Die "Freaks" hatte Sänger Torsten "Nord" Scharf ab dem ersten Song direkt im Griff. Foto: Beule/privat

Härtere Gangart. 800 Fans feiern im Frohnbach. Stimmung kocht auf dem Hexenplatz.

Oberwolfach - Kompromissloser und knüppelharter Sound hat am Wochenende die Wald-Bühne im Frohnbach gerockt. Bei angenehmen Temperaturen feierten hunderte Fans bei "Rock im Wald" bis in die frühen Morgenstunden mit gleich drei Bands.

Und für die 25. Auflage haben sich die Lempi-Hexen um Vorsitzenden Thomas Wachendorfer nicht lumpen lassen: Mit "Lonely Spring", "The Woodpeckers" und Headliner "Hämatom" warteten sie mit einem hochkarätigen Line-Up auf.

Hochkarätiges Line-Up überzeugt vom Start weg

Letztere standen Anfang August noch in Wacken auf der Bühne. Und der Auftritt der Franken war gleich in mehrerer Hinsicht passend: Während das Open-Air im Frohnbachtal sein 25-jähriges Bestehen feierte, stehen die bemaskten Mannen um Sänger Torsten "Nord" Scharf bereits seit 15 Jahren auf der Bühne und haben ihr neues Album "Maskenball" am Start.

Grund genug, um mit den weit mehr als 800 "Freaks", wie sie ihre Fans nennen, eine harte Rock-Party zu feiern. Und auch das Motto des Open-Airs passte: "25 Jahre und kein bisschen leiser".

Wie immer hatten die Lempi-Hexen die Voraussetzungen vor Ort geschaffen. Diesmal ließ auch das Wetter keine Wünsche offen, sodass bis in die frühen Morgenstunden friedlich und ausgelassen gefeiert wurde.

Die rund 100 Helfer hatten alle Hände voll zu tun: Von der Bewirtung über die Vorbereitung und den Bus-Shuttle vom Lindenplatz zum Hexenplatz war alles bestens organisiert.

Den Auftakt bestritten dabei "Lonely Spring". Und die überzeugten eindeutig auch das Publikum. Nach und nach lockten sie die Besucher mit ihren Rock-Emo-Songs vor die Bühne. Mit Titeln wie "Never", "Who am I" oder "For the Sake of your Heart" setzten die Jungs ein eindeutiges Ausrufezeichen hinter ihren Ruf als "Newcomer der Emo-Rock-Szene". Und spätestens beim letzten Titel – Sänger Julian Fuchs überraschte mit einem Cover des Falco-Songs "Rock me Amadeus" – machten sie deutlich, dass sie nicht bloß heiße Töne spucken.

Rauer Neue-Deutsche-Härte-Sound, kritische Texte, erhobene Mittelfinger und eine bombastische Bühnenshow war das, was darauf folgte. Die Musiker, die sich "Nord", "Ost", "Süd" und – man ahnt es – "West" nennen, überzeugten mit ausgefeilten Metal-Melodien und Texten, die zwar über die pure Schockwirkung hinausgehen, sich aber trotzdem vortrefflich auf einem Metal-Open-Air mitgrölen lassen, auf ganzer Linie.

Zeit, um mit den "Freaks" vor der Bühne warm zu werden, brauchte die Band keineswegs: Vom Start weg lieferte das Quartett eine Show, die sich gewaschen hatte. Mit "Zeit für neue Hymnen" rastete das Moshpit vor der Bühne quasi direkt aus, was sich mit jedem Song nur noch steigerte.

Motto: 25 Jahre und kein bisschen leiser

"Vielen Dank für diese geile Scheiße, Oberwolfach", bedankte sich Sänger Torsten "Nord" Scharf beim Publikum, nachdem der Chorgesang vor der Bühne bei "Lichterloh" kaum abebben wollte. Pyro-Effekte und "Drum-Surfing" – das Publikum trug den Drummer mitsamt Schlagzeug auf einer Plattform auf Händen – taten ihr übriges. Bevor die Masken-Rocker sich für den Titel "Leck mich" nochmal alle Mittelfinger entgegenrecken ließen, ließen sie keinen Zweifel daran: "Wir sind Gott".

Die Nachtschicht übernahmen sodann "The Woodpeckers", zu deren Rock-Covern die Fans bis in die frühen Morgenstunden ausgelassen feierten.

Seit 1994 gibt es "Rock im Wald". Das Open-Air der Oberwolfacher Lempi-Hexen-Gilde besitzt mittlerweile Kultstatus und ist ein Muss für alle Rockfans. Aus einer fixen Idee sei eine Großveranstaltung geworden, so die Veranstalter.