Hier wird mit fünf Milliarden Euro Bilanzsumme gewirtschaftet: die Zentrale der Sparkasse Offenburg-Ortenau.Fotos: Sparkasse Foto: Lahrer Zeitung

Finanzwirtschaft: Reiche Kunden zahlen ab 100 000 Euro "Verwahrgebühr" / Bilanzsumme bei 5,1 Milliarden

Die Sparkasse Offenburg-Ortenau wächst auch in der Krise weiter stark und verzeichnet reihenweise Rekorde. Kunden bringen ihr Geld bergeweise zur Sparkasse. Reiche Kunden mit hohen Rücklagen müssen ab Sommer allerdings Strafzinsen bezahlen.

Lahr/Offenburg. In normalen Zeiten jubeln Banker, wenn ihnen die Kunden mehr als anderen Kreditunternehmen vertrauen und das Geld fast schon säckeweise vorbeibringen, um es zu verwahren. Doch die Zeiten sind nicht normal, die Zinsen sind am Boden und so ist die Freude bei Sparkassen-Chef Helmut Becker leicht getrübt, wenn er an die hohen Summen denkt, die seine 200 000 Kunden in der Ortenau und darüber hinaus dem Geldhaus anvertrauen. "Wir müssen uns fragen: Wohin mit dem vielen Geld, denn damit verdient man ja heutzutage leider nichts mehr", sagte Becker bei der Bilanz-Pressekonferenz am Freitag in Offenburg. Sie fand vor Ort statt, in der großen Veranstaltungshalle. Die Sparkassen-Zahlen im Detail:n Die 5-Milliarden-Bank: Um satte acht Prozent wuchs die Bilanzsumme der Sparkasse im vergangenen Jahr, auf nun fast 5,1 Milliarden. Damit ist das Geldhaus des stärkste der Ortenau. Der Sprung nach oben resultierte laut Bankvorstand vor allem wegen der massiven Zunahme an Kundeneinlagen. "Wir werden mit Geld praktisch überschüttet", erklärte Helmut Becker. Die Sparkasse als regionales Unternehmen profitiere von ihrem soliden Ruf.n Reiche Kunden zahlen: Etwa zwei von Hundert Sparkassen-Kunden haben mehr als 100 000 Euro beim Kreditinstitut auf der hohen Kante. Diese reichen Kunden müssen spätestens zum 1. Juli Strafzinsen für ihr deponiertes Geld bezahlen, ein sogenanntes "Verwahrgeld", in Höhe von einem halben Prozent. 100 000 Euro sind der Freibetrag, bis zu dem Kundeneinlagen nicht strafbezinst werden, teilte die Sparkasse mit.nMehr Vermögen: Um neun Prozent stiegen die Vermögensanlagen der Kunden voriges Jahr an, auf nun gut 5,5 Milliarden Euro. Beim Geschäft mit Aktien gab es das stärkste Wachstum.nGewinn sinkt: Niedriges Zinsniveau ist Gift fürs Bankgeschäft und den Erlös. Deshalb sank 2020 der Sparkassengewinn (Betriebsergebnis vor Bewertung) um 5,4 auf nun rund 34 Millionen Euro. n Kaum Kredit-Ärger: Nur jeder hundertste Kredit der Sparkasse habe im vergangenen Jahr gewackelt und brauchte eine Stundung, berichtete Vorstandsmitglied Jürgen Riexinger. Das zeige, wie solide die Wirtschaft trotz Corona voriges Jahr gelaufen sei. Das Kreditvolumen des Geldhauses betrage nun 3,1 Milliarden Euro, ein Plus von 100 Millionen Euro.n Betongold glänzt: In der Krise nehme das Interesse an Immobilien trotz hoher Preise weiter zu. An jedem Arbeitstag habe die Sparkasse zehn neue Baufinanzierungen auf den Weg gebracht. Ein Ende der Nachfrage sei nicht in Sicht. Wohnen im eigenen Heim habe noch an Wert gewonnen.nJobs durch neue Firmen: Zwei Dutzend Existenzgründungen förderte die Bank voriges Jahr, dadurch seien mehr als 70 neue Arbeitsplätze entstanden.nVier Filialen dicht: Zum Sommer macht die Sparkasse ihre Geschäftsstellen in Durbach, Elgersweier, Renchen und Bad Peterstal zu Selbstbedienungsfilialen, ohne Personal. Im Raum Lahr sind keine Schließungen geplant.n Sieben Millionen Bau: In Ettenheim investiert die Sparkasse sieben Millionen in einen nachhaltigen Neubau vor den Toren der Stadt. Die jetzige Sparkasse in der Innenstadt wird zur SB-Filiale.n Viel weniger Bargeld: Kontaktloses Bezahlen gewann in der Krise deutlich mehr Freunde. Bargeld-Transaktionen nahmen um 20 Prozent ab. Dafür zahlen immer mehr Menschen mit der Karte (plus 21 Prozent). Auch immer mehr Händler bieten das Zahlen mit der Karte an. Auch der gute alte Kontoauszugsdrucker ist immer weniger gefragt, die Nutzung ging im vergangenen Jahr um 15 Prozent zurück.n Zwei Drittel online: Von drei Sparkassenkunden nutzen zwei die digitalen Möglichkeiten für ihre Bankgeschäfte. Tendenz: weiter steigend. Vor allem per Handy-App nehme der Zugriff auf das digitale Konto immer mehr zu.

Aktuell steht bei der Sparkasse Offenburg-Ortenau kein Zusammenschluss mit einer benachbarten Sparkasse auf dem Plan, erklärte Helmut Becker auf Nachfrage unserer Redaktion. Zuletzt hatte es im Kinzigtal eine Fusion von Gengenbach mit Haslach/Wolfach gegeben. Offenburg bleibe aber offen für weitere Entwicklungen, so Becker.