DJ Tosch lässt international wie auch im Kinzigtal die Platten glühen und heizt dem Partyvolk ein. Foto: Michael Bode

Was macht eigentlich...?: DJ Tosch, einst kleiner Plattendreher aus Oberwolfach, schreibt Song für US-Serie

Oberwolfach - Seine erste Vinyl-Platte kaufte er 1996 – mehr als 20 Jahre später ist er ein international gefragter DJ. Die Rede ist von Thomas Schillinger alias DJ Tosch. Aktuell hat der Oberwolfacher einen Song in der US-Serie "Lucifer" platziert.

Als DJ Tosch begeistert Schillinger längst nicht mehr nur das Partyvolk im Kinzigtal. Auch international feiert er Erfolge: Einerseits mit dem tschechische Sommerhit 2018 ("Uz Svita" von Michal David und Marketa Konvickova), aber auch mit der Titelmelodie der Werbekamapgne für die G-Klasse von Mercedes Benz, die beide der Oberwolfacher produziert hat. Bei ersterem schloss sich eine ausverkaufte 30-Konzerte-Tour an. "Das war krass und komplett unwirklich", sagt er im Gespräch mit dem Schwabo.

Gerade ist seine neue Single "Warehouse" erschienen. Die Spanne seiner Arbeit reiche von "charttauglichem House" bis Techno. "Ich habe mich da nie festlegen lassen, ich mag dieses Schubladendenken nicht", sagt der gelernte Forstwirt. 2012 gründete er sein eigenes Label "Toschmusic", im Jahr 2015 seinen eigenen Musikverlag.

2018 war er zweimal an der Spitze der I-Tunes-Charts in Holland (Verkaufscharts Album und Album Dance mit "Somewhere over the Rainbow"), im Februar ließ er in den amerikanischen Verkaufscharts sogar bekannte Szenegrößen hinter sich ("Crazy"). Als die Nachricht kam, legte er gerade im Haslacher Blockhaus auf. "Ich dachte nur ›wow, krass‹", erzählt er und lacht. Hinzu kommt die Produktion von TV-Musik – und das ziemlich erfolgreich. So sind die Songs, die in Oberwolfach produziert werden, gleich in mehreren TV-Serien zu hören: Unter anderem in der Krimi- und Mystery-Serie Forever. "In einer Szene wird in einer Discothek ermittelt – das ist natürlich prädestiniert." Hinzu kommen Serien wie "Idiotsitter" mit Charlotte Newhouse und Jillian Bell, "Degrassi", "The Beauty and the Beast", die in Südamerika erfolgreiche Serie "Club de Cuervos" und ganz aktuell "Lucifer".

Von Athen bis Polen und "alles dazwischen"

"Die kannten meinen Namen von anderen Placements und haben mich gezielt herausgesucht", erklärt Tosch nicht ohne Stolz. Der Song für "Lucifer", der sich auf dem Soundtrack der vierten Staffel befindet, tauche im Laufe der Staffel immer wieder auf, zum Beispiel bei Überblendungen von Szenen oder mal eine Minute am Stück. Ob er sich die Serien mit seiner Musik auch anschaut? "Manchmal", gibt er zu. Meistens habe er aber keine Zeit, eine Serie am Stück zu verfolgen.

Um einen Song in einer Serie zu platzieren, gebe es zwei Möglichkeiten, so Schillinger. Einerseits könne er angefragt werden, einen Song zu erstellen. So zum Beispiel im vergangenen Jahr bei der Werbung für die G-Klasse von Mercedes Benz, wo er auch bei den Dreharbeiten dabei war.

Die andere Möglichkeit: "Ich habe eine Art Bibliothekar in Hollywood, der meine Songs mitverwaltet." Große Produktionsfirmen kaufen dort ein. Das können komplette Songs oder kleinere Schnipsel sein.

Seit 2000 legt er professionell auf, aber auch davor stand er bereits für kleinere Partys und daheim im Keller hinter den Plattentellern. 2001 war er bei der Loveparade dabei, 2002 bei der Street Parade in Zürich. Nach mehreren Jahren im Ausland – in der Schweiz stieg er ins Discomanagement ein, war fester Bestandteil der Clubszene – kehrte er nach Oberwolfach zurück und gründete Label und Musikverlag. Seitdem war er für Auftritte viel unterwegs. Zuletzt 2017. "Von Athen bis Polen - und alles dazwischen", blickt er zurück. Bis heute ein wichtiger Bestandteil seines Berufs. "Und es immer noch toll", sagt er. „Jeden Tag stehe ich mit einem dicken Lächeln im Gesicht auf.“

Aktuell ist er wieder unterwegs. Den Auftakt machte er am vergangenen Samstag im Blockhaus, es folgen zwei weitere Termine in Deutschland, bevor es wieder ins Ausland geht.

Tosch beschreibt seine liebsten Orte

Auch wenn er sich in der Musik wohl fühlt: Es sei immer wieder wichtig, auch mal über den Tellerrand zu schauen und etwas komplett anderes zu machen. Aktuell hat er einen Beitrag zu dem Buch "Der Himmel über der Ortenau", in dem bekannte Persönlichkeiten über ihre liebsten Orte berichten, verfasst. Darin beschreibt er den "Bänkle-Platz" über dem Gelbachtal, von dem aus der Kreislauf der Sonne zu sehen ist. "Da merkt man, wie winzig klein man im Universum ist", so der Oberwolfacher. Überhaupt sei "nach Hause kommen" mit den Jahren immer wichtiger für ihn geworden. "Früher habe ich mich gefreut, wenn es möglichst weit weg ging, jetzt freue ich mich aufs Heimkommen."

In dem Buch "Der Himmel über der Ortenau. Paradiesische Plätze – kreative Köpfe" beschreiben unter anderem Wolfgang Schäuble, Manfred Hammes und Martin Herrenkencht in literarischen Miniaturen die Ortenau. Am Donnerstag, 27. Juni, plaudert Verleger Peter Martens ab 19 Uhr im Storchenturm-Museum Zell mit Gästen über ihre Lieblingsplätze. Die Ausstellung zum Buch ist ab Samstag, 20. Juli, in Wolfach zu sehen. Bilder von Fotografen wie Thomas Kaiser sind ebenfalls im Buch.