Rastatter war angeklagt, weil er seine Stieftochter missbraucht haben soll. Prozess vertagt.  

Baden-Baden/Offenburg - Einen Tag vor dem geplanten Prozessauftakt in Baden-Baden gegen zwei mutmaßliche Kinderschänder hat einer der Angeklagten versucht, sich das Leben zu nehmen. Der 59-jährige Mann aus Rastatt war am Montagmorgen mit aufgeschnittenen Pulsadern in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Offenburg gefunden worden, sagte JVA-Leiter Hans-Peter Wurdak. Der Mann habe sich die Verletzungen mit der ausgebauten Klinge eines Einwegrasierers zugefügt. Derzeit sei er nicht verhandlungsfähig.

Das Verfahren gegen ihn wird zu einem späteren Zeitpunkt beginnen, teilte die Staatsanwaltschaft Baden-Baden mit. Mitangeklagt vor dem Landgericht Baden-Baden ist ein 38-jähriger Beamter der Arbeitsagentur aus Thüringen. Der Prozess gegen ihn soll wie geplant an diesem Dienstag beginnen.

Mann liegt in Offenburger Krankenhaus

Der schwer verletzte Rastatter wurde in ein Offenburger Krankenhaus gebracht und operiert. Der Selbstmordversuch sei nicht zu verhindern gewesen, sagte Wurdak. Der Vorfall werde aber noch geprüft. Mitangeklagt vor dem Landgericht Baden-Baden ist ein 38-jähriger Beamter der Arbeitsagentur aus Thüringen. Der Prozess gegen ihn soll wie geplant an diesem Dienstag beginnen.

Der 59-jährige Rastatter soll seine Stieftochter mehr als 200 Mal missbraucht und sie auch an andere Männer weiterverkauft haben. Auch an anderen Mädchen soll er sich vergangen haben, das jüngste soll erst fünf Jahre alt gewesen sein. Beide Angeklagten haben sich als Kinderfotografen ausgegeben, um an ihre Opfer heranzukommen, sagt das Bundeskriminalamt (BKA). Die Männer gehören nach Angaben der Ermittler zu einem Kinderschänderring, dem das BKA seit 2009 auf der Spur war.

Der mitangeklagte Thüringer ist unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs und Beihilfe in jeweils einem Fall angeklagt. Er soll ebenfalls die Stieftochter der Raststatters missbraucht und gefilmt haben, wie der 59-jährige sich an dem Mädchen verging. Außerdem soll er ein Video in Thailand bestellt haben, auf dem die Erdrosselung von Kindern vorgetäuscht werden sollte, sagte eine Gerichtssprecherin. Sie korrigierte damit Angaben der Staatsanwaltschaft, nach denen das Video die Ermordung der Kinder zeigen sollte.