So könnte das geplante Einkaufszentrum in der nördlichen Innenstadt Offenburgs aussehen. Die City-Partner wollen notfalls dagegen klagen – ihrer Meinung nach informiert die Stadt mit falschen Zahlen über das Projekt. Jetzt hat sich die Stadtspitze zu den Vorwürfen geäußert. Foto: Stadt Offenburg

Händler und Stadtverwaltung sind sich in Sachen Einkaufszentrum weiter uneins: Offenburger Stadtspitze wehrt sich gegen Vorwürfe der City-Partner.

Offenburg - Unseriös, einseitig und ohne jede Grundlage sei die Argumentation der City-Partner: Die Offenburger Stadtspitze wehrt sich mit diesen Worten gegen die Vorwürfe der Vertreter der Einzelhändler, das geplante Einkaufszentrum in der nördlichen Innenstadt basiere auf falschen Zahlen.

Gemeinderat und Stadtverwaltung hätten sich, so steht es in der Mitteilung der Stadt, nach jahrelanger, intensiver Planung für ein Einkaufsquartier in der nördlichen Innenstadt entschieden: Die Qualität der Offenburger Stadt werde "insgesamt eine Aufwertung erfahren, um auch in Zukunft gegenüber allen Wettbewerbern konkurrenzfähig zu bleiben".

Während die Händler, die sich jetzt mit "scharfen Vorwürfen äußern, in erster Linie offensichtlich eigene Interessen verfolgen", orientiere sich die Stadtspitze an anderen Maßstäben: dem Allgemeinwohl, der Gesamtstadt, dem Gemeinnutz, heißt es in der Mitteilung weiter.

Die Funktion von Offenburg als Oberzentrum im mittelbadischen Raum werde von den City-Partnern negiert. Das Oberzentrum müsse aber auch künftig seiner Rolle für die gesamte Region gerecht werden – und es habe die Kraft und das Potenzial dazu, "den in ganz Deutschland erkennbaren Wandel in der Einkaufswelt für unsere Stadt positiv zu gestalten".

Oberbürgermeisterin Edith Schreiner betont in dem Schreiben: "Wir haben die Entscheidung für diese Entwicklung gemeinsam mit dem Gemeinderat gut abgewogen, informieren transparent und sind überzeugt, dass unsere Vergabeentscheidung uns zu einem innenstadtverträglichen neuen Quartier führen wird." Basierend auf der Ausschreibung und den Erkenntnissen aus der Dialogphase habe man jetzt mit "unseren Prüfsteinen zweifelsfrei markiert, was wir von den Anbietern erwarten – an diese halten wir uns und werden so für unsere Stadt und ihre Einwohner das bestmögliche Ergebnis erzielen."

Mit Blick auf das Gesamtquartier prognostizieren die Gutachter laut den Stadtvertretern eine Umverteilung von 7,7 bis zehn Prozent. Die City-Partner hätten die Marke von zehn Prozent Umsatzverteilung als einen "sehr, sehr hohen Wert" kritisiert. Die Rechtsprechung und die Aussagen der Genehmigungsbehörden sind laut Stadt jedoch eindeutig: Zehn Prozent gelten als verträglich und stellen "im Übrigen nur einen Orientierungswert dar". Erst ab diesem Wert sei die Verträglichkeit der geplanten Handelsansiedlung von anderen Kriterien abhängig, wie etwa der Anzahl und Größe der Geschäfte, vorhandene und neue Angebote. Die Stadt beziehe diese Kriterien auch dort ein, wo der Umverteilungsanteil unter zehn Prozent bleibt.

"Unsere Devise lautet Vorsicht statt Schönfärberei", erklärt Baubürgermeister Oliver Martini in der Mitteilung. "Wir folgen dem allgemein anerkannten Standardverfahren, das im Ergebnis zur Betrachtung des schlimmsten anzunehmenden Falles führt. Dass dieser so genannte Worst Case eintritt, ist gleichwohl unwahrscheinlich."

Die Verträglichkeitsanalyse sei, so steht es in dem Schreiben der Stadt, "genau zum jetzigen Verfahrensstand richtig, da die von der Stadt beauftragten Gutachter nun die von den drei Bietern vorgelegten Konzepte ganz konkret prüfen können". "Dieses Vorgehen ist klug, da wir nun viel mehr Erkenntnisse darüber haben, was in dem neuen Quartier passiert und exakter prüfen können. Bei der Analyse zu Beginn des Verfahrens wäre dies weitaus unpräziser gewesen", betont Martini.

Nicht zuletzt werde das Offenburger Einkaufsquartier auch schlicht kein Center werden, wie es das in anderen Städten gibt.

Das Quartier werde weitaus kleinteiliger geplant, öffne sich zur gewachsenen Innenstadt und werde eine Größe haben, die von den klassischen Malls weit entfernt ist. Martini sagt laut Mitteilung: "Stellen Sie sich beispielhaft das Modehaus Zinser vor – die Verkaufsfläche im neuen Quartier ist mit zirka 6000 Quadratmetern im Sortiment Bekleidung, Schuhe, Sport kleiner als die Verkaufsfläche des Modehauses mit rund 7000 Quadratmetern."