Hauptrednerin war Katy Hübner, die Bezirksleiterin der IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE). Foto: Rudolf

200 Demonstranten bei der Kundgebung am 1. Mai. Niedrige Einkommen "die Altersarmut von morgen".

Offenburg - Die Ansage des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Tag der Arbeit war deutlich: »Der 1. Mai ist unser Tag. Wir wollen gute Arbeit, eine sichere Rente und ein soziales Europa«, schepperte es mehrfach aus Lautsprechern. In Offenburg kamen rund 200 Demonstranten zur Ortenauer Mai-Kundgebung.

In Offenburg – wie wohl bei allen insgesamt 46 DGB-Veranstaltungen in Baden-Württemberg – herrschte die Farbe Rot, die DGB, Verdi, IG Metall, SPD und Linkspartei verbindet, deren regionale Vertreter auf der grünen Wiese hinter der Reithalle Informationsstände aufgebaut hatten. Die Ortenauer Interessengemeinschaft für ein bedingungsloses Grundeinkommen war ebenfalls präsent. Und auch die Grünen zeigten Flagge. Das grüne Fahnen tragende Häufchen wirkte allerdings etwas verloren im roten Fahnenmeer. »Rot ist der Mai«, hieß es denn auch auf einem Plakat.

Die Ortenauer DGB-Mai-Kundgebung fand erneut hinter der Offenburger Reithalle statt, nur einen Steinwurf vom »Platz der Verfassungsfreunde« entfernt. Wie immer begann die Veranstaltung mit einem Gottesdienst. Von der Andreaskirche zogen die Demonstranten dann zur Reithalle. Hauptrednerin dort war die Bezirksleiterin der IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE) Karlsruhe, Katy Hübner.

»Menschen, die Vollzeit arbeiten, müssen davon leben können«, sagte Hübner unter Beifall. Der DGB fordert eine Neuordnung der Arbeit, damit Menschen gerecht entlohnt werden und von ihrer geleisteten Arbeit leben können.

»Der Niedriglohn von heute ist die Altersarmut von morgen«, erklärte Hübner. 8,50 Euro sei nicht viel, aber »in unserer sozialen Marktwirtschaft muss sich jeder in Deutschland darauf verlassen können.« Fast ein Viertel der Beschäftigten hänge im Niedriglohnsektor fest. Den Mindestlohn bezeichnete die Gewerkschafterin als Absicherung nach unten.

Hübner warnte außerdem vor einer Zersplitterung der Gewerkschaftsbewegung. Kleine Gruppierungen wie Piloten und Ärzte, die für sich Tarife aushandeln würden, »führen zu einer Entsolidarisierung«. Hübner erinnerte an den historischen Kampf der Gewerkschaft. 2013 sei kein Jahr wie jedes andere. Am 2. Mai vor 80 Jahren sei die freie deutsche Gewerkschaftsbewegung durch die Nationalsozialisten zerschlagen worden. »Gewerkschafter wurden verhaftet, verschleppt, gefoltert und ermordet.« Dass mittlerweile »Neofaschisten unseren Tag der Arbeit zu ihrem verklären, ist unerträglich«, sagte Hübner. Der Kampf gegen Faschismus stand deswegen auch auf den roten Fahnen geschrieben.