Edith Schneider steht an der Fritteuse, holt Pommes aus dem Fett. Auch die Balinger Imbissbetreiberin bekommt die derzeit steigenden Preise für Fett zu spüren. Foto: Maier

In den Supermärkten ist derzeit Öl knapp – und es wird teurer. Das bekommt auch Edith Schneider an ihrem Schnellimbiss in Balingen zu spüren. Gibt’s deswegen bald keine Pommes mehr?

Balingen - Edith Schneider steht vor der Fritteuse und blickt auf die Pommes, die darin im Fett schwimmen und langsam aber sicher goldig heranbrutzeln. Gleich sind sie fertig, sie kommen zusammen mit einer Currywurst auf den Teller. Ein Klassiker, den die 57-Jährige täglich in ihrem Imbiss im Balinger Gewerbegebiet oft serviert. Nun aber stellt sich die Frage: Ist der Klassiker in Gefahr?

Der wohl älteste Imbiss in Balingen

Aus ganz Deutschland kommen derzeit Meldungen, dass Imbisse entweder jetzt schon oder aber in absehbarer Zeit keine Pommes mehr anbieten. Hintergrund ist der Krieg in der Ukraine. Das Land ist einer der größten Speiseöl-Produzenten der Welt. Aktuell wird das Öl knapp und teurer. Das merkt auch Edith Schneider, ihr Imbiss ist der älteste dieser Art in Balingen.

Strategisch günstiger Platz

Seit mehr als 35 Jahren ist Schneider im Imbissgeschäft. Angefangen hat sie mit einem mobilen Wagen, der einst im Gewerbegebiet Gehrn vor den damaligen Multi-Märkten stationiert war. Dann wurde sie sesshaft, eröffnete "Edith’s Schnellimbiss" – am strategisch wohl günstigsten Platz, den das Gewerbegebiet bieten kann. Je nach Sichtweise ist es die erste Möglichkeit bei der Einfahrt ins Gewerbegebiet oder die letzte Gelegenheit vor der Ausfahrt auf die Bundesstraßen, sich etwas zu essen einzuverleiben.

Der Imbiss erfreut sich anhaltender Beliebtheit – trotz mächtiger Konkurrenz, die eine in direkter Nachbarschaft. McDonald’s und Burger King kamen, Edith Schneider blieb.

Landrat Fischer holt immer Hähnchen

In den vergangenen Jahren hat Schneider immer wieder angebaut, erweitert. Zunächst der überdachte Vorbereich, dann die Terrasse. Essen gibt es bei ihr nicht nur zum mitnehmen, man kann Pommes & Co. auch vor Ort genießen. Sie habe viele Stammkunden, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion: Mitarbeiter der vielen Unternehmen auf Gehrn, oder Kunden, die dort zum Einkauf hingehen und noch etwas schnabulieren wollen. Automechaniker in Werkstattbekleidung sitzen bei Edith Schneider an den Tischen neben Bankern in Anzügen. Vor Currywurst und Pommes sind alle gleich. Früher, erinnert sich Schneider mit einem Lächeln, sei auch der damalige Landrat Willi Fischer regelmäßig vorbeigekommen, habe immer dasselbe bestellt: Hähnchen.

Preissteigerung: 40 Prozent

Und wie sieht die Lage in Sachen Fett nun bei Edith Schneider? Nun, sagt sie, Fett für die Fritteuse habe sie derzeit noch am Lager. Eben frisch eingekauft, im Großmarkt. Allerdings für deutlich mehr Geld als vor kurzer Zeit noch üblich. Um 40 Prozent sei der Preis für das halbflüssige Fett, in dem sie ihre Pommes brutzelt, nach oben gegangen. Eine solche Preissteigerung innerhalb kurzer Zeit habe sie noch nie erlebt. Das Halbflüssige werde allerdings derzeit nicht nur teurer, sondern auch immer knapper – stattdessen muss Edith Schneider demnächst wohl auf festes Blockfett umsteigen. Das sei kein Problem, sagt sie – den Pommes ist das egal.

Ein Problem aber könnten die hohen Preise werden. Sie werde wohl nicht darum herumkommen, die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Bis Ostern wolle sie die Lage beobachten, gründlich rechnen und dann über Preisanpassungen entscheiden. Die Pommes von der Karte streichen, wie es andere Imbisse in Deutschland schon getan haben – das sei irgendwie undenkbar.

Auch Gas teurer

Gestiegene Preise betreffen derzeit allerdings nicht nur das Pommes-Fett. Sondern – noch viel stärker – das Gas, mit dem sie die Fritteusen, den Bräter, den Ofen feuert. Edith Schneider hat, sagt sie, glücklicherweise zu einer Zeit, als der Gaspreis noch "normal" war, den 1500-Liter-Tank ihres Imbiss füllen lassen. Privat nutze sie ebenfalls Gas – da musste sie neulich schon erheblich mehr bezahlen.

Derweil kommt an diesem Nachmittag der nächste Kunde. Kurzer Blick auf die Karte, auf die Variationen von Currywurst: "Pikant", mit Schaschlik-Sauce und Tabasco. "Bayrisch", mit Sauerkraut. Der Mann entscheidet sich schnell: für den Klassiker, ohne Schnickschnack. Aber bitte mit Pommes.