Pfarrhaus: Oberwolfacher wehren sich gegen Vorwürfe / Vermietung soll öffentlich diskutiert werden
Eine Anfrage der Caritas, das Oberwolfacher Pfarrhaus anzumieten, sorgt derzeit für Wirbel in der Gemeinde. Am Dienstagabend tagte der Pfarrgemeinderat.
Oberwolfach. Der Unterhalt des Gebäudebestands stellt die Kirche vor Probleme. Denn mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand und Kirchenaustritten sinke die Basis der Kirchensteuerzahler drastisch, erklärte Pfarrer Hannes Rümmele. Zwar habe die Kirchengemeinde den Verkauf des Pfarrhauses in St. Roman beschlossen, die "Bindung der Immobilie an die kirchliche Nutzung" müsse aber zeit- und kostenaufwendig im Rahmen einer Bebauungsplanänderung erfolgen.
In diesen Kontext ordnete Pfarrer Rümmele auch die Mietanfrage der Caritas für die Kirchen-Immobilien "Altes Pfarrhaus" und "Haus der Pfarrgemeinde" in Oberwolfach ein. Mit einem offenen Brief (wir hatten berichtet) hatte eine Interessengemeinschaft zahlreiche Fragen aufgeworfen. Für die Verrechnungsstelle der Erzdiözese Freiburg stellte Christine Renner den bisherigen zeitlichen Ablauf der Mietanfrage der Caritas vor. Anfang März hatte Caritas-Geschäftsführer Ralph Schmieg telefonisch die Mietanfrage gestellt, es folgten Aussprachen in den Gremien Stiftungsrat, Pfarrgemeinderat und dem Gemeindeteam sowie erste Konkretisierungen der anzumietenden Räume beziehungsweise der im Gegenzug im Neubau St. Luitgard angebotenen Räumlichkeiten. Elf kirchliche Gruppierungen von der Bücherei über den Kirchenchor bis zur Seniorengymnastik hatten ihren Raumbedarf rückgemeldet.
Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Roland Hilberer, Sonja Welle, Karl-Friedrich Dieterle und Pfarrer Hannes Rümmele wird im engen Kontakt mit Vertretern der Gruppen und der Caritas Szenarien zur Raumnutzung entwerfen, für die Bücherei wird die Expertise des Fachbereichs kirchliches Büchereiwesen in Freiburg eingeholt. Im November werden die Ergebnisse in einer öffentlichen Sitzung mit einem externen Moderator diskutiert, bis Ende Dezember 2021 muss dann die Entscheidung für oder gegen eine Anmietung der Gebäude durch die Caritas erfolgen.
Zahlreiche Gruppen melden Raumbedarf an
Werner Günter und Maria Bonath, zwei der Autoren des offenen Briefs, wiederholten in der Sitzung ihre Vorwürfe an den Pfarrgemeinderat, die Mietangelegenheit "im stillen Kämmerlein" vorangetrieben zu haben. Diesen Schuh wollte sich das Gremium aber nicht anziehen, mit den erwähnten Prozess-Schritten habe man lediglich die öffentliche Diskussion im November vorbereiten wollen. Den Pfarrgemeinderäten sei bewusst, dass an dem erst vor 20 Jahren mit viel Eigenleistung erbauten "Haus der Pfarrgemeinde" viel Herzblut hänge und eine lebendige Kirchengemeinde für ihre Gruppen einen Ort der Begegnung benötige.
Aufgabe der Arbeitsgruppe wird es nun sein, einen Ausgleich zwischen den finanziellen Erfordernissen (Erzielung einer marktüblichen Miete durch die Caritas) und den Wünschen der Gruppen nach einem Begegnungsort herzustellen. Die zentrale Verhandlungsmasse wird dabei sicher das Ausgleichsangebot der Caritas mit einem Begegnungsraum über 65 Quadratmeter, Besprechungsraum über 40 Quadratmeter, die neue Kapelle sein.
Die Mietanfrage der Caritas erstreckt sich auf das Pfarrhaus (Sozialstation, Wohngemeinschaft für Mitarbeiter, Kellerräume) und das Haus der Pfarrgemeinde (Sozialstation, Tagespflege). In der Ausschreibung 2017 hatte sich die Gemeinde auch unter anderem betreutes Wohnen, eine Sozialstation und eine Tagespflege im "neuen" St. Luitgard gewünscht, beim Spatenstich im Dezember 2020 war die Unterbringung der Tagespflege im Südtrakt des Neubaus ebenfalls noch geplant.