Brandgefährlich ist die finanzpolitische Situation in Griechenland. Foto: dpa

Es wird eng für Griechenland: Die Banken bleiben zu, genauso wie die Athener Börse. Es mehren sich die Zweifel, dass ein Grexit noch abgewendet werden kann - auch bei EU-Kommissar Günther Oettinger.

Berlin - EU-Kommissar Günther Oettinger bezweifelt, dass Griechenland angesichts der dramatischen Zuspitzung der Finanzkrise Mitglied der Eurozone bleiben kann. „Wir wollen alles tun, um möglichst Schaden von der Bevölkerung Griechenlands abzuwenden“, sagte Oettinger am Montag vor einer Sitzung des CDU-Präsidiums in Berlin. „Wir wollen, wenn es geht, Griechenland in der Eurozone halten. Ob das gelingt, ist mehr als fraglich.“

Die Bundesregierung werde als starker Träger der Eurozone, der Europäischen Zentralbank und der Rettungsschirme EFSF und ESM „alles tun, um weiteren Folgeschaden für weitere Eurozonenländer und die europäische Wirtschaft abzuwenden“, fügte der deutsche Kommissar hinzu.

"Wird für deutsche Bürger und Sparer keine Auswirkungen haben"

Die Deutschen müssten sich keine Sorgen machen, heißt es in Berlin. „Es gibt überhaupt keinen Anlass zur Beunruhigung“, sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Martin Jäger, auf die Frage möglicher Einschnitte und Konsequenzen für die deutschen Bürger. Er verwies unter anderem auf den geringen Anteil Griechenlands an der europäischen Wirtschaftsleistung sowie nur noch geringe Forderungen privater Banken gegenüber Griechenland. „Das wird für den deutschen Bürger und Sparer keine Auswirkungen haben“, sagte Jäger.

Regierungssprecher Steffen Seibert betonte, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sei selbstverständlich weiter bereit zu Gesprächen, wenn der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras dies wünsche.

Moscovici: Athen wird fällige IWF-Rate wohl nicht zahlen

Nach Einschätzung von EU-Währungskommissar Pierre Moscovici wird Griechenland die am Dienstag fällige Rate von rund 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) wohl nicht zahlen Das sagte Moscovici am Montag dem französischen Sender RTL. Nach früheren Angaben von IWF-Chefin Christine Lagarde wäre Griechenland dann gegenüber dem Weltwährungsfonds in Zahlungsverzug. Lagarde hatte eine Fristverlängerung für die Rate ausgeschlossen.

Moscovici sprach von Bemühungen, den griechischen Premier Alexis Tsipras für das Referendum über das Sparprogramm an diesem Sonntag umzustimmen. Bisher empfiehlt der Radikallinke ein „Nein“. Moscovici sagte: „Es geht darum, dass wir die griechische Regierung überzeugen können, dass sie dazu aufruft, mit „Ja“ zu stimmen.“

EZB berät Mittwoch wieder

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird voraussichtlich bei seiner nächsten regulären Sitzung an diesem Mittwoch in Frankfurt wieder ausführlich über Griechenland beraten. Sollte sich die Lage bis dahin zuspitzen, sei das Gremium aber auch sehr kurzfristig handlungsfähig, hieß es am Montag in Notenbankkreisen.

Am Sonntag hatte die EZB beschlossen, die Notkredite für griechische Banken bei rund 90 Milliarden Euro einzufrieren. Athen sah sich daraufhin gezwungen, die Banken des Landes von diesem Montag an vorerst zu schließen und Abhebungen an Geldautomaten auf 60 Euro pro Tag zu begrenzen.

Athens Börse bleibt zu

Auch die Börse in Athen bleibt voraussichtlich eine Woche lang geschlossen. Erst wenn die Banken wieder aufmachen, solle auch der Handel an der Börse anlaufen, erklärte die Finanzmarktaufsicht des Landes am Montag der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg. Zuvor hatte eine Sprecherin der Athener Börse die Handelsaussetzung für den Montag bestätigt.

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte am Wochenende ein Referendum über geforderte Reformen für den kommenden Sonntag angekündigt und gleichzeitig deren Ablehnung empfohlen.

An diesem Dienstag läuft das aktuelle Hilfsprogramm für Griechenland aus. Weil es keine Einigung mit den Geldgebern über weitere Milliarden gibt, droht dem Land die Pleite.