Das Telefon ist ein beliebtes Werkzeug für Trickdiebe – daher setzt die Polizei hier stark auf Prävention.(Symbolbild) Foto: Merck

Aufklärungskampagne zeigt Wirkung. Bürger fallen weniger oft auf Enkel-Trick-Masche rein.

Ortenau - Es war viel Geld, das im September in dunklen Kanälen verschwand. Die Masche war die gleiche: Ein angebliches Familienmitglied ruft an, um möglichst schnell Bargeld zu erhalten. Mehrere Tausend Euro wurden durch den "Enkeltrick" ergaunert.

Der letzte bekanntgewordene und aus Sicht der Täter erfolgreiche Fall liegt knapp einen Monat zurück. Ende September hatte ein Ehepaar in Kippenheim einer vermeintlichen Vertrauten ihrer Tochter 30.000 Euro für einen angeblichen Immobilienkauf übergeben. Es war tatsächlich der letzte Fall, wie Klaus Diebold, Leiter der Kriminalinspektion 3 beim Polizeipräsidium Offenburg, auf Nachfrage berichtet. Zuvor hatte ein Senior in Offenburg Geld auf diese Weise verlorden. Diebolds Abteilung ist für die Ermittlungen in den Fällen zuständig. Beide seien "im vollen Gange", aktuell gebe es allerdings noch keine Ergebnisse.

Zwar habe es nach diesen beiden herausragenden Vorkommnissen keine größeren Fall mehr gegeben, doch seien vereinzelt schon noch Meldungen von verdächtigen Anrufen bei der Polizei eingegangen, so Diebold.

Als Grund dafür sieht Diebold zwei Entwicklungen: "Die Polizei setzt bei diesen aus dem Ausland gesteuerten Betrügereien neben der Repression seit langem auch auf umfangreiche Prävention." Neben vielen Vorsorgemaßnahmen, die sich vor allem an ältere Bürger richten, "werden auch Bankmitarbeiter sensibilisiert", erläutert der Inspektionsleiter. Schließlich komme es immer wieder vor, "dass die Opfer die Gelder erst auf ihrer Bank abheben müssen".

Auch die Angehörigen würden in die Maßnahmen miteinbezogen. Die Hoffnung sei, dass damit Kinder und Enkel ebenfalls informiert würden und gegebenenfalls bei Bedarf eingreifen könnten. In unregelmäßigen Abständen werde zudem, an praktischen Beispielen orientiert, auch im Fernsehen vor den Trickbetrügern gewarnt.

Die vielschichtigen Maßnahmen der Polizei laufen regional und bundesweit. "Man kann daher durchaus von einer Sensibilisierung der Bevölkerung ausgehen." Ob die Trickbetrüger auf die Hinweise und Presseveröffentlichungen reagieren, vermag Diebold nicht sagen: "Das kann aus unserer Sicht nicht seriös beantwortet werden." Denn landes- und bundesweit sei polizeilich kein Abflachen der Anrufserien feststellbar. "Die Täter verändern vielmehr in Nuancen ihr Vorgehen und bringen auch nicht immer nur den ›klassischen Enkel‹, sondern auch je nach Beantwortung der typischen Eröffnungsfrage ›Hallo, ich bin’s, kennst Du mich nicht?‹ auch andere Verwandte ins Spiel." Die weitere Frage nach einer finanziellen Unterstützung beim Wohnungs- oder Autokauf sei allerdings nach wie vor verbreitet.

Obwohl der Enkeltrick nicht allein auf eine Region zu beziehen sei, "bearbeiten die Präsidien ihre Verfahren mit der jeweiligen Staatsanwaltschaft eigenständig", erläutert Diebold. "Vor dem Hintergrund der bandenmäßigen und organisierten Begehungsweise findet jedoch landes- und bundesweit über Sofortmeldungen und Datenbanken ein tagesaktueller Abgleich der Fälle mit den vorhandenen Erkenntnissen statt." Auf diese Weise seien alle Präsidien fortlaufend informiert. "Darüber hinaus findet in Baden-Württemberg auch eine zentrale Auswertung und Verknüpfung von Tat- und Tätererkenntnissen über das Landeskriminalamt statt."

Info: Prävention

Grundsätzlich sei jeder verhinderte Schadensfall ein Erfolg. Daher setzt das Polizeipräsidium Offenburg bei der Bekämpfung des Delikts auch verstärkt auf Prävention zumal die Erfolgsaussichten einer Tataufklärung und einer Wiederbeschaffung des erbeuteten Geldes statistisch gesehen, so die Polizei, "leider sehr gering sind".