Kämmerer Thomas Springmann vor dem Heizwerk der Kraftwärmeanlagen OberwolfachFoto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Klimawandel im Kinzigtal: Gemeinde Oberwolfach setzt seit 25 Jahren auf Verbrennung von Hackschnitzeln

Die Kommunen finden mitunter kreative Wege, um ihren Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels zu leisten. Die Gemeinde Oberwolfach war ganz vorn mit dabei.

Oberwolfach. 1995 betrat man in Oberwolfach mit der landesweit ersten Nahwärmeversorgung auf Hackschnitzel-Basis noch technologisches Neuland. Die Jubiläumsfeier habe man aber wohl komplett verschlafen, gibt Thomas Springmann, im Rathaus zuständig für die "Kraftwärmeanlagen GmbH u. Co. Oberwolfach KG" im Gespräch mit dem Schwabo zu.

Mit einigen wenigen Ausnahmen in der Anfangszeit war die KWA eigentlich immer ein Erfolgsmodell. Mit dem Wolfacher Krankenhaus fand sich in einer schwierigen Situation der für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendige Großverbraucher in der Nachfolge der Möbelwerke Hund, mit deren Wärmekessel vor 25 Jahren alles begann.

Für das Neubaugebiet jenseits der Wolf wurde der Fluss mit einem Düker unterquert. Wer von der Gemeinde ein Grundstück erwerben wollte, wurde vertraglich zum Anschluss an das Nahwärmenetz verpflichtet.

Die Anlage selbst besteht weitgehend aus wartungsarmen "Low-Tech", die Hackschnitzel kommen aus den heimischen Wäldern. Das sind pro Jahr etwa 100 Lkw-Ladungen. Im Vergleich zur Wärmeerzeugung mit konventionellen Ölbrennern errechnet sich eine CO2-Ersparnis von 59 Prozent.

Mechanische Schieber befördern die Hackschnitzel auf zwei horizontale Förderschnecken, in der Mitte übernimmt eine dritte Schnecke und nach dem jahrtausendealten Prinzip der Archimedischen Schraube wird das Brennmaterial in Richtung Brennkammer weitertransportiert und dort bei 900 Grad verbrannt. Die Nahwärme wird als 80 Grad heißes Wasser in die Rohrleitungen gespült.

Die alte Anlage ist aber inzwischen an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen. Auf dem Gelände der Schreinerei Geiger wird eine neue Wärmezentrale entstehen, in der die Schreinerei dann auch ihre Restholz-Abfälle thermisch entsorgen kann. Mit der neuen Wärmeleitung und der neuen Wärmezentrale investiert die KWA knapp sieben Millionen Euro, von denen aber mehr als die Hälfte aus diversen Förderprogrammen kommt.

Im Förderwettbewerb "Klimaschutz mit System" überzeugte das Oberwolfacher Nahwärmekonzept vor allem mit seinem interkommunalen Ansatz. Denn mit dem Feuerwehrgerätehaus, der katholischen Kirche und dem Johannes-Brenz-Heim werden auch im benachbarten Wolfach einige Großverbraucher für eine gute Auslastung sorgen.

Mit der erfolgreichen Wettbewerbsteilnahme wird die Gemeinde die Strahlkraft ihres 25 Jahre alten "Leuchtturms" im Bereich der nachhaltigen Wärmeerzeugung erfolgreich verstärken können, pflichtet Bürgermeister Mathias Bauernfeind seinem Rechnungsamtleiter bei. Der besondere Charme der Anlage sei ihr modularer Aufbau, so Bauernfeind.

So war das erdgasbefeuerte Blockheizkraftwerk zwar nicht förderfähig, stellt aber nichtsdestotrotz einen wichtigen Baustein der Anlage dar, kann es doch schnell an- und abgeschaltet werden, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Bauernfeinds Blick geht dabei zu den im Bau befindlichen Windrädern auf dem Hohenlochen. Eine Faustregel der Wärmebranche besagt, dass für einen Meter Nahwärmeleitung 1000 Kilowattstunden Wärme pro Jahr verkauft werden müssen. Daher ist über die Anbindung der gemeindeeigenen "Insel-Lösungen" Schule/Festhalle oder dem Bereich um das Mima (wir haben berichtet) für die Verwaltung Klinkenputzen für ein Quartierskonzept angesagt. Alle Haushalte in dem Bereich wurden angeschrieben und Gesprächstermine angeboten.

"Leuchtturmprojekt" im Bereich der nachhaltigen Wärmeerzeugung

Rund 100 solcher Gespräche bis weit in das Siedlungsgebiet "Mühlengrün" sind bereits vereinbart, bevorstehende Eigentümerwechsel noch nicht mit eingerechnet. Im Mühlengrün wurden seinerzeit keine Erdgasleitungen verlegt. Viele Ölheizungen sind in die Jahre gekommen, dazu sei der Wärmemarkt durch die sich ändernden Vorschriften zum Klimaschutz gehörig in Bewegung gekommen. Mit dem etwa 10 000 Euro teuren Anschluss ans Nahwärmenetz der KWA übernähmen Experten die vorschriftenkonforme Wärmeerzeugung, erklärt Springmann.

Die Kunde von den vielen zufriedenen Nahwärme-Abnehmern im Ortsteils Kirche hat inzwischen auch an der Walke die Runde gemacht. Damit sich dort eine neue Insel-Lösung rechne, müsse wenigstens eines der beiden Hotels als "Großabnehmer" gewonnen werden können, so Bauernfeind. Dann könnten auch Rathaus, Kirche und der Kindergarten mit Holz aus dem Oberwolfacher Wald CO2-neutral beheizt werden.