Ein Team der Initiative "Say no to Racism" schulte die Jugendlichen zu den Themen Rassismus und Diskriminierung. Foto: Deckert

IB begleitet junge Menschen ins Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Kontakt zu Organisationen und Einrichtungen.

Offenburg - Den eigenen Charakter stärken, etwas für das Allgemeinwohl tun und dabei auch selbst noch einiges lernen: Ein Freiwilliges soziales Jahr (FSJ) bietet viele Möglichkeiten. Beim Internationalen Bund in Offenburg (IB) werden interessierte junge Menschen mit den Institutionen die Hilfe brauchen, zusammengebracht.

 

Die 17 Teinehmenden sitzen in einem Stuhlkreis in einem hellen Zimmer in der Freiburger Straße 6 in Offenburg. Vor ihnen am Pult, stehen Anna und Victor von der Initiative "Say no to Racism" (Sag nein zu Rassismus). Sie sind zu Gast, um mit den 16- bis 23-Jährigen ein Bildungsseminar im Modul "Gesellschaftspolitik" zu gestalten.

Module, so erklärt Stephanie Dold, Sozialpädagogin beim Internationalen Bund in Offenburg, gehören zum FSJ dazu. "Bei uns gibt es drei Stück: das fachliche, das gesellschaftspolitische und das erlebnigspädagogische Modul. Sie werden in Bildungsseminare unterteilt. 25 Stück bei einem Jahr und 15 Stück bei einem halben Jahr Freiwilligen Dienst. Zudem haben wir die Reflexionsarbeit." So lernen die FSJ-ler im fachlichen Modul etwa, wie sie Menschen aus dem Rollstuhl heben oder auch wie sie mit Kindern in der Tagesstätte am besten umgehen. Je nachdem, wo sie ihr Freiwilliges soziales Jahr verbringen. Ein wichtiger Einstieg in die Arbeitswelt, denn bei den Seminaren gibt es kein Richtig oder Falsch – jeder kann die Fragen stellen, die er sich vielleicht an seinem Arbeitsplatz nicht zu fragen traut.

Die Themen Rassismus und Diskriminierung stehen diesmal im gesellschaftspolitischen Modul an. Bei der Erlebnispädagogik geht es darum, die eigenen Grenzen kenenzulernen und seine Stärken zu entdecken. "Die Reflexion ist uns wichtig", betont Dold. Denn: Manche jungen Menschen fühlten sich am Anfang in der Situation des richtige Berufslebens überfordert, würden zum ersten Mal Verantwortung tragen – oder gar zum ersten Mal mit dem Tod konfrontiert. "Darüber muss gesprochen werden."

Auch Anna und Viktor sprechen viel mit den jungen Frauen und Männern. Sie erklären, dass das Projekt 1996 in Newcastle (England) geboren wurde, dass es in Deutschland seit 2010 umgesetzt wird, und dass sie hauptsächlich im Bereich Sport unterwegs sind. Die erste Übung ist eine Gruppenarbeit. Den Teilnehmenden werden zwei Gesichter gezeigt, und sie sollen sagen, was sie im ersten Moment dazu denken. Einmal ist es die Aufnahme eines schwarzen Jungen, einmal eines weißen Mädchens. "Uns geht es darum zu zeigen, welche Wirkung die Bilder haben", erklärt Viktor. Es stellt sich heraus: Der Junge ist zwölf Jahre alt, lebt in München und tüftelt gerne an Computern. Das Mädchen ist eine Muslima, mit bosnischen Wurzeln, die in Bremen wohnt und Fußball spielt. Bis auf das Geschlecht hatten die FSJ-ler weder das Heimatland der Fotomodelle noch deren Hobbys richtig geraten.

Eine Lektion, die den Jugendlichen zu denken geben soll. Nicht immer ist das, was man auf den ersten Blick sieht, auch das, was dahinter steckt. Das ist für den Umgang mit Menschen untereinander wichtig – auch im Freiwilligen sozialen Jahr. "Es soll ein Bildungsjahr sein, das die Teilnehmenden machen – es soll sie auch persönlich voranbringen, ihnen etwas mit auf den Weg geben", erklärt Dold. "Es muss im sozialen Bereich sein und sich am Gemeinwohl orientieren." Zudem darf ein FSJ-ler nicht älter als 27 sein.

So vielfältig wie das Angebot im Ortenaukreis ist, so vielfältig sind auch die Menschen, die sich dafür interessieren und ihre Motivation, warum sie das machen wollen. Daher ist es laut Dold wichtig, dass keiner an eine Stelle kommt, die ihm nicht zusagt. Um über den IB ein FSJ zu bekommen, schicken die Interessierten eine Bewerbung mit Lebenslauf und Anschreiben nach Offenburg und werden dann zu einer Art Vorstellungsgespräch eingeladen. Dabei wird abgeklärt, was sich die Bewerber von dem FSJ erhoffen und wo sie sich vorstellen können zu arbeiten. Wenn eine passende Institution gefunden wurde, arbeitet der Freiwillige erstmal Probe und beide Seiten prüfen, ob eine weitere Zusammenarbeit infrage kommt. Wenn ja, geht’s so schnell wie möglich los.

Ein FSJ wird laut Angaben von Dold mit etwa 400 bis 500 Euro im Monat vergütet. Aber das ist oft nicht die Hauptmotivation, warum junge Menschen sich dafür entscheiden. "Sie prüfen, ob sie sich den Beruf vorstellen können, überbrücken die Zeit bis zur Ausbildung, sammeln Bonuspunkte für die Zulassung zur Universität oder holen sich dadurch, wenn sie ihr Abitur nicht geschafft haben, die Hochschulreife."

Dold selbst hat auch über ein FSJ ihren Platz in der Gesellschaft gefunden: Die 27-Jährige hat nach dem Freiwilligen Dienst Integrative Heilpädagogik auf Bachelor studiert und dann ihren Master in Interkulturelle Bildung, Migration und Mehrsprachigkeit gemacht. "Ohne das FSJ davor, hätte ich mich wohl nie dafür entschieden", erinnert sich Dold. Seit vergangenem November arbeitet sie jetzt beim IB in Offenburg und betreut dort die Freiwilligendienste. Seit genau diesem Zeitraum gibt es den IB überhaupt erst in Offenburg. Das Büro ist momentan noch im Aufbau.

Weitere Informationen: www.ib-freiwilligendienst.de