Ein letzter Blick in die ehemalige Spinnerei: Spätestens im Oktober müssen die Gebäude weichen. Foto: Maygutiak

Auf dem ehemaligen Spinnerei-Gelände sollen 250 Wohnungen entstehen. Teil des Sanierungsgebiets "Mühlbach".

Offenburg - Ein letztes Mal haben Interessierte bei einer Führung einen Blick in die Gebäude der Spinnerei und Weberei in Offenburg geworfen. Auf dem Areal mit den leer stehenden Gebäuden sollen 250 Wohnungen entstehen.

Die Fläche zwischen dem Obi-Baumarkt und dem Mühlbach gehört zum zehn Hektar großen Sanierungsgebiet "Mühlbach", das nördlich an der Wasserstraße und südlich »An der Wiede« angrenzt.

Bereits seit 2007 ist im Gespräch, dass hier Wohngebäude entstehen sollen. Jetzt wird es ernst: Laut Erwin Drixler, Fachbereichsleiter Bauservice bei der Stadt Offenburg, der ebenfalls an der Führung teilnahm, entstehen südlich der Hauptstraße 40 Wohneinheiten durch die Stadtbau, im Bereich Villa Bauer bis zur Hauptstraße weitere 80 Wohneinheiten. Entlang des Mühlbachs ist als Pendant zum Zwingerpark auf der anderen Seite des Gewässers eine Grünanlage geplant. Auf dem Gelände der Spinnerei entstehen weitere 250 Mietwohnungen der "Soka-Bau" (Sozialkassen der Bauwirtschaft). Hinzu kommen 80 sanierte Werkswohnungen der Kronenstraße.

Die ehemaligen Werkswohnungen bekommen erst jetzt, im Zuge der Sanierung, jeweils eigene Badezimmer und neue Wasserleitungen. Die Stromversorgung wird ebenfalls runderneuert. Die wegen ihrer billigen Mieten beliebten Wohnungen werden laut Drixler nach der Sanierung allerdings nicht mehr für so wenig Geld wie bisher zu haben sein. Insgesamt werde es sich auf dem Sanierungsgebiet "Mühlbach" um "gehobenen Wohnungsbau" handeln, so der Bauservice-Leiter.

Im Oktober seien alle Abbrucharbeiten fertig, so Drixler zum Zeitplan. Ende 2014, Anfang 2015 könne voraussichtlich mit dem Bau der ersten Gebäude begonnen werden. Von der Spinnerei sollen ein Hochbau, die Schlosserei, ein Teil des Kesselhauses sowie die Wohnhäuser der Kronenstraße aus Denkmalschutz-Gründen erhalten bleiben.

Die Offenburger Grünen sind mit den Denkmalschutzauflagen allerdings nicht ganz einverstanden. Bei der Führung riefen sie zu "Anregungen und Stellungnahmen" in der heute endenden Offenlage auf. Sie monieren, dass sich der westliche Abschnitt des Kesselhauses auf einer Fläche befindet, die Straßen und Stellplätzen zum Opfer fallen soll. Flächenteile der Schlosserei seien für künftige Wohnnutzung sowie die Erschließung verplant, kritisieren sie. Drixler geht allerdings davon aus, dass der Gemeinderat den Bebauungsplan voraussichtlich mehrheitlich – auch gegen die Bedenken der Grünen – verabschieden wird.

Mehr als 100 Interessierte waren übrigens zu der Führung "Von der Brache bis zur Blüte" gekommen. Andreas Clausen, städtischer Denkmalschützer, ließ die Geschichte der Offenburger Textilindustrie, die bis in die frühen 1970er-Jahre in voller Blüte stand, Revue passieren.