Freizeit: Martin Sum und seine Kollegen arbeiten am Limit / Verkauf leidet unter Liefer-Verzögerungen

Kaum ist das schöne Wetter da, steigen zahlreiche Kinzigtäler und Wolftaler aufs Rad. Martin Sum vom Fahrradladen in Oberwolfach ist in seiner Werkstatt ausgelastet und auch im Verkauf der Räder gibt es Probleme.

Oberwolfach. "Man merkt, dass es nun wieder wärmer ist und die Menschen aufs Rad steigen. Nach dem vergangenem Wochenende hatte ich am Montag schon 30 Reparatur-Kunden", berichtet Martin Sum.

Er betreibt den Fahrradladen am Bächle in Oberwolfach. Teilweise mit Hilfe seiner drei Mitarbeiter und zwei Auszubildenden arbeitet er in der Werkstatt aktuell häufig bis nachts um 1 oder 2 Uhr. "Am meisten fallen Reparaturen für Bremsen und Platten an. Hier planen wir immer einen Puffer ein, sodass unsere Kunden trotzdem nicht länger als ein oder zwei Tage auf ihr fertiges Rad warten müssen." Lange Wartezeiten fallen aktuell allerdings beim Verkauf neuer Räder an. Der Oberwolfacher Händler berichtet, dass Kunden teilweise ihr im Herbst bestelltes Rad erst in diesem Sommer bekommen können. Grund dafür seien Lieferschwierigkeiten der Einzelteile, die "alle aus Fernost importiert werden oder aus den unterschiedlichsten Ländern an den Produktionsstandort gelangen müssen", erklärt Sum.

Trotz frühzeitiger Bestellungen sei die Lage bei Fahrradhändlern in ganz Deutschland ähnlich. "Die beiden großen Hersteller haben sehr strenge Hygienevorschriften und auch einige Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, sodass die Produktion darunter leidet. Wir hatten dieselbe Lage bereits im vergangenen Jahr, deshalb haben wir diesmal schon früh Ersatzteile und auch neue Räder nachbestellt, aber trotzdem können die Hersteller nicht liefern und viele neue Räder können nicht vom Band laufen." Sum muss nun improvisieren und sich zumindest für die Reparaturen die Einzelteile bei verschiedenen Großhändlern zusammensuchen. "Das bedeutet eine Menge organisatorischen Aufwand", sagt er.

Wegen Corona sei die Nachfrage nach Fahrrädern auch in diesem Jahr extrem gestiegen, bestätigt der Oberwolfacher. Rund 95 Prozent der Räder aus seinem Geschäft seien bereits verkauft, sogar Fahrräder, die noch nicht in seinem Laden angekommen sind, habe er bereits an den Mann gebracht. Das sorgt bei einigen, die Wochen oder Monate auf ihr Rad warten, für Unmut. "Einige Kunden haben mir schon böse E-Mails geschrieben, aber ich kann leider nichts machen. Wir bekommen selbst keine Info, wann die Räder geliefert werden." Sum musste sogar extra einen Mitarbeiter einstellen, der die Bestände in Excel-Tabellen eingibt, um somit den Überblick über allle verkauften und verfügbaren Räder zu behalten.

Um seinen Kunden entgegenzukommen, bietet er ihnen an, dass sie auch nach dem Kauf vom Vertrag zurücktreten und ihr Geld wiederbekommen können. Die meisten seien aber verständnisvoll und warteten auch länger auf ihr Gefährt.

Viele, die sich für diesen Sommer ein neues Fahrrad kaufen wollen, nehmen auch Kompromisse in Farbe und Aussehen in Kauf, weil Sum aktuell deutlich weniger Auswahl im Laden zu bieten hat. Besonders beliebt seien gerade die SUV-E-Bikes, mit denen die Radfahrer dank breiter Reifen im Gelände, aber auch auf der Straße unterwegs sein können. Diese Zweiräder bewegten sich im preislichen Rahmen ab 2500 Euro. "Von denen habe ich dieses Jahr bereits 350 bis 400 Stück verkauft", erzählt Sum. Die meisten Radfahrer, die jetzt noch ein Bike kaufen wollten, müssen aber für ihr Traumrad wohl noch eine Menge Geduld mitbringen.