Aktuell sei die Lage für das Ortenauer Handwerk "relativ entspannt", berichtet Kreishandwerksmeister Bernd Wöfle. Nur coronabedingte Lieferengpässe und steigende Preise erschwerten aktuell die Arbeit vieler Betriebe. Foto: Symbolfoto: Armer

Tag des Handwerks: Lieferengpässe machen Ortenauer Betrieben zu schaffen

Ortenau - Der Tag des Handwerks steht auch 2021 unter dem Einfluss der Pandemie. Dämmmaterial, Holz oder Stahl – Corona hat zu Lieferengpässen geführt. Trotzdem sei die Lage aktuell relativ entspannt, erklärt Kreishandwerksmeister Bernd Wölfle.

Eigentlich hätten die Ortenauer Handwerker sich am heutigen Samstag – dem Tag des Handwerks – gerne wieder auf dem Offenburger Marktplatz präsentiert. Die Corona-Maßnahmen machten ihnen aber einen Strich durch die Rechnung: "Die Überwachung der 3 G-Regel auf dem Marktplatz ist zu schwierig", erklärt Kreishandwerksmeister Bernd Wölfle unserer Zeitung. In normalen Jahren würden Zimmerer, Maler & Co. ihr Handwerk vorführen, Werkstücke fertigen und vor allem auch Besucher einladen, Hammer, Säge oder Pinsel selbst in die Hand zu nehmen. "Das sind Dinge, die kann man mit einem Abstand von 1,5 Meter einfach nicht machen", bedauert Wölfle.

Vor allem Friseure durch Corona schwer gebeutelt

Eine interne Umfrage habe ergeben, dass viele Innungen sich in diesem Jahr nicht beteiligen wollten. Daher habe man sich gegen ein Mitmachangebot entschieden. "Wir wollen ja eigentlich mit der geballten Kraft des Handwerks auftreten", betont Wölfle. Er blicke nun auf die kommenden Monate und sei unter anderem mit der Planung von Freisprechungs- und Meisterfeiern beschäftigt, um so auch wieder in der Öffentlichkeit aufzutreten.

Grundsätzlich sei die Situation für die Ortenauer Handwerksbetriebe "relativ entspannt", berichtet Wölfle unserer Zeitung. Anbieter von sogenannten körpernahen Dienstleistungen – wie etwa Friseure – seien durch die Corona-Maßnahmen allerdings durchaus schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Hilfsgelder vom Staat seien zudem nicht so geflossen, wie erwartet, es habe Probleme bei den Auszahlungen gegeben. "Wenn da schon jemand in Schieflage war, wird es nun kritisch", erklärt der Kreishandwerksmeister. Ob das zu Insolvenzen führen wird, könne er nur vermuten.

Das klassische Handwerk, berichtet Wölfle, habe aktuell mit ganz anderen Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen: Zwar sei Arbeit zu Genüge da, nur komme es aktuell zu Lieferengpässen. Wölfle selbst ist Zentralheizungs- und Lüftungsbauermeister mit eigenem Betrieb in Lauf. Viele Zukaufteile oder Rohstoffe seien nicht oder deutlich schlechter verfügbar, berichtet er – egal ob Dämmmaterial, Holz oder Stahl. Elektriker hätten derzeit gar Probleme an Kabel und Halbleitertechnik, Maler an Farben zu kommen.

Daraus ergibt sich ein weiteres Problem: "Die Materialpreise haben extrem angezogen", so Wölfle. Mancher Betrieb droht wohl auf den zusätzlichen Kosten sitzen zu bleiben. Bei neuen Verträgen, prognostiziert er, würden die Preise für die Kunden sicherlich steigen. Bei bestehenden Vereinbarungen lasse vielleicht der Kunde mit sich reden. "Der Handwerker kann ja nichts dafür", so Wölfle.

Zahl der Lehrverträge steigt im Kreis leicht an

Obwohl der Start ins neue Ausbildungsjahr etwas verhalten gewesen sei, zeigt sich Wölfle aktuell zufrieden mit der Zahl der Lehrverträge. In der Ortenau lag diese am Stichtag Ende Juli rund 1,7 Prozent höher als 2020. "Damit sind wir auf dem Stand von 2019", erklärt Wölfle. Im ganzen Bezirk der Handwerkskammer Freiburg waren es Anfang September mit 2151 Lehrverträgen ziemlich genau so viele wie 2020. Trotzdem: "Wir brauchen Auszubildende, es sind immer noch viele Stellen offen", erklärt Wölfle.

Der diesjährige Tag des Handwerks am heutigen Samstag steht unter dem Motto "Wir tun, was bleibt". Denn Steinmetz, Schneiderin & Co. "schaffen mit ihrem handwerklichen Können nachhaltig wirkende Produkte", teilt die Handwerkskammer Freiburg mit. Einblicke ins Handwerk gibt’s auf www.handwerk.de/tdh21.