Die achte und bislang letzte Kundin fand den spitzen Gegenstand in der Verpackungsschale von Suppengrün, das sie in einem Treff-Markt in Schutterwald erworben hatte. (Symbolfoto) Foto: dpa

Manipulierte Waren in drei Ortenauer Supermärkten. Weder Täter noch Motiv erkennbar. Kein Kavaliersdelikt.

Offenburg - Ein winziger Gegenstand sorgt in der Ortenau derzeit für große Aufregung: die Stecknadel. Insgesamt acht dieser spitzen Objekte wurden in verschiedenen Lebensmitteln seit dem 16. Dezember vergangenen Jahres entdeckt. Glücklicherweise wurde keiner der betroffenen Kunden verletzt. Die Polizei tappt jedoch im Dunkeln, vom Täter und einem möglichen Trittbrettfahrer fehlen bislang noch immer jede Spur. Auch das Motiv ist bislang fraglich, Forderungen oder andere Hinweise auf Erpressung gibt es laut Polizei nicht – ebenso wenig wie Zeugenhinweise. Weitere Märkte des Discounters waren bislang offenbar nicht betroffen.

Rückblick: Die erste Stecknadel fand ein Kunde in einem selbstbedienungsgerecht verpackten Bagel, den er am 16. Dezember in der Offenburger Filiale des Supermarkts Kaufland erworben hatte. Aus demselben Regal, am selben Tag, hatte sich ein weiterer Betroffener Aufbackbrötchen gekauft – auch er fand zu Hause den spitzen Gegenstand darin. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich weitere manipulierte Produkte im Umlauf befinden", warnte die Polizei daraufhin in einer Pressemitteilung. Seither ermittelt sie mit Hochdruck.

Nur zwei Tage später meldete sich ein weiterer Kunde. Nach dem ungewöhnlichen Fund hatte er die Packung mit den Sandwich-Baguettes, ebenfalls aus der Auslage der Offenburger Kauflandfiliale, an den Hersteller übersandt. Kurz nach der Jahreswende kam es zu zwei weiteren Fällen – mittlerweile waren es fünf Stecknadelfunde. "Wir haben die Aufmerksamkeit noch einmal veschärft", versicherte ein Sprecher des Unternehmens Kaufland. Beim fünften Fund hatte der Täter nicht wie bislang eine Backware, sondern Salami-Sticks gewählt.

Als ob dies nicht schon genug sei, meldete sich die sechste Kundin am Abend desselben Tages. Sie berichtete von einem Fund in einer Packung Burger-Brötchen. Verpackung und Nadel seien laut Polizei von der Kundin weggeworfen worden. Das Kaufdatum der Backware könne nicht genau bestimmt werden, läge aber auf jeden Fall in der Woche vor den Weihnachtsfeiertagen.

Bei allen sechs Fällen handelte es sich um übliche Stecknadeln – in der Variante ohne bunte Plastikköpfe. Nicht so bei der betroffenen Kundin Nummer sieben: Sie wendete sich an das Lebensmittelgeschäft der gleichen Kette, diesmal allerdings in Kehl. Sie fand die Nadel in einem in einer Kunststoffbox verpackten Kuchenstück. Nach ersten Feststellungen der Polizei hatte sich diese Nadel jedoch in Art und Größe von den bisher verwendeten Nadeln unterschieden. Ob es sich bei diesem Fall in Folge der starken Medienpräsenz um einen Trittbrettfahrer handelte oder ob derselbe Täter seinen Radius erweitert hat, bleibt bis heute fraglich.

Die achte und bislang letzte Kundin fand den spitzen Gegenstand in der Verpackungsschale von Suppengrün, das sie in einem Treff-Markt in Schutterwald erworben hatte. Während die Polizei weiterhin rätseln muss, ist die Strafe für den Täter klar: Alle bislang bekannten Fälle würden wegen versuchter Körperverletzung zur Anzeige gebracht. Auch wenn bisher noch niemand verletzt worden ist, komme laut Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren in Betracht. Zudem dürften dem Täter erhebliche zivilrechtliche Ansprüche seitens der betroffenen Firmen ins Haus stehen. Die Polizei gibt noch immer kein Entwarnung: Es könne auch weiterhin nicht ausgeschlossen werden, dass sich manipulierte Produkte im Umlauf befinden.