Medizin: Auch in Corona-Zeiten ist bei Notfällen die schnelle und professionelle Hilfe das Wichtigste
Abstandhalten heißt es in Zeiten von Corona in allen Bereichen. Bei Notarzteinsätzen oder Erste-Hilfe-Maßnahmen scheint das allerdings unmöglich zu sein. Derzeit gelten aber auch in diesem Bereich strenge Regeln.
Hausach/ Wolfach. "Bei allen Rettungseinsätzen tragen die Mitarbeiter einen Mund-Nasen-Schutz. Auch die Patienten und die umstehenden Angehörigen erhalten einen Mund-Nasen-Schutz. Bei Atemnot bekommen die Patienten eine Sauerstoffmaske vor Mund und Nase gehalten", informiert Manuel Abels, ärztlicher Leiter Rettungsdienst des DRK-Kreisverbands Wolfach.
Schutzbrille und doppelte Handschuhe
Bei Verdacht oder Nachweis einer Covid 19-Infektion oder entsprechenden Symptomen, wie beispielsweise Fieber oder Erkältungssymptomen, trägt das Rettungsteam eine besondere Schutzausrüstung. Diese besteht aus einem speziellen Schutz-Overall mit Kapuze sowie FFP2-Maske, Schutzbrille oder Schutzvisier und doppelten Handschuhen. Müsse der Patient beatmet oder gar wiederbelebt werden, dann wird eine FFP3-Maske getragen, da hierbei das Infektionsrisiko für die Behandelnden noch höher sei, so Abels.
"Selbstverständlich werden sowohl die Hände des Personals als auch die komplette technische Ausrüstung vor und nach dem Einsatz gründlich mit Desinfektionsmittel gereinigt", informiert der Notarzt. Einmalmaterialien wie der Overall oder der Mund-Nasen-Schutz werden nach dem Einsatz fachgerecht entsorgt.
Notfallsanitäter und Notärzte sind für alle Situationen gut ausgebildet und vorbereitet. Notfalleinsätze bei Patienten mit gefährlichen und hochansteckenden Infektionen gehören auch außerhalb einer großen Pandemie zum Arbeitsalltag, so Abels.
Zu diesen Infektionen zählen zum Beispiel Influenza-Viren (Grippe-Viren), Noroviren, Hepatitis-C-Viren, HIV und multiresistente Bakterien wie MRSA. Die Einsatzkräfte sind somit an das Befolgen von Hygieneregeln, das Tragen einer persönlichen Schutzausrüstung und die Behandlung von infektiösen Patienten gewöhnt. "Lediglich die Anzahl infizierter Patienten ist derzeit während der Corona-Pandemie deutlich erhöht. Wichtig ist: Alle Patienten, ob infiziert oder nicht, bekommen schnelle und professionelle Hilfe", so Abels.
Und doch sind die Einsätze für das Rettungsdienstpersonal während der Corona-Pandemie laut Abels aus mehreren Gründen besonders belastend: Das An- und insbesondere auch das sichere Ausziehen der persönlichen Schutzausrüstung braucht Übung und Geschick. Die Einsätze in kompletter Schutzausrüstung sind gerade bei sommerlichen Temperaturen körperlich anstrengend, man schwitzt stärker und die Schutzbrille kann beschlagen.
100-prozentigen Schutz gibt es nicht
Da es keinen 100-prozentigen Schutz gibt, bleibt eine gewisse Unsicherheit, sich selbst trotz aller Schutzmaßnahmen und dann möglicherweise auch seine Angehörigen zu infizieren.
Einige Mitarbeiter gehören selbst zur Risikogruppe oder haben Angehörige einer Risikogruppe zu Hause. Besonders belastende Einsätze werden daher anschließend im Team besprochen und reflektiert.
Jutta Eisenblätter kümmert sich beim DRK Wolfach um die sogenannte Laienreanimation in den Erste-Hilfe-Kursen, sie ist Kreisausbildungsleiterin. "Wenn man einen bewusstlosen Menschen auffindet, der keine sichtbaren Atemzeichen hat, sollte man – wenn man sich traut, wie vor Corona-Zeiten – diesen Menschen bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung auch beatmen. Zum Schutz für den Helfer gibt es einfache Beatmungsmasken (zum Beispiel als Schlüsselanhänger), die eingesetzt werden können. Sie geben keinen ganz sicheren Schutz, sind aber besser als nichts. Man kann dem Patienten bei der Beatmung auch einen Mundschutz auflegen, einen Schal oder ähnliches. Davor sollte natürlich immer der telefonische Notruf über die 112 abgesetzt werden", so Eisenblätter.
In den aktuell angebotenen Erste-Hilfe-Kursen werde auch speziell auf die aktuell geltenden Hygieneregeln bei den einzelnen Maßnahmen eingegangen.