Im Wahlkreis Offenburg hat Thomas Marwein (Grüne) das Direktmandat bekommen. Foto: Forth

Die Bürger haben gewählt. Am Tag danach bewerten die Kandidaten für den Wahlkreis Offenburg die Ergebnisse.

Offenburg - Die Würfel sind gefallen: Sechs der neu gewählten Landtagsabgeordneten kommen aus der Ortenau. Im Wahlkreis Offenburg hat Thomas Marwein (Grüne) das Direktmandat bekommen.

 

Am Tag nach der Wahl sei er noch "vollkommen überrascht" von seinem Ergebnis von 33,7 Prozent (wir berichteten), sagt Grünen-Kandidat Thomas Marwein im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass er in den Landtag einziehen würde, damit habe er aber gerechnet. Mit dem Ergebnis, das seine Partei auf Landesebene erzielte, zeigte er sich ebenfalls zufrieden. "Für die Grünen ist es historisch, dass sie in Baden-Württemberg stärkste Partei sind." Der Erfolg sei auch Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann zuzuschreiben. Nun gehe es an die Regierungsbildung. "Schwarz-grün sehe ich als vernünftigste Lösung an", so Marwein. Mit der CDU gebe es Schnittmengen, nur bei Innen- und Bildungspolitik sehe er Schwierigkeiten.

"Die Regierungsbildung wird nicht einfach werden", sagt Volker Schebesta (CDU). Seine Partei rede mit allen, außer mit der AfD, betont er. Zum Abschneiden der CDU sagt er, weder das Ergebnis auf Landesebene noch im Wahlkreis sei zufriedenstellend. Schebesta gelang es nicht, das Direktmandat zu bekommen – nur über die Zweitauszählung schaffte er den Sprung in den Landtag. Vor allem die unterschiedlichen Haltungen zu Angela Merkels Flüchtlingspolitik hätten dazu geführt, dass sich manche Bürger bei der CDU nicht mehr aufgehoben gefühlt hätten. Aber auch die starke Anerkennung, die Kretschmann genieße, habe eine Rolle gespielt, so Schebesta.

FDP-Kandidat Silvano Zampolli hatte Grund zur Freude. "Auch wenn es mit dem Einzug in den Landtag nicht geklappt hat, habe ich mich gefreut, dass wir uns stark verbessert haben", sagt er. Er betont auch, dass der Wahlkreis groß sei. "Man kann nicht überall sein. Vielleicht hätte ich in der Stadt Offenburg mehr machen müssen", überlegt er. Falls seine Partei Teil einer Koalition werde, müsse sie zwar Kompromisse eingehen, dürfe aber "auf keinen Fall eigene Positionen aufgeben", warnt er.

Yannik Hinzmann, Landtagskandidat der Linken für den Wahlkreis Offenburg, sagt zum Ergebnis seiner Partei von 2,2 Prozent: "Schade, es wäre schön gewesen, wenn wir es reingeschafft hätten." Er habe aber damit gerechnet, dass seine Partei nicht in den Landtag komme. Aber in der Ortenau sehe die Linke ihre Arbeit vor allem darin, in den Gewerkschaften und sozialen Bewegungen aktiv zu sein. "Wir sagen, die Leute sollen selbst aktiv werden und sich nicht auf irgendwelche Politiker verlassen", so Hinzmann. Die Linke setze sich für eine Zerschlagung des Kapitalismus und ein neues Gesellschaftssystem ein, betont er.

Auch die Sozialdemokraten mussten im Wahlkreis Verluste hinnehmen. Sie kamen auf 10,6 Prozent. SPD-Kandidat Daniel Kirchner war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

AfD-Ergebnis überrascht andere Kandidaten

Stefan Räpple wird künftig für die AfD im Landtag sitzen. Im Wahlkreis Offenburg schaffte er den Sprung ins Parlament zwar nicht, dafür aber im Wahlkreis Kehl. Ein "sensationelles Ergebnis", resümiert er am Tag nach der Wahl. Für ihn sei das vor allem ein Zeichen dafür, dass das Wahlprogramm Themen "aus der Mitte der Gesellschaft" abbilde. "Wir werden in der Opposition sein", sagt er mit Blick auf die Regierungsbildung. Er halte es für wichtig, dass die Regierung eine "Gegenstimme" bekomme. "Das tut der Demokratie richtig gut."

Über das Abschneiden der AfD zeigten sich fast alle anderen Kandidaten überrascht. Schebesta etwa kommentierte das Ergebnis als "erschreckend". Es zeige aber: "Die einfachen Antworten, die auf bestimmte Fragen angeboten wurden, haben in einem Ausmaß Resonanz gefunden, wie wir das nicht erwartet hatten. Nun muss sich zeigen, dass die Lösungen auf diese Fragen aber nicht so einfach sind." Hinzmann warnt: Viele Menschen würden sich Illusionen machen. Eine derart "rassistische Partei" stehe für "sozialen Kahlschlag".

Marwein sagt: "Ich war richtig erschrocken, dass das Ergebnis sogar über den letzten Umfragewerten lag." Er mahnt aber auch: "Wir anderen Parteien müssen uns überlegen, wie wir politisch mit ihnen umgehen." Es gelte abzuwarten. "Es wird sich zeigen, wie sich die AfD-Abgeordneten im Landtag verhalten werden", so Marwein. "Wir müssen nur wachsam sein, dass rechtsradikale und rechtspopulistische Äußerungen unterbleiben und die vier anderen Parteien zusammenstehen."

Für Zampolli sei das AfD-Ergebnis "keine Überraschung" gewesen. "Ich denke, dass die AfD Themen anspricht, die andere Parteien unter den Teppich kehren. Aber irgendwann ist der Haufen so groß, dass man darüber stolpert", sagt er. "Aber Themen, die die Menschen beschäftigen, kann ich nicht einfach ausklammern."