2002 wurde mit einer Machbarkeitsstudie geprüft, wie sich die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb verwirklichen ließe. Damals wurden die Kosten mit rund 50 Millionen Euro angegeben. Hinzu kämen acht Millionen für die Elektrifizierung, führte Verkehrsdezernentin Martina Bitzer aus. Zudem liege die Berechnung 18 Jahre zurück. Heute könne man wohl von den doppelten Kosten ausgehen, so Bitzer.
Der Bund stellt in Aussicht, die Baukosten für Reaktivierungsvorhaben mit bis zu 90 Prozent zu fördern, das Land will sich an verbleibenden Kosten beteiligen, so dass bis zu 96 Prozent Förderung für die Baukosten möglich wären. Bis 2023 will das Land zudem Machbarkeitsstudien zu Reaktivierungsvorhaben mit 75 Prozent unterstützen.
Allein zu stemmen seien aber die Planungskosten in Höhe von rund zehn Millionen Euro und die verbleibenden Baukosten von voraussichtlich rund 20 Millionen Euro, erklärte Bitzer.
Ruf ging der Beschlussvorschlag der Kreisverwaltung, zu diskutieren, ob eine Machbarkeitsstudie beauftragt wird, dennoch nicht weit genug. Seit 70 Jahren werde der Bahnverkehr immer weiter reduziert, während der Individualverkehr ausgebaut werde. Der Kreis müsse ja nur 50 Prozent der Kosten für eine Machbarkeitsstudie tragen, so Ruf.
"Das ist doch utopisch"
Dem widersprach Bitzer. Von den 26 Kilometern, die reaktiviert werden müssten, gehören 16 zu Rottweil. Dennoch würden zwei Drittel der Kosten für die Studie an den Kreis Rottweil entfallen (rund 24.000 Euro), da eventuell eine Trasse neu gebaut werden müsste und ein Tunnelbau erforderlich wäre. All das wäre in einer Machbarkeitsstudie zu prüfen.
"Das ist doch utopisch", sagte Thomas Haas (FWV). Die Gäubahn und die Elektrifizierung funktionierten schon nicht, und nun wolle man noch mehr Baustellen aufmachen. Zudem stünden teilweise Häuser dort, wo die Trasse verlaufen soll, meinte er kopfschüttelnd. Fraktionskollege Markus Huber pflichtete ihm bei. "Nicht mal die Hauptachse kriegen wir gebacken, und jetzt macht man alle jaloux, obwohl man dann wieder 30 Jahre lang daran rummachen wird. Das ist illusorisch."
Stefan Hammer (CDU) wunderte sich über die Potenzialanalyse. Bei der Regiobus-Frage vor einiger Zeit sei das Potenzial viel geringer gewesen. "Wo kommen plötzlich diese Zahlen her?", fragte er. Und ohne Schüler sei das Potenzial quasi kaum vorhanden. "Aktuell fahren die Schüler mit dem Bus zur Bruderschaftshöhe. Ob sie dann mit der Bahn fahren und dann nochmal mit dem Bus vom Bahnhof zur Schule fahren würden – ich weiß ja nicht", hinterfragte auch Berthold Kammerer (SPD) das Vorhaben. Es wäre seiner Meinung nach ein "totgeborenes Kind". Stattdessen könne man die Regiobus-Sache vielleicht erneut aufgreifen.
Landrat Günther-Martin Pauli aus dem Zollernalbkreis hatte angeregt, die Studie zu veranlassen. Dann könne der Zollernalbkreis die Kosten ja auch zur Hälfte übernehmen, wenn er daran so interessiert sei, meinte Thomas Albrecht (CDU). "Abgesehen davon werde ich wahrscheinlich nicht einmal als Bürgermeister a. D. in diesem Zug sitzen können", meinte er.
Rufs Antrag, die Machbarkeitsstudie zusammen mit dem Zollernalbkreis in Auftrag zu geben, wurde bei sieben Ja-Stimmen, einer Enthaltung und acht Nein-Stimmen knapp abgelehnt.
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