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Jubilar erntet Lobeshymnen von Kanzlerin und EU-Kommissionspräsident. Liebeserklärung an Schwarzwälder Heimat.

Offenburg - Großaufgebot für einen, der viel für Deutschland und Europa, für die CDU und die Ortenau getan hat: Wolfgang Schäuble, aktuell und – wer weiß? – auch in den kommenden vier Jahren Bundesfinanzminister in Berlin, feierte am Montagmorgen seinen 75. Geburtstag mit einem großen Empfang in der Offenburger Reithalle.

 

Geschätzt mehr als 700 Gäste sind gekommen, um dem Politiker ihre Aufwartung zu machen. Allen voran Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel sowie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Junker. Daneben Dutzende ehemalige und noch aktive Politiker aus halb Europa, dem Bund und Baden-Württemberg. So viele, dass sein Schwiegersohn, CDU-Landeschef Thomas Strobl, zu Beginn der offiziellen Feierlichkeiten viele Minuten braucht, um alle im Schweinsgalopp zu begrüßen. Erwin Teufel ist da, viele Ex-Minister seines Kabinetts, Parteigranden, Wirtschaftslenker, Kirchenvertreter, gar die Gewerkschaften mit mehreren Funktionären. Man sieht Friedrich Merz, den einstigen Hoffnungsträger der Partei, daneben viele konsularische Vertreter. Sie alle drängen sich in der viel zu kleinen Halle, ein Durchkommen ist kaum möglich. Geladen zum Empfang hat die Landes-CDU.

Der Vormittag beginnt mit einem großen Aufmarsch an Bürgerwehren und Trachtengruppen aus dem ganzen Land. Sie defilieren an Schäuble und seinen Gästen vor der Halle vorbei, salutieren und machen dem Jubilar ganz offenkundig eine große Freude. Schäuble ist gerührt. "Mehr, als ich es sonst zugeben würde", sagt er später. Das bunte Bild der Trachtenträger war eine Idee der Parteikollegin Kordula Kovac aus Wolfach im Kinzigtal, ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk.

Mehrere Dutzend Bürger tummeln sich vor der Halle, sie wollen einen Blick auf die Promis und natürlich Kanzlerin Merkel erhaschen. Und die kommt dann auch pünktlich, im gelben Blazer, läuft durch die Schar der Bürgerwehrler schnurstracks auf den Jubilar zu und gratuliert ihm herzlich. Sie findet an diesem Morgen viele lobende Worte für ihren Parteifreund mit dem sie längst nicht immer einer Meinung ist.

Ein Bub drückt der Kanzlerin noch ein Geschenk in die Hand, sie lächelt und dankt artig, dann geht es zum Festakt hinein in die Halle. Strobl moderiert den Vormittag an, dann folgt ein Videofilm, in dem Star-Dirigent und Schäuble-Freund Daniel Barenboim den Jubilar würdigt. Immer wieder sieht man historische Bilder und ahnt, in welcher Zeit Schäuble vor 75 Jahren zur Welt kam, was ihn in der Nachkriegszeit prägte.

Dann Merkel. Sie zeichnet ein mehrteiliges Bild Schäubles. Er stehe nicht selten für Europa "mitten im Orkan", bleibe aber auch in hektischen Sitzungen die personifizierte Ruhe. Sein Wirken für Europa sei segensreich gewesen, lobt Merkel.

Gleiches gelte für Deutschland. Die Kanzlerin erinnert daran, dass Schäuble stets bei jenen zu finden war, die fest an die Wiedervereinigung geglaubt hätten. Am Ende sei er dann zum "Architekten der deutschen Einheit" geworden. Im Bundestag wirke der Offenburger schon seit 45 Jahren. Dort habe er immer "ein Feingefühl für die Nöte und Zwänge der Abgeordneten" gehabt.

Den Menschen Schäuble beschreibt die Kanzlerin, seit fast drei Jahrzehnten enge Begleiterin auf politischer Bühne, als "ehrgeizig, bisweilen sarkastisch und auch spitzbübisch". Als Geschenk überreicht sie ihm namens der CDU eine Werkausgabe des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer.

Dann folgt das nächste politische Schwergewicht, Jean-Claude Junker, Chef der EU-Kommission, der mächtigste Mann in Brüssel. Mit ihm sei Schäuble "durch dick und dünn gegangen", sagt er. Umfangreich würdigt Junker dessen Einsatz für Europa. Die deutsche Wiedervereinigung? "Da sollte Deutschland noch immer stolz darauf sein!", ruft Junker in die Halle und erntet großen Beifall. Das sei "ein Geschenk für die Geschichte Europas". Und dann formt er mit Worten das vielleicht größte Geschenk, das Schäuble an diesem Geburtstag bekommt: "Wolfgang Schäuble hat die Welt besser gemacht. Das können nicht viele von sich behaupten." Wieder brandet langer Applaus auf.

Zum Schluss ergreift der Jubilar selbst das Wort. Er ist gerührt, was man bei ihm nicht so oft sieht, und sehr bewegt, wie er selbst einräumt. Dann gleich zu Beginn eine Liebeserklärung an seine Schwarzwälder Heimat. Geboren sei er zwar in Freiburg. Aber nur, weil dies in den Kriegswirren in Hornberg nicht ging. "Ich bin ein Hornberger!", ruft er stolz. Das Leben mache einiges mit einem, er betrachte den 75. Geburtstag als großes Geschenk: "Ich bewundere meine Frau. Ich möchte nicht mit mir verheiratet sein!"

Ein paar persönliche Einblicke in sein Politikerherz folgen. Demütig mache die Politik ihn, sagt er. "Und aus Demut wird Mut!" Und den sollten die Deutschen heute ruhig haben. Angesichts dessen, was zur Wiedervereinigung gestemmt wurde, verstehe er nicht, dass heute "schon wieder gejammert wird". Wieder Beifall, langanhaltend.

Dann sind die Reden vorüber, die Kanzlerin und ihr Abgeordnetentross längst nach Freiburg zur Kundgebung auf den Münsterplatz enteilt. Die Feier klingt aus – mit erstaunlich wenig Sätzen, wen die Geburtstagsgäste am Sonntag doch bitte wählen sollen. Das wissen die Parteifreunde Schäubles ja schon.