Tauben in Hechingen Foto: Pacuku

Mehr als 2000 Tauben soll es in Hechingen geben, sagt der Verein Stadttauben Hechingen. Verschlimmert werde die Situation durch das Fütterungsverbot.

Hechingen - Zur Frage, ob Hechingen ein Taubenproblem hat, sagt die Stadt: "Nein". Der Verein Stadttauben Hechingen sieht das anders. Als verwilderte Haustiere obliegen die Tiere der Verantwortung der Kommunen – in diesem Fall also der Stadtverwaltung Hechingen. Doch die sieht keinen Handlungsbedarf, Hechingen habe kein Taubenproblem.

Lösung: Betreute Taubenschläge

Jüngst wurde bereits die zweite Taube mit einer Schussverletzung gefunden, und um dem Taubenproblem gewaltfrei entgegenzuwirken, hat sich ein neuer Verein gegründet. Welche Probleme die unkontrollierte Vermehrung der Stadttauben mit sich bringt, weiß dessen Vorsitzende, Christine Maier. "Ein großes Problem für die Bevölkerung ist der Dreck, den die Tiere in der Stadt verursachen und dessen Beseitigung die Stadt jedes Jahr viel Geld kostet." Hier würden betreute Taubenschläge helfen, denn wie in anderen Städten bereits zu beobachten ist, hinterlassen die Tiere einen Großteil ihres Kots dort, erklärt Maier.

In Hechingen gilt ein Fütterungsverbot

Verschlimmert werde die Situation durch das in Hechingen geltende Fütterungsverbot. "Den Tauben bleibt nichts anderes übrig, als sich als abfallsuchende Fußgänger durch die Stadt zu bewegen", so Maier. "Diese Abfälle verursachen jedoch Magen-Darm-Erkrankungen mit Durchfall."

"Die Bürger sind verzweifelt"

"Die Bürger sind verzweifelt", meint Maier. "In ihrer Not verkleiden die Leute ihre Häuser mit teuren Spikes und Netzen und verlagern das Problem von einem Haus zum anderen." Denn Tauben seien standorttreue Tiere, die ihren Brutort nie weiter als 100 bis 200 Meter verlegen. "Vergrämungsmaßnahmen helfen also nicht", erklärt Maier.

Das Augsburger Modell

Als einzige effektive Lösung sieht der Verein deswegen betreute Taubenschläge nach dem "Augsburger Modell". Durch Fütterung und Schaffung von Nistplätzen in betreuten Taubenschlägen werden die Tauben an den Schlag gebunden. "Zu 80 Prozent hinterlassen die Tiere dann im Schlag." Durch regelmäßigen Austausch der Eier gegen Attrappen wird außerdem die Vermehrung gestoppt.

Gutachten beauftragt

Was genau tut der Verein? Die Stadttauben Hechingen dokumentieren derzeit den Hechinger Taubenbestand und haben dafür ein Gutachten in Auftrag gegeben. Außerdem füttern die Vereinsmitglieder die Tauben an drei Brennpunkten, wofür sie eine offizielle Genehmigung der Stadt Hechingen erhalten haben.

Verein bittet um Spenden

Auch kümmert sich der Verein um verletzte Tauben, lässt diese tierärztlich behandeln. Um die laufenden Kosten zu stemmen, bittet der Verein um Spenden. "Wir sind ehrenamtlich tätig und erhalten keinerlei Unterstützung von der Stadt Hechingen." Obwohl die Stadt dafür eigentlich zuständig ist, denn die Stadttaube unterliegt als wildlebendes Haustier der Verantwortung der Kommunen.

Rathaus sieht kein Problem

Bei der Stadt stößt der Verein aber auf taube Ohren. Das Rathaus bezweifelte in einer Pressemitteilung anfang November "die vom Verein postulierte Anzahl von 2000 Stadttauben". Für das Aufstellen von Taubenschlägen nach dem "Augsburger Modell" würden zudem geschätzt 80 000 Euro an Kosten anfallen. Eine ungerechtfertigte Investition, so die Stadt.