Glänzend und bunt steht das neue, offene Bücherregal am Binsdorfer Stadtbrunnenplatz. Matthias Klose-Kanniga (von links), Kathrin Kaniga und Regine Abele-Nastold haben sich schon mal Lektüre herausgenommen. Foto: Schnurr

Am Stadtbrunnenplatz steht jetzt ein offenes Bücherregal. Darin finden die Binsdorfer nicht nur Lesestoff, sondern auch Spiele und Sitzkissen.

Geislingen-Binsdorf - Kathrin Kanniga und Matthias Klose-Kanniga liegen voll im Zeitplan: Wie vorgesehen haben sie am Dienstagabend die neueste Erweiterung am Rand des Wohfühlplatzes aufgebaut. Ihr Nachbar Dieter Rombach half den Binsdorfer Eheleuten dabei, das von Michael Kremer gestiftete Regal fest am Boden zu verschrauben. Stabil, glänzend, bunt und noch nach Farbe und Holz duftend steht das Möbelstück mit den verglasten Türen jetzt an der Wand des Dorfladen-Gebäudes.

Auf den Regalböden stehen bislang beispielsweise ausgelesene Krimis von Kanniga und einige Zeitschriften. Aber auch drei Science-Fiction-Bände eines Tübinger Spenders haben bereits am ersten Tag einen Platz darin gefunden und warten jetzt auf neue Leser. Jeder, der sich von Büchern trennen, diese aber nicht einfach ins Altpapier werfen will, kann diese nun in das Regal stellen.

"Sowas gab es schon in vielen Orten", sagt Kanniga. Daher kam ihr, als sie 2019 die Planskizze für die Neugestaltung des Stadtbrunnenplatzes entwarf, die Idee, ein offenes Büchertauschregal auch in Binsdorf aufzustellen. Das gespendete Möbelstück haben Sie und ihr Mann Matthias wetterfest aufbereitet und verschönert – und mit einigen cleveren Details ausgestattet.

Solarpaneel auf dem Dach

So befindet sich auf dem Dach ein Solarpaneel, das bei Sonnenschein eine Batterie auflädt. Dank dieser wird das Bücherregal im Dunkeln beleuchtet.

Das Regaldach selbst ist aus Glas und lässt Sonnenlicht hindurch. Das nutzt dem darunter montierten "Wildbienenhotel": Die Insektenlarven benötigen Licht und Wärme. Einige der Röhren sind bereits "vermietet". Im kommenden Jahr werden daraus junge Wildbienen schlüpfen, die an den Blumen des Dorfplatzes Nahrung finden und diese bestäuben können. Auf der Rückseite sind außerdem Nistplätze für Vögel und Fledermäuse eingebaut.

Zwischen den beiden obersten Regalböden sind Halterungen für Lesebrillen angebracht. Zwei Sehhilfen hängen bereit, sodass auch derjenige spontan zu einem Buch greifen und sich auf die Bank daneben setzen kann, der seine Brille beim Spazierengehen daheim gelassen hat.

Im rechten, unteren Fach des Regalschränkchens liegen ein paar kleine Spiele bereit. Aus der bisherigen Erfahrung wissen die Dorfplatzgestalter, dass die Binsdorfer sorgsam mit den bereitgestellten Dingen umgehen und nichts mitnehmen: "Beim Mensch-Ärgere-Dich-Nicht ist sogar ein Würfel dazugekommen", freut sich Kanniga. Vielleicht spende auch jemand weitere Spiele für das Regal.

An den beiden unteren Glasscheiben haben die Kannigas innen kleine Metallklammern angebracht. Daran können Binsdorfer bis zu A5 große Bilder oder auch Gedichttexte aufhängen.

Sitzkissen liegen bereit

Ganz unten im Regal liegen grüne Sitzkissen bereit, auf die Kathrin Kanniga die Silhouette des Klosterpanoramas gesprüht hat. Diese sind als Polster für die Bank oder die steinernen Sitze auf dem Dorfplatz gedacht. Zusammen mit einem Kaffee aus Birgit Englerts "Dorflädle" verspricht das alles zusammen perfekte Gemütlichkeit mitten im Ort – selbst wenn das offene WLAN im nahen Rathaus mal ausfällt.

Für die Zukunft gehen den Kannigas und ihren Helfern die Ideen nicht aus: So könnte eine Weinrebe von der Wiese hinüber zum Bücherregal ranken. Auf einem nahen Stromkasten soll eine Beschreibung des Platzes angebracht werden. Und vielleicht kommt auf lange Sicht sogar eine E-Bike-Ladestation hinzu.

Während die beiden Landschaftsgärtner sich ehrenamtlich um die Pflege der Anlage kümmern – die Materialkosten deckt das Binsdorfer Ortschaftsbudget –, haben Regine Abele-Nastold und der Binsdorfer Lesekreis künftig ein Auge auf dem Inhalt des offenen Regals: "Wir hoffen, dass die Bürger ordentlich was ausleihen und sich daran erfreuen", sagt Abele-Nastold. Sie und ihre Mitstreiterinnen wollen aber auch darauf schauen, dass das Regal so sauber aufgeräumt bleibt wie im Moment und beispielsweise keine gewaltverherrlichenden Bücher oder politische Propaganda ausgelegt werden.