Eric Müller (links) und Jürgen Prestin (rechts) begleiteten die deutschen Olympia-Teilnehmer Lennart Christian Grabbel (von links), Juri Kaganskiy, Christian Noaghiu, Hossein Gholizadeh, Christian Bernert (Beobachter) und Tobias Bauer. Foto: Beule

Oberwolfacher Forschungsinstitut ist einer der Austragungsorte der Mathe-Olympiade.

Oberwolfach - Die Olympiade liegt hinter den jungen Mathe-Assen. Dass in diesem Jahr alles etwas anders war, hat die Nachwuchstalente keinesfalls gestört. In Oberwolfach nahmen sie in diesem Jahr an der internationalen Mathe-Olympiade teil.

Das Oberwolfach einmal ein Olympia-Austragungsort wird, damit hat wohl keiner gerechnet. "Wir sind sehr stolz, dass wir das machen durften", betonte Stephan Klaus vom Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach (MFO) im Gespräch mit dem Schwabo. Sonst seien namhafte Mathematiker aus der ganzen Welt in Oberwolfach zu Gast. "Dass wir in diesem Jahr den Nachwuchs nicht nur trainieren durften, sondern auch die Olympiade ausrichten durften, war schon etwas sehr Besonderes", so Klaus.

Normalerweise ist das MFO traditionell der Gastgeber für die Abschlusswoche der Vorbereitungsseminare im Vorfeld der internationalen Mathematik-Olympiade (IMO). Und normalerweise werden in der Abschlusswoche im Mai die sechs deutschen Teilnehmer gekürt. Doch aufgrund der Pandemie wurde die IMO vollständig dezentral und virtuell ausgetragen.

Corona wirbelt den Ablauf durcheinander

Auch den Ablauf der IMO selbst hat Corona kräftig durcheinander gewirbelt, wie Jürgen Prestin, Direktor des Instituts für Mathematik an der Universität Lübeck und Leiter der deutschen IMO-Delegation, erklärt. Während der zweitägigen Prüfung wurden die Teilnehmer videoüberwacht. Am Dienstagmorgen seien noch Klausuren geschrieben worden. "Dann haben wir sie eingescannt und nach St. Petersburg gesandt", erklärt er. Dort und auch in Oberwolfach werden sie korrigiert und Punktevorschläge gemacht. Das sei bei der "richtigen" IMO natürlich viel einfacher, so Prestin. "Da trifft man sich und diskutiert."

Mit einer rein virtuellen Olympiade hatte noch keiner der Involvierten Erfahrung. "Vor allem musste gewährleistet werden, dass nicht geschummelt wird", fügt sein Stellvertreter Eric Müller hinzu. Deswegen wurde penibel darauf geachtet, dass die Klausuren unter den gleichen Bedingungen stattfinden und die sechs Aufgaben wurden bis zum Schluss streng geheim gehalten. Dafür sei mit Illia Karabash extra ein IMO-Beauftragter ins MFO gekommen und habe die Aufgaben kurz vor Beginn heruntergeladen. Gestartet sind die Klausuren nach der Zeitverschiebung: Die asiatischen Länder starteten bereits am Vorabend, die ersten europäischen Länder am Morgen gegen 9.30 Uhr. Mit dabei war als deutscher IMO-Beobachter auch Christian Bernert.

Die kniffligen Aufgaben der Mathematik-Olympiade übersteigen das Schulniveau in der Regel deutlich. Wer sich für das deutsche Team qualifizieren wollte, musste zunächst seine Fähigkeiten beim Bundeswettbewerb Mathematik und der Mathematik-Olympiade in Deutschland beweisen. Für Deutschland gingen Tobias Bauer (Klasse 12, Bayreuth), Hossein Gholizadeh (Klasse 11, Magdeburg), Lennart Christian Grabbel (Klasse 11, Hamburg), Maximilian Hauck (Klasse 12, Alzey), Juri Kaganskiy (Klasse 9, Berlin) und Christian Noaghiu (Klasse 10, München) ins Rennen.

Klar, dass die Begegnung mit Mathe-Assen aus anderen Ländern fehlt. Teilnehmer Christian Noaghiu sieht es aber sportlich: "Klar wäre es in St. Petersburg was ganz anderes gewesen – allein vom Olympia-Feeling." Von den sechs Teilnehmern sei aber in den Vorjahren noch keiner dabei gewesen. Wie die Aufgaben waren? Er lacht. Was dran kam, sei etwas unerwartet gewesen, gibt er zu. "Aber ich denke, wir haben das gut gemacht und haben gute Chancen", schätzt er.

Auch die Vorbereitung sei in diesem Jahr anders gewesen. Im Februar und März sei noch alles wie gewohnt vonstatten gegangen, ab dann sei alles online gelaufen. Die Vorbereitungsklausuren seien dezentral an den Schulen geschrieben worden und auch die Abschlusswoche in Oberwolfach habe nicht stattfinden können.

Vorbereitung läuft in diesem Jahr anders

Dafür haben sich die Olympia-Teilnehmer in Oberwolfach noch etwas vorbereiten und trainieren können. Seit Mittwoch vergangener Woche sind sie in Oberwolfach, untergebracht im Gasthaus Hirschen, am gestrigen Mittwoch reisten sie wieder ab.

Im vergangenen Jahr haben die deutschen Teilnehmer bei der Olympiade im englischen Bath übrigens Platz 30 belegt. Entscheidend sei aber, wie auch bei Olympia, der Medaillenspiegel, so Müller. Dieser ist im Internet abrufbar, ebenso wie die Eregbnisse. Sie werden für spätestens Montag erwartet. Dann findet auch die Siegerehrung als virtuelles Event statt.

Weitere Informationen: Die Ergebnisse der IMO können im Internet unter www.imo-official.org abgerufen werden.

Die Internationale Mathematik-Olympiade (IMO) ist die "Weltmeisterschaft" für Schüler mit Teilnehmern aus mehr als 100 Ländern. Sie findet seit 1959 jährlich in einem anderen Land statt. In Deutschland wird der Auswahlwettbewerb vom Zentrum für Begabtenförderung "Bildung & Begabung" veranstaltet. Als langjähriger Partner ist das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach (MFO) traditionell Gastgeber für die Abschlusswoche der Vorbereitungsseminare. In diesem Jahr hätte die IMO eigentlich in St. Petersburg stattfinden sollen.