Hausschweine können unter anderem von Wildschweinen mit der afrikanischen Schweinepest angesteckt werden. Bislang sind aber keine Fälle in Deutschland bekannt. Foto: Murat Foto: Schwarzwälder Bote

Landwirtschaft: Experten informieren über afrikanische Schweinepest / Bisher noch kein Fall in Deutschland

Bisher gibt es in Deutschland – und somit auch im Ortenaukreis – keinen Fall von afrikanischer Schweinepest. Wie hoch ist das Risiko, dass es doch zu einem Ausbruch von ASP kommt? Und was hätte das für Folgen?

Ortenau . Auf diese Fragen antworten ein Tiermediziner, ein Landwirt, ein Jäger, ein Metzger und ein Berater für Schweinefleischerzeuger aus der Region.

Die Gefahr eines Ausbruchs ist hoch: "Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit beurteilt das Risiko der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest in die deutsche Wildschweinpopulation durch kontaminiertes Schweinefleisch oder daraus hergestellte Erzeugnisse durch Personen als sehr hoch", sagt Jan Loewer, Leiter des Amts für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Ortenaukreises. Aufgrund der vielen möglichen Kontakte im Zusammenhang mit dem Reise- und Güterverkehr lasse sich seriöserweise kein spezielles Risiko für eine Region angeben. Da die Infektionskrankheit ausschließlich Haus- und Wildschweine betreffe, könnten Menschen nicht erkranken.

Auch Klaus Dorner, Schweinefleischproduzent aus Kippenheimweiler, schätzt das Risiko eines Ausbruchs sehr hoch ein. Er weiß, dass Verbraucher sensibel reagieren würden, obwohl Menschen nicht daran erkranken.

Die Auswirkungen wären gravierend: "Bei einem ASP-Fall in der Region besteht das Risiko, dass der gesamte Markt einbricht", befürchtet Dorner und fährt fort: "Dann müssten alle Tiere des Betriebs getötet werden." Er selbst beziehe Ferkel nur aus einem Betrieb in der Nähe – das Risiko einer Infektion sei dadurch geringer.

Veterinär Loewer glaubt auch, dass sich für Schweine haltende Betriebe und einen großen Teil der Fleischwirtschaft in betroffenen Gebieten einschneidende Auswirkungen ergäben. Er bestätigt, dass bei einem Ausbruch von ASP in einem Hausschweinebestand alle Tiere getötet und besonders entsorgt werden müssten. Ein großer Sperrbezirk und ein Beobachtungsgebiet würden dann eingerichtet, um eine Verschleppung zu verhindern. Innerhalb und aus den Gebieten heraus wäre der Transport von Schweinen und deren Erzeugnissen eingeschränkt. Die Bestände würden intensiv überwacht. das alles gelte auch, wenn bei einem Wildschwein ASP festgestellt werde. Das kann getan werden: "Was wir jetzt tun, machen wir vorbeugend", informiert Manfred Just, stellvertretender Kreisjägermeister. "Wir versuchen verstärkt, die Wildschweinpopulation durch revierübergreifende Drückjagd und verstärkten Ansitz zu reduzieren." Bisher sei die falsche Entsorgung von Lebensmitteln Ursache der Ausbreitung der Schweinepest, so Just. Dietmar Scheurer vom Erzeugerring Ortenau weist darauf hin, das verseuchte Schweinefleischprodukte wie Salamibrote, die aus den Verbreitungsgebieten der ASP mitgebracht und etwa an Autobahnraststätten liegen bleiben, von Wildschweinen gefressen würden. Diese können die Krankheit dann auch an Hausschweine übertagen.

Das Land Baden-Württemberg klärt deshalb mit einer Kampagne für den Güterfernverkehr und Reisende auf. Landwirte und Jäger werden zudem auf Hygienemaßnahmen hingewiesen. Um eine Einschleppung schnell aufzudecken, werden tote Wildschweine zudem stichprobenweise auf ASP untersucht. Einen Impfstoff gibt es nicht.

"Wir können vorbeugend nicht viel machen", sagt Landwirt Dorner aus Sicht der Erzeuger. "Es gibt bei uns ohnehin keine Besucher im Stall."

Wie reagieren Verbraucher auf ASP? "Ein Rückgang der Nachfrage nach Schweinefleisch aufgrund von ASP ist nicht festzustellen", sagt Martin Gorenflo, stellvertretender Obermeister der Fleischerinnung Ortenau. "Die Kunden wissen, dass wir darauf achten, woher das Fleisch kommt." Ob das so bleibt, falls in der Ortenau ein Fall von ASP gemeldet werden sollte, weiß er nicht.

Die afrikanische Schweinepest tritt seit 2014 in den baltischen Ländern und in Polen auf, davor gab es Nachweise in der Ukraine, Weißrussland und Russland. Im Juni vergangenen Jahres wurde der Erreger erstmals auch bei Wildschweinen in Tschechien gefunden.