Einigkeit im Ausschuss: Das Defizit 2020 rechtfertigt nachträglich, die Müllgebühren ab 2021 angehoben zu haben. Foto: (Archivfoto) Achnitz

Eigenbetrieb des Kreises macht 2020 rund 7,2 Millionen Euro Verlust.

Offenburg - Der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Ortenau hat 2020 rund 7,2 Millionen Euro Verlust gemacht. Verantwortlich sind laut Geschäftsführer Günter Arbogast die während Corona gestiegenen Müllmengen und die schlechten Wertstoffpreise.

Geschäftsführer Günter Arbogast stellte den Mitgliedern des Umwelt- und Technikausschusses die Jahresbilanz des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft vor: "Unterm Strich haben wir einen Verlust von 7,2 Millionen Euro erwirtschaftet", erklärte er den Kreistagsmitgliedern am Dienstagnachmittag.

Verantwortlich für den Verlust sei unter anderem das deutliche höhere Müllaufkommen in der Corona-Krise, erläuterte Arbogast. Sein Betrieb musste sich 2020 um rund 36 Prozent mehr Problemabfälle, 21 Prozent mehr Sperrmüll, 19 Prozent mehr Altholz, rund acht Prozent mehr Grünschnitt und rund fünf Prozent mehr Hausmüll kümmern.

4,2 Millionen Euro Mehrkosten

Für die Verwertung (Sperrmüll, Altholz, Grünabfall, Reifen) und Entsorgung (gefährliche Abfälle) entstanden so gegenüber dem Wirtschaftsplan rund 4,2 Millionen Euro Mehrkosten. Hinzu kamen unter anderem Mindererträge bei der Verwertung: "Durch den Preisverfall auf dem Papier- und Metallmarkt haben wir rund eine Million Euro weniger erzielt", erläutert der Geschäftsführer. Dem gegenüber standen 2020 lediglich 400.000 Euro Mehreinnahmen durch Gebühren. Unterm Strich liegt das Defizit rund 6,8 Millionen Euro über dem ursprünglichen Wirtschaftsplan. Eine Entnahme aus der noch vorhandenen Rückstellung in Höhe von rund 400.000 Euro federt den Verlust etwas ab – diese ist damit jedoch völlig aufgebraucht.

Der reine Betriebsverlust verdoppelte von 2019 mit 3,7 Millionen Euro fast auf nun 7,2 Millionen. "Dass sich die Entwicklung abzeichnet, haben wir ja gemerkt", erklärte Arbogast. Drum hatten die Kreisräte im Herbst für eine Gebührenerhöhung gestimmt. Für einen Vier-Personen-Haushalt – entsprechend einer 60-Liter-Restmülltonne – sind daher anstatt bisher 91 seit Januar 106 Euro Jahresgebühr fällig. Auch für Bodenaushub und Bauschutt muss mehr bezahlt werden. Trotzdem liege der Kreis immer noch auf dem vorletzten Platz im Landesvergleich, betonte der Experte.

Hoffnung auf die "rote Null"

Neben den Mehreinnahmen durch die Gebühren im laufenden Jahr setzt Arbogast auf die Erholung der Wertstoffmärkte. "Die Preisentwicklung wird deutlich besser werden als sie 2020 war", versicherte er den Kreisräten. Er hoffe im laufenden Jahr auf die "rote Null".

Laut Kommunalabgabengesetz muss die "Kostenunterdeckung" innerhalb von fünf Jahren durch die Gebührenschuldner ausgeglichen werden. Die weitere Geschäftsentwicklung bleibe daher zunächst abzuwarten, so die Kreisverwaltung. Die Ausschussmitglieder stellten den Jahresabschluss einstimmig fest und entlasteten die Betriebsleitung.

Auf einigen Wertstoffhöfen erprobt der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft die Annahme von Papier, Pappe, Kartonagen (PPK) und von Kunststoffabfällen aus Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP). 

Ergänzungen:

- Ergänzung zur Grünen Tonne: Seit Kurzem sind auf Wertstoffhöfen in Achern, Offenburg und Lahr-Sulz Container zur kostenlosen Annahme von PPK-Abfällen aufgestellt. Hintergrund diese Maßnahme sind die zunehmenden Abfallmengen vor allem was Verpackungsabfälle anbelangt.

- "Hartkunststoffe" werden separat erfasst: Sogenannte Hartkunststoffe werden auf Wertstoffhöfen in Achern, Kehl, Offenburg und Schutterwald-Höfen künftig getrennt erfasst und einer stofflichen Verwertung zugeführt. Darunter falle auch "alles, was die Leute in die Gelben Säcke werfen, es aber nicht dürften, weil es keine Verpackung ist", erläuterte Geschäftsführer Günter Arbogast. Durch die separate Erfassung der Kunststoffe und deren anschließende Re-Granulierung werden wertvolle Rohstoffe erzeugt. Weitere Infos gibt es im Netz auf abfallwirtschaft@ortenaukreis.de.

- Kartenzahlung soll überall möglich sein: Künftig soll es auf allen Deponien möglich sein, mit der Karte zu zahlen, stellte Arbogast in Aussicht. Ab wann das der Fall sein wird, ließ er jedoch vorerst noch offen.