"Zetzel" alias Michaela Neuberger mit Berta Bitsch, die den sagenhaften Nachmittag im Altenwerk angeregt hatte, und Gastgeberin, Alt-Hirschwirtin Liselotte Junghanns Foto: Haas Foto: Schwarzwälder Bote

Altenwerk: "Zetzel" berichtet über Hexen und Geister

Turbulent ist es beim Treffen des katholischen Altenwerks im "Hirschen" zugegangen. Als "Zetzel" in Harmersbacher Tracht ließ die temperamentvolle Michaela Neuberger aus Oberharmersbach allerlei Spukgestalten, Geister und Hexen lebendig werden.

Oberwolfach . Geschickt verstand es die begnadete Erzählerin, allerlei Geschichten in einem flotten Vortrag zu präsentieren. Ein jeder fühlte sich sofort angesprochen und eingebunden. Mit pfiffigen Anmerkungen und Kommentaren zum sagenhaften Geschehen hielt man sich nicht zurück.

In Zeiten ohne Radio und Fernseher fühlten sich die Senioren recht schnell zurückversetzt. Schon bei den ersten Sätzen glänzten die Augen der Versammelten, als Michaela Neuberger in vertrauter Mundart loslegte und mit Ausdrücken wie "ha, des glaub’sch jo nit" mit jedem auf Du und Du war.

Das hell klingende kleine Glöckle sollte dafür sorgen, dass einem die Geister nichts anhaben konnten oder gar in Kopf, Glieder oder auch Kleidern hängen blieben. "Des Grelle und leuchtend Helle kenne die bäse Geischder nit vutrage", so die Erklärung.

Herumgegeistert wurde in alten Zeiten oft, weil viele Untaten zu Lebzeiten ungesühnt geblieben waren. Ein Musterbeispiel dafür ist der Zierlegeist. Aus eigener Getriebenheit wegen frevelhaften Holzdiebstahls hat er Nacht für Nacht auch unbescholtene Wolftäler heimgesucht. Die Augen rollend und mit bebender Stimme schlüpfte die Erzählerin in diese Rolle.

Auch eine andere Art von Spukgeschehen wurde mit vielen überlieferten Beispielen dokumentiert. Unerklärliche Ereignisse erwiesen sich als zunächst nicht zu deutende Hinweise auf ein Unglück in Familie oder Verwandtschaft. Da fiel plötzlich ein Bild von der Wand. Bald darauf traf die Nachricht ein, dass der Abgebildete in fernen Landen Opfer einer Bluttat oder kriegerischen Geschehens geworden ist.

Böser Blick und Hexerei kamen natürlich auch "uff’s Dapet". Abergläubisch war in dunklen Zeiten jeder irgendwie. Ein Anlass für die "Zetzel", auch einige von diesen Spukgestalten zu zitieren. Schnell war von den Zuhörern der Bogen zum Oberwolfacher "Serregeist" gespant. Der bis zum heutigen Tag vom Serrefelsen herab spät heimkehrende Gelbacher mit seinen funkelnden Augen erschrecken oder in die Irre führen.

Tröstlich schließlich für die zwischen amüsiertem Schmunzeln und erschrockenem Aufhorchen hin und her pendelnden Zuhörer, dass man den vermeintlichen Bedrohungen oder Verführungen, ob Serregeist, Hackerle oder Boneth vom hinteren Tiefenbach zu allen Zeiten nie so ganz ausgeliefert war: ein Spritzer Weihwasser vor dem "Fortguh" und das Verstauen des Rosenkranzes im "Kittel- oder Hosesack" boten allemal verlässlichen Schutz.