Die Biofach in Nürnberg ist die weltweit größte Öko-Messe, bis Samstag werden rund 72.000 Fachbesucher erwartet. Foto: dpa

Die Bio-Branche ist Auseinandersetzungen gewohnt, ihre heutige Anerkennung hat sie sich hart erkämpfen müssen. Ungewöhnlich sind dennoch die klaren Worte, mit denen auf der weltweit größten Öko-Messe um die politischen Rahmenbedingungen gerungen werden.

Nürnberg - Zwischen Tofu, Macadamia-Milchgetränk und veganer Eiscreme sind am Mittwoch auf der Öko-Messe Biofach in Nürnberg auch die großen politischen Themen verhandelt worden. Dabei erhielt die Branche in ihrem Widerstand gegen die geplante Totalrevision der EU-Ökoverordnung Unterstützung von mehreren nationalen Politikern. Die niederländische Landwirtschaftsministerin Sharon Dijksma etwa richtete einen eindringlichen Appell an EU-Kommissar Phil Hogan, der daraufhin versicherte, die Sorgen der Branche ernst zu nehmen.

Die Biofach ist die weltweit größte Öko-Messe, bis Samstag werden rund 42.000 Fachbesucher erwartet. Das Angebot der ökologisch hergestellten Produkte reicht von Babykleidung über Granatapfel-Bärchen und Lupinen-Aufstrich bis hin zu Nagellack und Fußsalben auf der angeschlossenen Naturkosmetikmesse Vivaness. Bei den Lebensmitteln stehen in diesem Jahr jene Produkte im Fokus, die auf bestimmte Bestandteile wie Laktose und Gluten verzichten oder ohne tierische Inhaltsstoffe auskommen.

"EU-Ökoverordnung" in aller Munde

Durch die Messehallen schwirrte aber immer wieder auch das Wort „EU-Ökoverordnung“. Sie regelt, wie in Europa verkaufte Bio-Produkte erzeugt, verarbeitet und gekennzeichnet werden müssen. Die von der EU-Kommission geplante Revision bringt aktuell viel Unruhe in die Branche. Sie soll den Verbrauchern mehr Sicherheit garantieren, sieht aber zugleich tiefgreifende Änderungen der Regeln und Abläufe vor.

Die niederländische Ministerin Dijksma richtete deshalb bei der Eröffnungsfeier deutliche Worte an EU-Kommissar Hogan: „Ich bitte Dich, Phil: Lege einen neuen Vorschlag vor.“ Dijksma, deren Land in diesem Jahr voraussichtlich Bio-Produkte im Wert von einer Milliarde Euro exportieren wird, unterstrich: „Weniger und einfachere Regeln sind dabei ein Muss, denn die Bauern sollen Bauern und keine Buchhalter sein.“

Hogan versicherte daraufhin, er „habe verstanden, dass dieser Vorschlag einige Besorgnis ausgelöst hat. (...) Wir werden nachhaltige Änderungen auf den Tisch legen, damit er viel besser wird.“ Wenn bis Mitte des Jahres keine Einigung erzielt sei, werde er den Vorschlag wie angekündigt zurückziehen.