Lidia Felker Foto: cbs Foto: Schwarzwälder-Bote

Lidia Felker feiert mit zehn Kindern, 38 Enkeln, 61 Urenkeln und zwei Ururenkeln

Von Christine Bohnert-Seidel Lahr. Lidia Felker strahlt über das ganze Gesicht. "Ach du lieber Gott, wie viele Enkel habe ich wohl?", fragt sich die kleine, kernige Frau. Tochter Lidia Felker junior hilft ihr auf die Sprünge. Bei zehn Kindern, 38 Enkeln, 61 Urenkeln und zwei Ururenkeln darf die Lahrerin sicher auch einmal den Überblick verlieren.

Damit ihre Lieben jedoch über alle Familienangehörigen im Bilde sind, trägt Lidia Felker sämtliche wichtige Daten in ein großes Buch ein. Darin findet sich eine Geschichte, die in Russland im Gebiet Saratov im Dorf Stahl begann.

Es waren schöne, unbeschwerte Kinderjahre, bis die Familie 1933 einer Kolchose zugeteilt wurde. Das Land an der Wolga war fruchtbar, viel Gemüse wuchs dort. Im kleinen Ort Stahl gab es keine Schule. Mit zehn Jahren besuchte sie erstmals eine Volksschule. Zu gern hätte Lidia Felker selbst andere Kinder unterrichtet. Aber mit der Vertreibung der Wolgadeutschen nach Sibirien schlug die Familie ein schweres Kapitel auf. Mit 17 Jahren zählte sie zu den 7000 Frauen, die in einem Waldgebiet in Gorgowski in Sibirien "die Bäume geschmissen hat". Heute lacht Lidia Felker, geborene Justus, über die eigene Wortwahl. Aber es waren harte Jahre, in denen auf zierliche Frauen keine Rücksicht genommen wurde. Unzählige Menschen sind in den Wäldern Sibiriens erfroren. Lidia Felker überlebte die vier Jahre Waldarbeit in der Trudarmee.

1944 kamen die Männer aus dem Krieg. "Ach, haben die nach uns Mädchen geschaut", lächelt Lidia Felker. Unter den Männern war auch Konrad Felker. Das Paar heiratete 1946. Elf Kinder sind aus der Ehe hervorgegangen. Natürlich mussten sie kräftig mitanpacken. Die älteren Geschwister sorgten für die jüngeren. 1954 zog die Familie nach Kirgistan. Lidia Felker arbeitete in einer Molkerei. Es war viel Arbeit, die die kleine zierliche Frau mit der ihr eigenen Freude und Hingabe verrichtete.

1995 ist Ehemann Konrad gestorben. Ein Jahr später zog die Familie nach Deutschland. Lediglich ein Sohn ist in der Ukraine geblieben. Seit 17 Jahren lebt Lidia Felker glücklich in Deutschland. Die ersten sechs Jahre in Finsterwalde, bis der größte Teil der Familie nach Lahr gezogen ist. Seit 2003 hat sie ihre gemütliche Wohnung in der Straße Breitmatten in Lahr. Gefeiert wird jedoch mit einem Gartenfest. Die Familie ist riesig. Selbst wenn nur die Hälfte kommt, gilt es den Überblick zu bewahren. Lidia Felker ist bibeltreu und zählt noch heute zu den regelmäßigen Kirchgängerinnen in der Christuskirche.