Energie: Oberwolfach beteiligt sich mit zwei Prozent am Hohenlochen / Rat diskutiert leidenschaftlich

Mit knapper Mehrheit votierte der Oberwolfacher Rat dafür, den bereits gefassten Grundsatzbeschluss zur Beteiligung am Windpark Hohenlochen zu realisieren. Dies geschieht mit dem Maximalbetrag von zwei Prozent der Kapitalanteile.

Oberwolfach. Badenova-Geschäftsführer Michael Klein erläuterte dem Gremium noch einmal die wirtschaftlichen und technischen Grundzüge des Windparks, der sich beiderseits der Gemarkungsgrenze Hausach-Oberwolfach befindet. Die Gemeinde Hausach hatte ihre zwei-Prozent-Beteiligung bereits beschlossen.

Klein ging auch auf zahlreiche Rückfragen aus dem Rat bezüglich des Fledermaus- und Rotmilan-Schutzes ein. Die Auflagen zum Schutz der Tiere seien prozentual bereits in die Leistungsprognosen des Windparks einkalkuliert, ebenso auch die Zeiten, in denen wegen eines Überangebots an Windstrom "negative" Preise an der Strombörse in Kauf genommen werden müssten. Über die Laufzeit von 25 Jahren kalkuliert die Badenova mit einem zu 75 Prozent wahrscheinlichen jährlichen Windertrag von 30,7 Gigawattstunden beziehungsweise 2,5 Miliionen Euro Stromertrag (garantierte Einspeisevergütung 8,07 Cent pro Kilowattstunde). Abgezinst auf das Jahr des Vertragsbeginns summieren sich die erwarteten Zahlungen auf grob 36,7 Millionen Euro. Die von der Badenova vorfinanzierten Investitionskosten betrügen etwa 19,5 Millionen Euro. Aus dem Verhältnis dieser beiden Zahlungen errechnet sich der Wert eines ein-Prozentigen Geschäftsanteils auf das Doppelte.

Darüber, dass die Gemeinde eine Beteiligung erwerben möchte (und damit als Kommanditgesellschafter und über einen Sitz im Beirat der Gesellschaft weitreichende Informations- und Beteiligungsrechte wahrnehmen kann), war ein Grundsatzbeschluss schon vor einiger Zeit gefasst wurden. Leidenschaftlich debattiert wurde jedoch darüber, ob der Anteil bei ein Prozent gedeckelt werden soll oder die Gemeinde "ihre" zwei Prozent voll ausschöpfen soll.

Für die vollen zwei Prozent spräche, dass die Gemeinde damit – wenn schon der Windpark nicht auf Gemeindegrund realisiert worden war – finanziell mehr davon profitiere. Dagegen spräche, dass die Bevölkerung immer noch sehr gespalten sei, was den Windpark angehe und der Gemeinderat mit der Beschränkung auf eine einprozentige Beteiligung symbolisch Kompromissbereitschaft zeige – zumal die Mitsprachrechte unabhängig von der Höhe der Beteiligung seien. Schließlich müsste auch diese Investition mit dem Geld aller Oberwolfacher finanziert werden und das so frei werdende Beteiligungsprozent könne dem Kontingent zugeschlagen werden, welches für private Interessenten freigehalten werde.

Die Änderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die finanzielle Zahlungen der Betreiber an die Anliegerkommunen auch ohne finanzielle Beteiligung regle, gelte leider erst für neue errichtete Windparks, gab Bürgermeister Matthias Bauernfeind den Räten noch zur Information. Für den Windpark Hohenlochen gelte noch das "alte" EEG, welches aber auch finanziell attraktivere Konditionen für Zeiten mit "negativem" Strompreis vorsehe.

Nach knapp einstündiger Debatte wurde mit sieben zu sechs Stimmen beschlossen, dass sich die Gemeinde mit den vollen zwei Prozent am Windpark Hohenlochen beteiligen wird und für 199 000 Euro Kommanditanteile im Nennwert von 99 500 Euro erwirbt. Weitere fünf Prozent hält die Badenova für eine regionale Gruppe privater Investoren zurück, im Beteiligungsprospekt firmiert diese Gruppe unter dem Arbeitsnamen "Windenergie Oberwolfach". Interessenten können sich beim ehemaligen Gemeinderat Holger Mai vormerken lassen. Die zukünftige Rechtsform dieser Investorengruppe steht noch nicht fest, in jedem Fall aber wird die Gruppe es Privatpersonen ermöglichen, auch mit kleineren Beträgen in den Windpark Hohenlochen investieren zu können, sei es als Aktionär, Kommanditist oder Genosse.

Am 29. April ist auch die zweite Windenergieanlage (WEA) in Betrieb gegangen, WEA 3 und WEA 4 folgen im Mai und Juni. Aufgrund der Verzögerungen rechnet der Betreiber für 2021 nur mit knapp einem Drittel der jährlichen Soll-Stromproduktion.