Das Jugendamt such nach Gastfamilien für Flüchtlinge. (Symbolfoto) Foto: Karmann

Unter Flüchtlingen sind oftmals Zuwanderer ohne Eltern. Unterstützung Pflegeverhältnis.

Offenburg - Unter den Flüchtlingen, die in die Ortenau kommen, sind oft auch jugendliche Zuwanderer ohne Eltern. Um ihnen eine leichtere Integration zu ermöglichen, sucht das Jugendamt des Landratsamts derzeit nach Gastfamilien.

"Wir suchen Familien, die bereit sind, vorwiegend männliche Jugendliche für ein paar Jahre bis zur Verselbstständigung aufzunehmen. Unsere ersten Erfahrungen sind positiv", sagt Sozialpädagoge Andreas Linse, Leiter des Bereichs Sozialarbeit im Jugendamt.

Die jungen Menschen, die sehr häufig von ihren Eltern zu ihrer eigenen Sicherheit auf die Flucht geschickt wurden, benötigten oft keine "Ersatzfamilie", da Kontakt zu ihren Herkunftsfamilien bestünde. Sie bräuchten vor allem Unterstützung im sprachlichen, schulischen und beruflichen Bereich, teilt das Landratsamt mit.Viele der geflüchteten Jugendlichen stammen aus Syrien, Somalia oder Afghanistan und sind zwischen 14 und 17 Jahre alt. Darunter Raymond aus Eritrea, der sich mit 14 auf den Weg nach Deutschland begeben hatte.

Oder Mahmud, der 16 Jahre alt ist und aus Afghanistan kommt. "Beide haben bereits einen Platz in einer Ortenauer Gastfamilie gefunden, fühlen sich dort wohl, gehen zur Schule und spielen Fußball im örtlichen Verein", eklärt Linse.Die meisten von ihnen werden vom Jugendamt in sozialpädagogisch betreuten Einrichtungen untergebracht. Unter ihnen seien auch einige, die sich Familienanschluss wünschten und die aus Sicht der betreuenden Fachkräfte gut in einer Gastfamilie leben könnten, so der Sozialpädagoge.

"Sie sind sehr an einer Schul- und Berufsausbildung interessiert und möchten sich möglichst rasch integrieren", sagt Linse, der betont, dass die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung im Ortenaukreis sehr groß sei. "Die Menschen wollen sich auf unterschiedlichste Weise engagieren. Einige haben schon bei uns nachgefragt, ob sie einen jungen Flüchtling aufnehmen können. Wir freuen uns darüber und sind mit den Interessenten im Gespräch."

Doch der Bedarf nimmt weiter zu, heißt es in der Mitteilung. Daher bittet das Jugendamt weitere interessierte Familien, Haushaltsgemeinschaften oder Einzelpersonen, sich zu melden. In erster Linie gehe es darum, dass Gasteltern, die einen jugendlichen Flüchtling aufnehmen möchten, Interesse an fremden Kulturen haben, sich der besonderen Lebensumstände des jungen Menschen bewusst sind und sich zutrauen, damit umzugehen, sagt Markus Gertis, Pflegestellenkoordinator im Jugendamt.

Jugendamt begleitet Pflegeverhältnis

"Es ist klar, dass die Jugendlichen Zeit brauchen, um neues Vertrauen in andere Menschen und in ihre eigene Zukunft zu gewinnen", so Gertis. "Dennoch beginnen sie, sich hier rasch neu zu orientieren und ihre Möglichkeiten zu erkunden. Hierfür kann eine Gastfamilie eine gute Basis und eine wertvolle Chance sein."Familien oder Einzelpersonen, die sich für eine solche Aufgabe interessieren, werden in mehreren Bewerbungsgesprächen und in einem kompakten Kurs für Gastfamilien auf ihre Aufgabe vorbereitet, teilt das Landratsamt weiter mit.

Der Kommunale Soziale Dienst des Jugendamts begleitet das Pflegeverhältnis und sorgt für die Hilfeplanung. Für die Gasteltern ist auch der Vormund des jungen Menschen Ansprechpartner und in pädagogischen Fragen stehen erfahrene Coaches für die Gastfamilien zur Verfügung.Hilfreich ist auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Gasteltern, wofür das Jugendamt fachlich begleitete Gruppen organisiert. Über ein monatlich vom Jugendamt bezahltes Pflegegeld wird der Unterhalt für den aufgenommenen Jugendlichen sichergestellt.

Zudem gibt es Beihilfen, etwa für Bekleidung oder für Mobiliar. Wer Interesse hat, einem unbegleiteten minderjährigen Ausländer für einige Zeit ein neues Zuhause zu geben, bekommt beim Jugendamt weitere Informationen, Telefon 0781/8 05 13 73.Zu einem Infoabend lädt das Jugendamt am Mittwoch, 13. Januar, ab 19.30 Uhr in den Großen Sitzungsaal des Landratsamts in Offenburg  ein. Interessierte erfahren dort Näheres über die Situation der jugendlichen Flüchtlinge, die Eignungsvoraussetzungen für Gastfamilien sowie das Betreuungskonzept und die finanziellen Leistungen des Jugendamts.