Mitglieder der Offenburger Heckergesellschaft ziehen mit wehenden Fahnen über die LGS-Brücke. Foto: Baublies

Brauchtum: Trachtenträger und Mundartdichter bieten buntes Programm beim "Badner-Sunndig"

Lahr - Helden mit Heckerhüten und Vorderladern sowie Gäste, die Lust am Singen und Feiern hatten, haben die Landesgartenschau bevölkert. Der "Badner-Sunndig" hat sich als Besuchermagnet erwiesen.

Auf der Bühne im Kleingartenpark ging es am Nachmittag ins Detail, was Badener angeht. Helmut Dold, Kuhbacher Original und heute Wahl-Schuttertäler, eröffnete den Reigen der Mundartdichter mit dem "Muggeseggele-Blues". Danach bewies Otmar Schnurr, der laut Selbstbeschreibung als Achertäler nahe an der schwäbischen Grenze lebt, Toleranz gegenüber dem angeblichen Erbfeind. Dafür ließ er an der Verwandtschaft der eigenen Frau kein gutes Haar. Merke: Feindbilder "brücht de Badner halt scho". Ulrike Derndinger, Helmut Dold, Ludwig Hillenbrand und Wendelinus Wurth erzählten humorvoll-hintersinnig über badische Befindlichkeiten und die Eigenheiten der Menschen in der Rheinebene von Basel bis Mannheim. Die Besucher hatten ihren Spaß, zumal die Autoren einigermaßen verständlich sprachen.

Die Fahne trugen Mitglieder der Offenburger Heckergesellschaft durch den Park. Beim "Treffpunkt Ortenau" gab es sogar eine Kanone, die Krawall machte, solange auf den Bühnen gerade Umbaupause war. Die Schüsse waren über alle Parks zu hören. Ein Sturm der Revoluzzer über die Brücke zwischen Seepark und Bürgerpark ging glimpflich aus – die Brücke und die anderen Gäste haben alles wohlbehalten überstanden.

Am Stand der "Muettersprochgsellschaft" erklärten Brigitte Schweizer, das Ehepaar Monique und Ewald Kromer sowie Jürgen Hack, was ein Badener ist (siehe Infokasten). Einig war sich das Quartett, dass Badener meist gemütlich sind. Mit der Ergänzung, dass die Gemütlichkeit mitunter von der Frau im Haus abhänge. "Der Badener weiß das gute Leben zu schätzen", hieß es, – er wäre in der Regel ausgeglichen und zufrieden. Hervorzuheben ist, dass das Quartett bei den Fragen aus dem Publikum sehr weltoffen war – ein Paar, das sich selbst jenseits des "Weißwurscht-Äquators" (nördlich des Mains) verortete, wurde zum Beispiel höflich über die Gemütsart des Badeners aufgeklärt.

Auch über den Necknamen, mit dem Badener von Schwaben bezeichnet werden, gab es am Sonntag auf der Landesgartenschau Interessantes zu erfahren: "Gälfiäßler" schimpfen Schwaben und andere demnach erst seit etwa 1900. Ursprünglich bezeichneten die "gelben Füße" sogar nur die Schwaben. Johann Fischarts "affentheurlich naupengeheurliche Geschichtsklitterung" aus dem Jahr 1575 stellt nämlich fest, dass Schwaben "gelb Fuß" haben. Sogar das schwäbische Wörterbuch aus dem Jahr 1831 weist die gelben Füße ausschließlich den Schwaben zu. Dem schlossen sich die Gebrüder Grimm an. In deren Wörterbuch ist im Jahre 1897 immer noch von Schwaben und gelben Füßen die Rede.

Fahnenschwinger zeigten im Seepark ihr Können, Trachtenträger ließen sich bewundern – der "Badner-Sunndig" hatte etliche Highlights zu bieten – außerdem natürlich badische Gastlichkeit im Seepark-Restaurant, das sich über mangelnden Zulauf wieder nicht beschweren konnte.

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Info: Baden - so hieß einst eine Quelle

Der Name Baden stammt aus dem 12. Jahrhundert, genau gesagt von den Markgrafen von Baden. Das Adelsgeschlecht ist mit den Zähringern verwandt, die damals Städte am Oberrhein gründeten, etwa Freiburg und Offenburg. Der eigentliche Namen Baden stammt von den Thermalquellen und der Burg "Hohenbaden" in der Nähe der Stadt Baden-Baden. Das Land Baden ist eine Schöpfung Napoleons am Anfang des 19. Jahrhunderts. 1952 wurde das Bundesland Baden-Württemberg gegründet, in dem die Länder Baden, Württemberg und Hohenzollern aufgingen.