Foto ist sepiaisiert: Oberwolfach_Schlittenfahren Frohnbach um 1950 Foto: Haas

Oberwolfacher fahren in der Leimegass Schlitten

Oberwolfach (hgh) - Nur noch abschnittsweise gibt es die "Leimegass" am Eingang zum Frohnbachtälchen in Oberwolfach. Vor einem knappen Jahrhundert war sie im Winter noch die "Bobbahn" der Schulkinder des Oberwolfacher Ortsteils Kirche.

Da schallte es lauthals "Hohleweg", wenn einzeln oder im Verband mit mehreren Schlitten vom Waldrand herunter gerodelt wurde. Größe Herausforderung: die "gäe" Kurve zwischen "Weberkarles" und dem Haus des Schuhmachers Alfons Scherer an der Frohnbachstraße. Gefahrlos konnte danach ungebremst auch noch die Landstraße überquert werden. Im Pfarrhof war der Auslauf.

Damit es recht glatt wurde, hat man an den Winterabenden, besonders zum Wochenende, manchmal noch mit zusätzlichem Wässern nachgeholfen, um mit vereister Bahn noch das Tempo zu erhöhen. Was für eine Freude und vor allem welch Nervenkitzel, wenn man im hinteren Teil der Bobschlange nach den scharfen Kurven beim Transformatorenhäuschen und anschließend im Frohnbach so richtig ins Schlingern geriet.

Der heute noch existierende Steilaufstieg zum Friedhof diente auch als beliebte "Glutterbahn". Bis man schließlich seitens Gemeinde und Pfarramt auf die kinderfeindliche Idee kam, Kies, Sand oder Asche zu streuen, um für die alten Leute auf dem Weg zu Friedhof und Kirche mehr Sicherheit zu gewähren. Unverständlich für das ganze "Choris" im Dorf, wie die Kinder beim Verkünden und Androhen drastischer Strafen geringschätzig genannt wurden. Sowohl Pfarrer Anton Rapp von der Kanzel herunter wie auch die Gemeinde per Verkünden durch Josef und Alfons Scherer nach den Gottesdiensten aus dem Lindenfenster ermahnten Kinder und Halbstarke, das Wässern und "Gluttere" zu unterlassen.

Zeitweise versuchten die Rodler sogar, die Rekordzeiten zu messen, als man vereinzelt schon Uhren mit Sekundenzeigern oder gar Stoppfunktion besaß. Der Verkehr auf der Landstraße war weniger eine Gefahr als die Enge des Tors zum Pfarrhof auf der anderen Straßenseite. Der "Schuler-Wilhelm" streifte einmal am steinernen Torpfosten, so dass ihm am linken Schienbein die Haut abgeschürft wurde.

Info: Die "Leimegass"

Sie war ein steiler Karrenweg zu den Feldern im vorderen Frohnbach und am Kirchberg. Es war eine Hohlgasse, die den Namen von den Lehm- und Lößablagerungen hatte, die noch heute bis zum Gewann Matten reichen. Hier wurde einst Lehm geholt, um beispielsweise die Häuschen auf Grünach auf eine isolierende Schicht zu stellen oder die Wände zu bestreichen. Wie auf Matten dürfte man den Lehm auch zum Brennen von Ziegeln und Backsteinen verwendet haben. Unterhalb von Erdenbauern- und Benediktenhansenhof stand noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts eine Ziegelhütte. In Erinnerung an diese Vorgeschichte hat die Gemeinde einen Weg im Baugebiet Matten auch mit "Ziegelhüttenweg" benannt.