Informationen satt gab es bei der "Plattform Forst und Holz" in der Oberwolfacher Festhalle. Verbands-Geschäftsführer Ludwig Jäger (rechts) diskutierte mit den Landtagsabgeordneten (von links) Patrick Rapp (CDU) und Reinhold Pix (Grüne). Fotos: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

"Plattform Forst und Holz": Borkenkäfer, Klimawandel und die künftige Baumarten-Eignung sind Themen

Der Verband der Säge- und Holzindustrie hat seine "Plattform Forst und Holz" in Oberwolfach abgehalten. Die Notlage des Walds, der Umbruch der Forst-Organisation und der Boom in der Bau- und Holzindustrie stellt alle vor Herausforderungen.

Oberwolfach. Verbands-Präsident Wilhelm Schilling oblag die Eröffnung der Tagung: "Nichts bleibt wie es ist, alles bleibt im Fluß." Die ganze Branche stehe vor nie dagewesenen Herausforderungen, der Klimawandel sei angekommen. "Der Borkenkäfer ist unser schlimmster Feind, er hat deutschlandweit 100 Millionen Festmeter Holz zu Boden geworfen." Die große Frage sei nun, ob der Wald geschützt oder genutzt werden sollte und welche Baumarten künftig überhaupt eine Chance hätten.

Oberwolfachs Bürgermeister Matthias Bauernfeind sprach von 4400 Hektar Wald in bester Qualität auf seiner Gemarkung. Dem Waldbau komme eine große Bedeutung zu. Allerdings würden die Privatwaldbesitzer oft durchs Raster fallen, bedauerte er. Die Weißtanne werde eingesetzt, wo es möglich sei, wie beispielsweise in der Festhalle selbst. In Bezug auf den Klimawandel sah er schwierige Zeiten voraus, die nur im Einklang aller Beteiligten gemeistert werden könnten.

Verbands-Geschäftsführer Ludwig Jäger bescheinigte: "Das Waldbild um die Festhalle ist ein ganz anderes, als die verstörenden Waldbilder aus anderen Teilen Deutschlands." So unterschiedlich die Bestände betroffen wären, so unterschiedlich seien auch die Sägewerke betroffen. Er sah einen gesellschaftlichen Zielkonflikt in der schier unbändigen Gier nach Erholung im Wald und der Nutzung des Holzes durch entsprechende Bauvorgaben oder bei der Energiewende.

Für Landtagsabgeordneten Patrick Rapp (CDU) wäre der richtige Weg: "Schützen durch nützen." Aber er gab zu, dass es ein schwieriges Thema, gar ein sperriger Brocken sei. Während sich die Nutzung des Walds nicht erweitern lasse, gebe es bei der Schutz- und Erholungsfunktion wachsende Ansprüche, was die Erholung angehe. "Die Zielkonflikte treten immer deutlicher zutage", betonte Rapp. Und spätestens seit der Klimaaktivistin Greta Thunberg gebe es einen Konflikt im Konflikt, man werde in noch komplexere Probleme gestellt. Es sei nicht wegzuleugnen, dass nachhaltig bewirtschaftete Wälder mehr für Klimaschutz und CO 2 tun würden, als wenn man den Wald völlig in Ruhe lasse. Die Forderung nach viel mehr Schutzflächen bei gleichzeitiger Forderung nach dem Einsatz von viel mehr Holz lasse sich nicht vereinbaren.

Ähnlich sah es der Grünen-Abgeordnete Reinhold Pix. Er sorgte sich um das Ökosystem Wald, das als CO 2-Speicher jetzt selbst zu Schaden komme. "Ich muss es so sagen, es tut mir leid: Das war nur der Gipfel eines Eisbergs – da kommt noch mehr!" Die Zusammenhänge von Klimaschutz und Verbraucher-Interessen müssten wieder versachlicht werden. Gerade jetzt sei eine nachhaltige Forstwirtschaft wichtiger denn je.

Für Verbands-Vorstand Stefan Schmid ging es in erster Linie um ein Ereignis, das die Holzindustrie wie der Blitz getroffen habe: Der Artikel von Peter Wohlleben über den Zustand des Walds. Er habe damit die Grundwerte des Berufsstandes auf den Kopf gestellt. "Der Spuk ist noch nicht vorbei, im Januar kommt sein Film in die Kinos", ärgerte sich Schmid. "Wir dürfen es nicht zulassen, dass unsere Wälder mit Plantagen gleichgesetzt werden!" Die Klimaschutz-Wirkung des Walds sei nicht wegzudiskutieren.

Die Zertifizierung des Holzes sie jüngst in das Label "Echt Schwarzwald" aufgenommen worden. Er wage die These, dass sich die Sägewerksbetriebe positiv entwickeln könnten. Gefühlt würden die Wälder bunter und das würde ein bunteres Bild der Säger-Landschaft nach sich ziehen.

Professor Konstantin von Teuffel informierte dann über die künftige Baumarten-Eignung (siehe Infokasten ) und betonte: "Es gibt keinen Grund für eine Panik-Reaktion!"

Reinhold Pix (Grüne) befand: "Die künftige Waldbewirtschaftung wird anders aussehen als bisher. Der Nachhaltigkeitsgedanke muss mit eingebracht werden. Es wird verstärkt mit Naturverjüngung und dem Waldökosystem zu arbeiten sein, damit er dem Klimawandel trutzen wird." Konstantin von Teuffel war bis vor vier Wochen der Direktor der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Doch auch im Ruhestand sei der Beitrag ein Informationsgewinn. Vor dem Hintergrund des Klimawandels werde es künftig weder die Buche, Eiche, Fichte noch Tanne als Haupt-Baumart geeignet sein. Die gute Nachricht: "Wir haben 16 Baumarten, mit denen wir künftig als Haupt-Baumarten arbeiten können. Wir stehen nicht ohne da!" Je nachdem, ob sich die Nutzungsart auf den Ertrag oder die Biodiversität beziehe, wären unterschiedliche Bäume geeignet. Auf der Internetseite der Forstlichen Versuchsanstalt sind Zahlen, Daten und Fakten hinterlegt.