenäen, wo er eine Eremitengemeinschaft gründete. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts schuf Romuald ein neue Form des Ordenslebens: Die Mönche wohnten ähnlich wie Kartäuser innerhalb der Klostermauern in einzelnen Zellen mit kleinen Gärten. Das einsame Gebet in der Zelle, der gemeinsame Gottesdienst und die Arbeit bestimmen bis heute das Leben der Kamaldulenser.

Bruno von Köln

Bruno von Köln (1027/1030-1101) entstammte einer Kölner Patrizierfamilie. Er studierte Theologie und Philosophie in Köln und Reims, wo er später die dortige Domschule leitete. 1080 trat er in die Benediktinerabtei Molesme ein, 1084 zog er sich als Eremit in die Einöde von Sèche-Fontaine zurück. In der Folgezeit errichtete er mit sechs Gefährten eine Einsiedelei, die Große Kartause. Der Kartäuser-Orden, der die eremitische mit der klösterlichen Lebensweise verbindet, geht auf den heiligen Bruno zurück.

Niklaus von der Flüe

Der Schweizer Einsiedler Niklaus von der Flüe (1417-1487) ist der Nationalheilige der Eidgenossen. Niklaus war von 1440 bis 1444 Offizier und nahm am Alten Zürichkrieg teil, einem bewaffneten Konflikt zwischen Zürich und der restlichen Eidgenossenschaft. Er heiratete, hatte zehn Kinder und lebte als wohlhabender Bauer und Ratsherr. 1467 verließ er mit dem Einverständnis seiner Frau seine Familie, um Einsiedler zu werden. Zunächst pilgerte er umher und ließ sich schließlich nur wenige Minuten von seinem Haus in der Ranft-Schlucht beim Dorf Flüeli-Ranft im Kanton Obwalden als Eremit nieder. Der Legende nach soll Bruder Klaus sich die letzten 19 Jahre seines irdischen Daseins nur von der heiligen Kommunion ernährt und Wasser getrunken haben.