Schauten sich bei Fensterbau Schillinger in Oberwolfach um (von links): die Wolfacher Abgeordnete Sandra Boser, Wilhelm Schillinger und der Grüne-Minister für den Ländlichen Raum, Alexander Bonde – hinten Oberwolfachs Bürgermeister Jürgen Nowak. Foto: Adler

Fensterbau Schillinger schildert Minister Alexander Bonde (Grüne) das Fehlen von Fachkräften im Handwerk.

Oberwolfach - Der Minister für den Ländlichen Raum, Alexander Bonde, hat gestern die Firma Fensterbau Schillinger in Oberwolfach besucht. Themen waren unter anderem der Fachkräftemangel, die Wettbewerbssituation und auch die vielfältigen Herausforderungen für den Ländlichen Raum.

"Das Thema mit fehlendem Nachwuchs ist unsere größte Baustelle. Das Handwerk hat einfach einen geringeren Stellenwert, als die Industrie", klagten die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Edith Chrobok und Wilhelm Schillinger. "Wir haben momentan noch zwei Lehrlinge, aber in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Situation bei uns dramatisch verändert", sagt Schillinger. "Unsere Leistungsträger sind alle zwischen 45 und 55 Jahre alt. Nachwuchs zu bekommen und zu halten, wird für uns im Handwerk zunehmend zu einer Herausforderung", erläuterte Schillinger dem Minister.

Bei den Guten sei es für das Handwerk extrem schwierig, sie auch zu halten, weil die meisten dann noch ein Studium dranhängen oder sich weiterqualifizieren – und wenn sie erst einmal weg sind, kommen sie auch nicht wieder. "Wir haben schon wirklich viel versucht", ergänzt auch Edith Chrobok, aber bei ganz vielen Bewerbern fehle es ganz entscheidend an der Basis. "Wir hatten zum Beispiel kürzlich eine Anfrage aus Offenburg wegen eines Praktikums. Doch dann ist der Interessent einfach nicht erschienen, und wir haben nie wieder etwas von ihm gehört. Solche Erfahrungen sind gang und gäbe", erläutert Chrobok.

"Wir rationalisieren in der Produktion, wo es möglich ist, aber bei uns bleibt trotzdem noch viel Handarbeit", sagt sie. "Das ist ein Trend, den wir als besorgniserregend empfinden, denn die nächste Generation wird wirklich vor einem großen Problem stehen", gaben die beiden dem Minister mit auf den Weg. Die Branche hat in Baden-Württemberg damit reagiert, dass sie die Ausbildungsvergütung für Lehrlinge um drei Prozent erhöht hat, aber es bleibt einfach ein Loch zu den Löhnen in der Industrie. Und zum anderen müssen die mittelständischen Betriebe, die bei vielen öffentlichen Aufträgen mit preisbewusster Konkurrenz aus Ostdeutschland und zunehmend aus Polen zu kämpfen haben, auch wettbewerbsfähig bleiben, denn nur der günstigste Bieter kommt zum Zug.

"Es ist unser Ziel, die duale Ausbildung zu stärken", sagt die bildungspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, Sandra Boser. Aber auch sie muss einräumen, dass das Handwerk sich in manchen Berufen einfach schwertut – reagiert habe die Landesregierung mit einer Stärkung der beruflichen Qualifizierung im Unterricht, die auch für die allgemeinbildenden Gymnasien noch stärker in den Mittelpunkt rücken soll.

"Ein wichtiges Thema für uns ist auch die Infrastruktur – allein durch die Tunnelsperrung in Waldkirch haben wir 600 Arbeitsstunden auf der Straße verloren", berichtet Wilhelm Schillinger. Den Erhalt der dörflichen Infrastruktur haben die geschäftsführenden Gesellschafter Chrobok/Schillinger mit privaten Mitteln vorangetrieben – so konnte der Zahnarzt in Oberwolfach gehalten werden, berichteten sie dem Minister. Der nächste großen Brocken ist die Sanierung des Verwaltungsgebäudes auf dem Firmenareal, die Schaffung eines Ausstellungsraums, die Investition in neue Maschinen und der Bau einer besseren Lkw-Zufahrt – hier sollen 1,8 Millionen Euro investiert werden.