Statt mehr Wohnbebauung sollen auf dieser Fläche am Lienberg unter anderem anhand einer Streuobstwiese Ökopunkte zusätzliche 255 000 Ökopunkte geschaffen werden Foto: Wegner

Schramberg braucht neue Ökopunkte. Deshalb soll am Sulgener Lienberg soll eine neue Ausgleichsfläche entstehen.

Schramberg-Sulgen - "Ja, dieses Ausgleichsthema ist nicht einfach", gab Stadtentwicklungs-Chef Bent Liebrich jüngst im Ausschuss für Umwelt und Technik zu. Je nach Fläche oder Ausgleichsart gibt es Unterschiede in Zahlen oder Qualität – und dass die Ausgleichsgebiete nach für gewöhnlich 25 Jahren enden, die dafür erschlossenen Baugebiete aber eher hunderte Jahre alt werden, passt auch nie so ganz ins Spiel.

Zu guter Letzt müsse die Verwaltung derzeit auch noch bestehende Ausgleichsflächen umrechnen, weil es neue Rechnungsmodelle gibt – was dazuhin viel Arbeit macht. So fällt es den Planern stets schwer, ad hoc auf "Wie viele Ökopunkte haben wir da konkret?" oder "Wie viele Ökopunkte brauchen wir dafür konkret?" die genauen Antworten liefern zu können. In dem Wirrwarr freut man sich mal über ein handfestes Beispiel – so wie am neuen Gebiet am Lienberg.

Drei Maßnahmen

Denn: Eine der drei Maßnahmen, mit denen dort auf 2,56 Hektar Fläche (0,64 Hektar sind städtisch) mittelfristig 255 000 Ökopunkte generiert werden sollen, ist nämlich eine neue Streuobstwiese. Und wofür braucht es die? "Bei der Haldenhof-Erweiterung fällt eine Streuobstwiese für die Bebauung weg. Und diese sollten immer eins zu eins möglichst in räumlicher Nähe ersetzt werden", erklärte Veronika Schneider von der Stadtplanung. Außerdem soll eine vorhandene sogenannte Fettwiese zur artenreicheren Magerwiese aufgewertet, eine Gehölzreihe gepflanzt und eine Trockenmauer für ausgiebige Kleingetier-Sonnenbade angelegt werden.

1,22 Euro pro Punkt

Zudem freute sich Schneider zu berichten, dass die Kosten, vor allem bei den in einer Reihe geplanten Bäumen, geringer als bislang angenommen sind; So kostet ein Ökopunkt auf der städtischen Fläche dort 1,22 Euro – statt wie bisher gedacht 2,06 Euro.

Das sei nun letztlich schwer einzuordnen, so Schneider, die Vergleichswerte von 50 Cent bis vier Euro recherchiert hatte. "Ökopunkte sind je nach Vorhaben unterschiedlich wert, wir liegen hier aber im durchschnittlichen/oberen Preissegment", sagte sie. Und es sei immer besser, eigene Ökokonten in der Nähe zu haben, statt Punkte aus der Ferne einzukaufen – dann könne man auch von der Naherholungsfunktion profitieren und man habe einen Blick darauf, was tatsächlich auf der Fläche geschieht.

Mehr mit Privatbesitzern arbeiten

Thomas Brugger (CDU) regte an, bei Ausgleichsflächen mehr mit privaten Hof- oder Forstbesitzern zu kooperieren und fragte nach dem Ökokonto Gründlesee. Da sei der Stand schwer zu sagen, weil die zuständige Sachbearbeiterin das externe Büro verlasse, "es wird aber größer als das hier". Oskar Rapp (Freie Liste) wunderte sich über die seltsame Gebietsform, Liebrich erläuterte, dies seien die äußeren Grundstücksgrenzen – die Planer hätten alle Flächen einbezogen, die perspektivisch erworben werden können. Rapp regte zudem an, ein Konzept zum Verteilen des Obsts der Streuobstwiese zu erstellen.

Warum nicht bebauen?

Jürgen Kaupp (CDU) gab Meinungen aus der Fraktion weiter, dieses Gebiet eigne sich besser für ein 13-b-Bebauungsverfahren. Liebrich entgegnete, nach "Holderstaudenstraße – Greiche" habe es eigentlich geheißen, keine solch kleinen Baugebiete mehr anzustoßen. Der Aufwand rechne die wenigen Bauplätze nicht. Zudem seien nicht alle angrenzenden Flächen Wohnbebauung und in der Lärmkartierung gebe es auch "ein paar Spitzen" in dieses Gebiet hinein.

Mit sechs Ja-Stimmen und drei Enthaltungen von Emil Rode (Freie Liste), Kaupp und Patrick Fleig (CDU) empfahl der Ausschuss dem Gemeinderat für die morgige Sitzung, das Konzept am Lienberg – zunächst nur auf dem städtischen Gebiet – umzusetzen.