Die Ausbeute der Oberwolfacher mit echten Pfifferlingen konnte sich durchaus sehen lassen. Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Rückblick auf viele Jahre des Sammelns und Speisens

Oberwolfach - Vor 40 Jahren hatte alles angefangen: Damals war der Oberwolfacher Kurt Fritsch mit dem Rad zum Pilzesammeln unterwegs. Dank seiner Expertise entwickelte sich mit dem Pilzessen schnell eine alljährliche Tradition.

"Schick‘ di Ma in de Wald, ’s gitt hufewies Pilz", mit dieser Botschaft war vor rund 40 Jahren abends mehrfach der naturverbundene Oberwolfacher Kurt Fritsch mit dem Rad unterwegs. Auf die Frage: "Wo denn genau?" gab er stets die lapidare Antwort: "Des vurrot i nit! Do soll er selber gucke."

Der vor gut fünf Jahren allzu früh verstorbene Oberwolfacher Naturfreund war als versierter und verlässlicher Pilzkenner bekannt. In seiner Freizeit hatte Fritsch auch mit der Pilzberatung in Hornberg regen Kontakt. Geschätzt war sein Wissen und Engagement auch beim Oberwolfacher Schwarzwaldverein. Wann auch immer jemand im Ortsteil Kirche im Zweifel war, ob man die Pilzausbeute unbeschadet verzehren könne, hieß es: "Frog‘ de Fritsch-Kurt."

Dank Fritschs perfekter Kenntnis unzähliger Pilzarten hat man ihm auch bei den legendären Pilzessen in der Kreuzsattelhütte blind vertraut. Nach den üppigen "Pilzgelagen" hatte es tatsächlich nie einen Problemfall gegeben.

Nach der Vorbereitung der Pilzsuche wurden die einzelnen "Sammeltrupps", meistens einzelne Mannspersonen, in die ihnen exakt zugewiesenen Quartiere ausgesandt. Sie erhielten strengen Befehl, pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt wieder zur Hütte zurück zu kehren. Einmal musste noch ein zusätzlicher Suchtrupp losgeschickt werden, um einen verirrten Pilzsucher zur Hütte zu geleiten.

Hinterher galt es, unter Aufsicht des ausgewiesenen Pilzkenners erst einmal die Ausbeute sorgsam zu begutachten, zu benennen und mit gezückten Taschenmessern für das große festliche Mischpilz-Essen vorzubereiten.

Die Köchinnen in der Hütte hatten als Beilage schon die Knödel und Spätzle vorbereitet. Als zusätzlichen Vorrat hatten die Frauen noch Nudelpakete in der Hinterhand. Auch Pellkartoffeln standen manchmal auf dem Speiseplan. Natürlich war am Wochenende auch der Keller bestens bestückt, hatte doch die jeweilige Hüttenwirtsfamilie schon für den sonntäglichen Hüttendienst Vorsorge getroffen. Das Ganze spielte sich in der Regel in der Zeit um Mitte bis Ende Oktober ab und war natürlich auf die jeweilige Pilzsaison abgestimmt.

Zahlreiche Sorten finden sich in den Körben

Schwerpunktmäßig waren Pfifferlinge, Steinpilze und Maronen in den Sammelkörben zu finden, aber dank der Kenntnis von Kurt Fritsch fanden auch etliche andere Sorten wie Tintlinge, Birkenpilze, Parasol und sogar einzelne Champignons von Waldwiesen den Weg in Töpfe und Pfannen. Als Maximum an Vielfalt wurden einmal 18 verschiedene Pilzarten gezählt.

Die Pilzaktionen kamen vor allem auch bei den jüngeren Mitgliedern so gut an, dass Kurt Fritsch schon zu Beginn der Pilzsaison im Juli von allen Seiten ungeduldig gefragt wurde: "Git’s diesjohr wieder e Pilzesse?"

Einmal wurde das Pilzessen in der Kreuzsattelhütte gar noch getoppt. Weil einer der Hauptakteure eine Freundin aus dem Elsass hatte, wurde auf deren Anregung die Idee für ein Schnecken-Essen geboren. Mit giftig oder nicht hatte man dabei kein Problem. In der Kerntruppe waren genug Spezialisten, die wussten, wo man problemlos die hierfür notwendigen Weinbergschnecken ergattern konnte.

Das Regiment bei der Aktion, die mit einem Schlachtfest auf dem Tisch vor der Hütte einen gruseligen Anfang nahm, hat man gern an die dominant-couragierte "Schandall" (Chantal) abgegeben. Und so mancher, der im Vorfeld ein vages Interesse am Teilnehmen signalisiert hatte, hat angesichts des Gemetzels schließlich einen weiten Bogen um die Geschichte gemacht – und sich während des Schmatzens am Stammtisch mit seinem Bierchen und einer heißen Wurst in die hinterste Hüttenecke verzogen. Je nach Veranlagung wurde scheu oder mitleidig-verächtlich in Richtung "Schneckenfestival" geschielt. Den gierigen Gourmets hat man sich schließlich erst wieder angenähert, als das Gelage mit einem "Verrießerle" aus dem "Schnapsbudel" offiziell beschlossen wurde.

Selbst einige Hartgesottene bekannten später, dass dieser Schlusstrunk eigentlich ihre Rettung gewesen sei, während andere – noch immer euphorisch – solches im kommenden Jahr wiederholen könnte. Aber mangels "Schandall", die inzwischen jenseits des Rheins ihr Glück gefunden hatte, blieb es doch bei der einmaligen Episode.

In der frühen Pilzphase im Juni/Juli bis Anfang August findet man Pfifferlinge bei der gegenwärtig extrem feuchten Witterung meist unmittelbar an eingeschnittenen Wegen, am "Schwahl" oder an den Böschungen, weil es hier einen Wärmestau gibt. Verdeckt werden die Pfifferlinge allerdings oft durch Klee, Gräser und auch von einem üppig wuchernden Moosteppich. Auf die falsche Fährte wird man zurzeit sehr oft geleitet, weil neben den echten Pfifferlingen oft die täuschend ähnlichen falschen Pfifferlinge den Suchenden anlocken. Im Vergleich zum echten Pfifferling sind die unechten auffallend orangefarbig, manchmal fast rötlich und extrem schlank in der Form.