Beim Spatenstich für das neue Besucherzentrum (von links): Dieter Blaeß (Abteilungspräsident RP Freiburg), Thomas Wahl (Vizepräsident Landesfischereiverbands Baden-Württemberg), Julia Kiefer (Leader-Programm), Bürgermeister Matthias Bauernfeind, Roland Rösch (Fischereireferent im Ministerium Ländlicher Raum), Stefanie Gerber (Ingenieurbüro Tragwerksplanung) und der ausführende Architekt Bernd Schmid Foto: Dorn

Startschuss für Besucherzentrum der Aufzuchtanlage. Lachs wichtige Art für Schwarzwald.

Oberwolfach - Mit viel Fischerei-Prominenz ist am Mittwoch im Oberwolfacher Gelbach ein erster Spatenstich begangen worden. Mit dem Neubau des Besucherzentrums der Lachsaufzuchtanlage wird begonnen.

Thomas Wahl, Vizepräsident des Landesfischereiverbands, erinnerte an die mehr als 20-jährige Geschichte der Anlage am Gelbach.

1997 geriet die darniederliegende Fischzuchtanlage ins "Visier" der Fahnder des Landesfischereiverbands, mussten doch die für den Wiederbesatz der Schwarzwaldflüsse vorgesehenen Junglachse bis dahin am fernen Bodensee gezüchtet werden.

Mit ehrenamtlichem Engagement haben die lokalen Angler anfangs als Pächter des Geländes und später der Landesfischereiverband als Eigentümer die Anlage modernisiert und viele Jahre darin die Lachsaufzucht für die rechtsrheinischen Schwarzwaldflüsse organisiert.

Mit dem Besucherzentrum soll Schulklassen und anderen interessierten Gästen die Bedeutung des Lachses für den Schwarzwald und der technische Aufwand für eine erfolgreiche Aufzucht nahegebracht werden, ohne dass sie mit den empfindlichen Zuchtanlagen in Berührung kommen.

Kinder können beim Aussetzen helfen

Natürlich können Kinder weiterhin beim Aussetzen der Junglachse helfen. Über einen langen Zeithorizont betrachtet werden diese (als Erwachsene) dann vielleicht als Zeitzeugen mitreden können, sollte es einer der Gelbach-Lachse über den Rhein und die Kinzig nach Hause schaffen.

Bürgermeister Matthias Bauernfeind ordnete das neue Besucherzentrum als weitere Perle in der "Kette an Naturschutz-Highlights" im Wolftal ein. Das "Tal der Tiere" gewänne mit dem Lachs eine weitere für den Schwarzwald und den Tourismus wichtige Tierart hinzu und so beteilige sich die Gemeinde gerne an den Baukosten, zumal ja für die Bauausführung auch drei Oberwolfacher Handwerksbetriebe (zwei davon aus der unmittelbaren Nachbarschaft) beauftragt worden sind.

Dieter Blaeß vom Regierungspräsidium Freiburg und Julia Kiefer vom Leader-Büro fassten die Eckpunkte des 29-seitigen Bewilligungsbescheids zusammen (siehe Info-Kasten). Der Lachs verkörpere als Wanderfisch wie kein anderer den europäischen Gedanken, es wurden in Irland Lachse aus dem Gelbach nachgewiesen. Dies spiegele sich auch in den Leader-Mitteln wieder, die zu 60 Prozent von der EU finanziert werden.

Blaeß dankte ausdrücklich Bauernfeinds Amtsvorgänger Jürgen Nowak, ohne dessen vorausschauende Planung es das Projekt sicher nicht so schnell in das begehrte Leader-Programm geschafft hätte.

Roland Rösch, Fischereireferent im Ministerium Ländlicher Raum in Stuttgart, berichtete von ersten Erfolgen der links und rechts des Rheins erfolgten Anstrengungen. Auch in Hüningen und Obenheim arbeiten engagierte Vereine an der Wiederansiedlung. So nähme die Zahl der an der Staustufe Iffezheim gezählten Rückkehrer-Lachse kontinuierlich zu.

Welch immense Arbeit von den drei vom Landesfischereiverband angestellten Mitarbeitern Stephan Stäbler, Stefan Dieterich und Armin Wachendorfer in der Zuchtanlage geleistet wird, wurde nach dem Spatenstich an den verschiedenen Aufzuchtstationen begutachtet.

Viele Handgriffe sind nötig, um aus den Anfang Dezember vergangenen Jahres "gestreiften" Fischeiern kleine, vom Ei-Dotter befreite Baby-Lachse werden zu lassen. Diese werden in zweistündiger Fütterung zu Junglachsen aufgepäppelt, um einige Wochen später ihre hoffnungsvolle Reise auf den Nebenflüssen des Rheins in die Nordsee und vielleicht irgendwann wieder stromaufwärts bis in ihren Heimatbach anzutreten.

Mit dem fertigen Besucherzentrum werden die drei Überzeugungstäter dann auch noch pädagogisch gefordert sein, eine Aufgabe, für die am Festtag des Spatenstichs schon fleißig geübt wurde. "Nein, wir züchten hier Lachse, keine Forellen".

Die Kosten für das Besucherzentrum belaufen sich auf etwa eine halbe Million Euro. Davon werden 263.000 Euro vom Leader-Programm gefördert, das wiederum zu 60 Prozent, also mit 158 000 Euro, aus EU-Mitteln gespeist wird. 105.000 Euro übernimmt das Land Baden-Württemberg. Weitere 100 .000 Euro steuert die Gemeinde zu, so dass an Eigenmitteln für den Landesfischereiverband beziehungsweise seine Tochtergesellschaft Wanderfische Baden-Württemberg gemeinnützige GmbH ein Betrag von 160. 000 Euro verbleibt.