Bundespolizisten nehmen im Rahmen einer Razzia im Rotlichtmilieu mutmaßliche Prostituierte in Gewahrsam. Mit einer groß angelegten Razzia geht die Bundespolizei seit Mittwochmorgen in zwölf Bundesländern gegen Organisierte Kriminalität vor. Im Fokus stehen gefälschte Visa, Menschenhandel, Zuhälterei und Zwangsprostitution von Thailänderinnen, wie die Bundespolizei in Stuttgart sagte. Das Verfahren liege bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main. Foto: dpa

Polizei schlägt bundesweit zu. Objekte in Karlsruhe, Mannheim, Bruchsal, Pforzheim, Rastatt und Offenburg durchsucht.

Offenburg/Rastatt - Hunderte Männer und Frauen sollen aus Thailand eingeschleust worden sein, um in Deutschland als Prostituierte zu arbeiten. Etliche davon in Baden. Die Bundespolizei geht bundesweit gegen ihre mutmaßlichen Peiniger vor.

Bei einer bundesweiten Razzia im Rotlichtmilieu sind hunderte zur Prostitution gezwungene Thailänder vor ihren Zuhältern gerettet worden. Im Südwesten durchsuchten Bundespolizisten neun Objekte wie Bordelle und Massagestudios - in Karlsruhe, Mannheim, Bruchsal, Pforzheim, Rastatt und Offenburg. Mindestens sieben Menschen wurden in Rastatt festgenommen, wie viele in Baden-Württemberg insgesamt, war am Nachmittag noch unklar. Bundesweit gab es mehr als 100 vorläufige Festnahmen.

"Die Frauen und Transsexuellen aus Thailand wurden wie im Rotationsbetrieb von Bordell zu Bordell weitergereicht", sagte eine Sprecherin der Bundespolizeidirektion an einem der Einsatzorte in Rastatt. "Sie wurden zwangsprostituiert und mit erschlichenen Visa nach Deutschland eingeschleust." Zwischen 16.000 und 36.000 Euro hätten sie dafür bezahlt. "Das mussten die Damen dann abarbeiten."

17 Hauptbeschuldigte stehen den Behörden zufolge bundesweit im Fokus, sieben Haftbefehle wurden vollstreckt. Wie alt die Opfer sind, wollte die Sprecherin nicht sagen. Auch etliche Opfer wurden vorläufig festgenommen. In zahlreichen Fällen besteht der Verdacht des illegalen Aufenthaltes. Ihnen könnte auch eine Abschiebung drohen.

Der Razzia gegen Organisierte Kriminalität waren monatelange Ermittlungen vorausgegangen. Ausgangspunkt war ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Hanau: Im Frühjahr 2017 sei dieses von der Eingreifreserve der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main übernommen worden, berichtete Oberstaatsanwalt Alexander Badle. Die Ermittlungen nahmen dann einen immer größeren Umfang an.

Bordelle und Wohnungen in zwölf Bundesländern durchsucht

Mehr als 1500 Beamte der Bundespolizei durchsuchten dann am Mittwoch in 12 Bundesländern 62 Bordelle, Wohnungen oder Büros. Es handele sich um die größte Zugriffs- und Durchsuchungsmaßnahme seit Bestehen der Bundespolizei, teilten mehrere Direktionen mit.

Der zerschlagene mutmaßliche Menschenhändlerring soll von Siegen in Nordrhein-Westfalen aus vor allem thailändische Transsexuelle in ein bundesweites Bordell-Netzwerk geschickt haben. Die Betroffenen - auch Frauen - hätten dann zumeist in Wohnungsbordellen - beispielsweise in Gewerbegebieten oder auch im ländlichen Raum - gearbeitet, sagte ein Sprecher der Ermittler. Die mutmaßlichen Täter hätten auf diese Weise ein spezielles Segment im Rotlichtmilieu besetzen wollen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Verdächtigen damit Einnahmen in siebenstelliger Höhe erzielten. Sie sollen deutscher und thailändischer Nationalität sein. Den Verdächtigen werden unter anderem Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung und Ausbeutung von Prostituierten vorgeworfen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Siegen.

In Siegen leben die Hauptverdächtigen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mitteilte: eine 59-Jährige aus Thailand und ihr 62 Jahre alter deutscher Lebensgefährte. Das Paar soll gemeinsam mit weiteren Mittätern ein bundesweites Netzwerk aufgebaut haben. Bei dem Zugriff in Siegen habe es keine Zwischenfälle gegeben: "Der Einsatz ist ruhig verlaufen."