Thomas Schillinger aus Oberwolfach ist DJ Tosch. Foto: Störr

40 Prozent seiner Auftritte sind in Osteuropa. Thomas Schillinger arbeitet stattdessen im Tonstudio.

Oberwolfach - Die Corona-Krise trifft die freischaffenden Künstler besonders schwer. Von Musikern über Literaten bis hin zu Malern hat das Kinzigtal eine große Künstlerszene.

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Der Oberwolfacher Thomas "DJ Tosch" Schillinger hatte Anfang des Jahres gar einen ersten Platz in den USA-Verkaufscharts gelandet.

Dass ihm die Corona-Krise und der damit verbundene Lockdown die geplante Amerika-Tour verhagelt hat, ärgert DJ Tosch gewaltig. "Darauf hatte ich mein ganzes Leben lang hingearbeitet, das war schon in jungen Jahren mein ganz großer Traum."

Die Tour hätte im März und April stattfinden sollen, geplant war das Auflegen in verschiedenen Clubs und auf großen Festivals in Chicago und Los Angeles. "Es ist ärgerlich und tut richtig weh", schiebt Tosch hinterher. Sein erster Platz zu Beginn des Jahres in den "Top 40 Dance Albums" enthält bei 20 Songs zwölf Eigenproduktionen und so war es auch das Produzieren von Musik im eigenen Tonstudio, an dem er während des großen Stillstands im Land gearbeitet hat.

40 Prozent seiner Auftritte sind in Osteuropa

Zu Beginn des Lockdowns wäre dann eine deutliche Zunahme der Nachfrage seiner Musik spürbar gewesen, schließlich hätten die Leute nicht mehr in den Clubs feiern können. Und das wäre eben weltweit so gewesen, erst langsam würden die Clubs jetzt unter strengen Auflagen wieder öffnen.

40 Prozent seiner Auftritte habe er im benachbarten Österreich und in der Schweiz, doch er wäre auch viel in Osteuropa, Odessa oder Kiew unterwegs. Und eigentlich wäre am vergangenen Wochenende für DJs der höchste Feiertag im Jahr gewesen – die Street-Parade in Zürich hätte stattfinden sollen – und wurde wie alle anderen Großveranstaltungen abgesagt.

"Während des Sommers wäre ich eigentlich auf Festivals, aber da geht gar nichts", weiß der 43jährige. Sein Glück sei die eigene Plattenfirma und der eigene Musikverlag, mit dem er seit der Gründung 2012 auch fürs Fernsehen, bekannte Streaming-Dienste und Firmen in Hollywood arbeite.

Soundtracks von amerikanischen Fernseh-Serien

"Alle Songs der Serien sind natürlich selbst komponiert, getextet und selbst produziert", erklärt Tosch und lacht. Manche wären zum Soundtrack der Serien geworden, andere würden nur einzelne Szenen untermalen. Was aber allen gleich wäre, sei die Geschwindigkeit der Entstehung. Denn heute bestellt, sollte die Musik am besten Gestern schon fertig sein.

Dafür hat er mittlerweile eine stattliche Anzahl von neun Serien vorzuweisen, in denen seine Musik spielt. Mit dabei sind unter anderem Produktionen wie "Forever", "Beauty and the Beast", "Idiotsitter" oder "Lucifer". Es komme immer wieder einmal etwas dazu und auch verschiedene Werbeaufträge wie beispielsweise die Einführung der Mercedes Benz G-Klasse 2019 oder deren Kampagne auf Ibiza habe er musikalisch gestaltet.

Für das diesjährige "Burning Man Festival" in den USA hatte er die Hymne 2020 geschrieben und zu Beginn des Corona-Stillstands den Eindruck gewonnen, dass auch das Kinzigtal enger zusammenrückte. Denn er wäre mittlerweile auch regional stärker angefragt worden und habe beispielsweise die Wolftal Tourismus Kampagne musikalisch begleitet. "Das sind alles Sachen, auf die ich mich in den vergangenen Wochen und Monaten stärker konzentriert und mehr Zeit darauf verwendet habe", blickt Tosch zurück. Normalerweise entstehe vieles zwischen "Tür und Angel“" wenn er zwischen seinen internationalen Auftritten und Engagements gerade einmal in der Abgeschiedenheit des Oberwolfacher Gelbachs zuhause wäre.

Was DJ Tosch fehlt: Das Auflegen fehlt Thomas Schillinger derzeit am meisten und so ist er froh, dass die Clubs unter strengen Auflagen langsam wieder öffnen dürfen. Erste Anfragen aus der Slowakei würden für September vorliegen, außerdem werde er demnächst im Haslacher Blockhaus auflegen. Seine USA-Tour wurde vorerst "nur" verschoben, ob sie tatsächlich zustande kommt, lässt sich derzeit nicht abschätzen. "Ich habe das Reisen geliebt und war immer ein bisschen unterwegs. Wie andere Heimweh haben, hatte ich immer Fernweh!" Als zu Beginn des Lockdown auf einmal gar nichts mehr ging, habe ihm sogar die normalerweise ungeduldig ertragene Wartezeit zwischen Anschluss-Flügen gefehlt.