Auch auf der A 5 bei Lahr sind jeden Tag viele Pendler unterwegs. Foto: Archiv: Stangenberg

40 Prozent empfinden Arbeitsweg als Belastung. Sechs Prozent beklagen körperliche Beschwerden.

Ortenau (red/vk) - Mehr als 27 000 Menschen pendeln täglich in die Ortenau. Jeder Zehnte fährt länger als eine Stunde zur Arbeit. Viele Pendler – wenn auch nicht die Mehrheit – empfinden das als Belastung, wie aus einer Forsa-Umfrage hervorgeht.

Wer nicht dort arbeitet, wo er wohnt, braucht oft viel Geduld. Denn die Zahl der Berufspendler nimmt ständig zu. Aber nicht nur Autofahrer brauchen gute Nerven: Verspätungen, volle Züge oder ausgefallene Verbindungen sorgen auch bei Bahnpendlern für Unmut, wie die AOK Südlicher Oberrhein mitteilt.

Um herauszufinden, wie sich Berufspendler fühlen und ob sie Belastungen durch den Arbeitsweg empfinden, hat die AOK eine Umfrage bei der Forsa in Auftrag gegeben, einer Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen. Befragt wurden laut der Krankenkasse 505 Erwerbstätige ab 18 Jahren in Baden-Württemberg. "Uns interessierte, wie viel Zeit die Menschen benötigen, um von zu Hause an den Arbeitsplatz zu kommen und wie sehr sie sich dadurch belastet fühlen", erklärt Tobias Rauber, Leiter des AOK-Kunden-Centers in Offenburg.

64 Prozent der Befragten gaben laut der Krankenkasse an, täglich weniger als 30 Minuten unterwegs zu sein. Aber etwa jeder Zehnte habe einen Arbeitsweg von mehr als einer Stunde. Je größer die Stadt, in die gependelt werde, desto länger sei der Arbeitsweg. Bei einer Größe wie der von Offenburg seien das durchschnittlich rund 17 Kilometer. Mehr als zwei Drittel fahren mit dem Auto zur Arbeit, etwa jeder Zehnte nutzt öffentliche Verkehrsmittel.

Aber wie wirken sich die täglichen Wege auf das Wohlbefinden aus? 17 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich durch ihren Arbeitsweg stark belastet fühlen. Weitere 23 Prozent fühlen sich zumindest schwach belastet. Für die Mehrheit scheint das nicht zuzutreffen. Allerdings: "Die Belastung steigt mit der Länge des Arbeitsweges klar an", so Rauber. Von den Befragten, die sich durch den Arbeitsweg belastet fühlen, könnten sich 27 Prozent vorstellen, von zu Hause zu arbeiten, und 18 Prozent eine Fahrgemeinschaft zu gründen. Für 13 Prozent käme ein Umzug in Betracht, für immerhin zwölf Prozent auch der Wechsel des Arbeitgebers. Mehr als ein Drittel fühlt sich durch den Zeitaufwand im eigenen Freizeitverhalten eingeschränkt oder beklagt, dass Familie und Freunde dadurch zu kurz kämen.

Körperliche Beschwerden wie Nervosität, Herzrasen oder Schweißausbrüche – also typische Stresssymptome – führen sechs Prozent der Befragten an. "Wenn die Häufigkeit und Intensität von Stressbelastungen die vorhandenen Ressourcen zur Stressbewältigung übersteigen, kann es zu einer chronischen Überforderung in Form von chronischem Stress kommen", erklärt AOK-Ärztin Sabine Knapstein. Und: "Menschen mit einer starken Belastung durch chronischen Stress zeigen deutlich häufiger eine depressive Symptomatik, ein Burnout oder Schlafstörungen als Menschen ohne starke Belastung durch chronischen Stress."

Um mit den Auswirkungen von Stress besser umgehen zu können empfiehlt Rauber die Teilnahme an Angeboten zur Stärkung der psychischen Gesundheit und Widerstandsfähigkeit. Diese könnten dabei helfen, die innere Balance zu finden und zu halten.

Info: Pendler in Lahr und Offenburg

Mehr als 27 000 Menschen kommen täglich zum Arbeiten in den Ortenaukreis, wie die AOK Südlicher Oberrhein mit Verweis auf das Statistische Landesamt mitteilt. 2008 waren dies noch 24 500. Nach Offenburg pendeln täglich knapp 26 200 Menschen (2011: 24 000). Gleichzeitig verlassen wegen der Arbeit täglich rund 10 000 Offenburg. Auch für Lahr liegen Zahlen vor. Dort werden täglich 12 700 Ein- und 9050 Auspendler gezählt.