Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer im Ortenaukreis müssen künftig erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Symbolfoto. Foto: sb-redaktion

Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer im Ortenaukreis müssen erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Besserer Schutz für Kinder.

Ortenau - Wer sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe im Ortenaukreis engagiert, muss dem Landratsamt ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Hintergrund ist, dass traumatisierte Kinder besser vor Übergriffen geschützt werden sollen.

Bislang habe es im Ortenaukreis noch keine derartigen Übergriffe gegeben, betont das Landratsamt auf Nachfrage unserer Zeitung. "Bundes- und landesweite Vorfälle im Zusammenhang mit Flüchtlingskindern haben uns hellhörig gemacht und veranlassen uns zu präventivem Handeln", heißt es in der Stellungnahme weiter.

Damit stehe das Landratsamt auch zu einem Statement des Unabhängigen Beauftragen für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig. Er sehe Flüchtlingskinder besonders gefährdet, Opfer sexueller Übergriffe zu werden, und fordere als Mindeststandard die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses. Kinder von Asylsuchenden seien aufgrund von Fluchterfahrungen, dem Verlust von Familienangehörigen, der Heimat und gewohnter Strukturen besonders verunsichert und damit stärker gefährdet, heißt es in der Mitteilung weiter.

Das Landratsamt hat nun ein Schreiben an Ehrenamtliche versandt, um auf die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses hinzuweisen. Mit einem Schreiben des Landratsamts Ortenaukreis müssten die Ehrenamtlichen einen Antrag bei ihrer Meldebehörde stellen. Das Führungszeugnis werde ihnen dann zugeschickt. Falls sie ihr Einverständnis erteilen, könne es auch direkt an das Landratsamt versandt werden.

"Ein Führungszeugnis ist gebührenfrei, wenn es zur Ausübung einer ehrenamtlichen Tätigkeit benötigt wird, die etwa für eine gemeinnützige Einrichtung oder für eine Behörde ausgeübt wird", informiert Gabriele Schindler, Sprecherin des Landratsamts. Das Schreiben, das Ehrenamtliche erhalten haben, diene als Bestätigung. "Darüber hinaus hat das Landratsamt alle Kommunen im Ortenaukreis im Vorfeld schriftlich darüber informiert."

Aus den Helferkreisen habe das Landratsamt die Rückmeldung erhalten, dass nahezu 1400 Ehrenamtliche für sie tätig seien. "Viele von ihnen haben uns bereits ihr Führungszeugnis zukommen lassen", berichtet Schindler.

Die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses ist nur eine Maßnahme von vielen, mit denen das Landratsamt potenziellen Übergriffen vorbeugen möchte. Der beste Schutz sei die "persönliche Stabilität", betont Schindler. "Unsere Sozialarbeiter und unsere Ehrenamtlichen leisten mit ihrer Unterstützung, den zu uns kommenden Menschen zu einem neuen Alltag zu verhelfen, beste Präventionsarbeit", sagt sie. Um sie über das Thema zu informieren und aufzuklären, habe das Landratsamt Ehrenamtlichen auch schon eine Fortbildung mit der Kinderschutzbeauftragten des Ortenaukreises angeboten. Auch spezialisierte Psychologen hätten in einer Veranstaltung über traumatisierte Flüchtlinge und besonders die Gefährdung von Kindern informiert. "Wir werden auch in Zukunft die ehrenamtlich Aktiven zum Besuch ähnlicher Angebote einladen", betont Schindler.

"Unsere Mitarbeiter vor Ort haben ein wachsames Auge, wer in unseren Unterkünften ein- und ausgeht." Das Landratsamt arbeite derzeit außerdem daran, einen speziellen Ausweis zu konzipieren. Er soll allen ehrenamtlichen Helfern ausgehändigt werden, die ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt haben. "Er wird sie legitimieren, eine Gemeinschaftsunterkunft des Ortenaukreises zu betreten", so Schindler. Läuft alles nach Plan, könne das Dokument noch dieses Quartal verteilt werden.