Wegen eines fehlenden Millionen-Euro-Betrags soll gegen die EJL Stadtentwicklung GmbH geklagt werden.
Hechingen wartet mit Spannung darauf, was aus der östlichen Häuserzeile am Obertorplatz wird. Jetzt bahnt sich im Insolvenzverfahren über die EJL Stadtentwicklung GmbH ein millionenschwerer Rechtsstreit an.
Das ist ein Paukenschlag: Während weiterhin offen ist, ob sich für die stadtbildprägende Häuserzeile zwischen dem ehemaligen Hotel Klaiber und dem früheren HZ-Verlagsgebäude am Hechinger Obertorplatz Investoren finden werden, bahnt sich jetzt ein Rechtsstreit mit Bezug zu dem Areal an.
Insolvenzverwalter
Forciert wird er von dem Stuttgarter Rechtsanwalt Axel Kulas. Er war vom Amtsgericht Hechingen in diesem Frühjahr zum Insolvenzverwalter über das Vermögen der EJL Stadtentwicklung GmbH bestellt worden.
Hintergrund
Das Unternehmen hatte die Gebäude Obertorplatz 13, 15, 17 und 19 in den Jahren 2018 bis 2020 als Bauträger erworben. Die Pläne der Gesellschaft, die in die Jahre gekommenen und weitgehend leerstehenden Geschäftshäuser abzureißen und an ihrer Stelle ein modernes Projekt mit Gastronomie, Einzelhandel und Wohnungen zu errichten, waren jedoch geplatzt.
Geld fehlte
Axel Kulas schildert den Prozess so: „Nach langen Querelen im Gesellschafterkreis fehlte das Geld, das Projekt bliebt stecken, und man musste schließlich Insolvenz anmelden.“
Konflikt
Bei der Versammlung der Gläubiger der EJL Stadtentwicklung GmbH, die in der vergangenen Woche im Hechinger Amtsgericht stattgefunden hat, ging es nicht nur um die Zukunft der Grundstücke, sondern auch um Vergangenheitsbewältigung. Und dabei wird es konfliktträchtig.
Klage
Wie der Insolvenzverwalter Kulas in einer Pressemitteilung informiert, habe die Gläubigerversammlung zugestimmt, gegen verschiedene Unternehmen der EJL-Gruppe und die dahinterstehenden Personen rechtlich vorzugehen und vor Gericht zu klagen.
Begründung
Die Begründung in Kulas’ Worten: „Die nur selten und lückenhaft geführt Buchhaltung zeigt, dass hohe Geldbeträge – es gehe hier um insgesamt einen Millionenbetrag – ohne erkennbaren Grund oder Belege in deren Kassen geflossen seien.“ Aus diesem Grund, so Kulas, werde sich das Insolvenzverfahren „auch bei einer positiven Entwicklung am Obertorplatz noch eine geraume Zeit hinziehen“.
EJL weist Vorwürfe zurück
Von unserer Redaktion mit der Darstellung des Insolvenzverwalters konfrontiert, erklärte die Geschäftsführung der mittlerweile in Freiburg am Breisgau niedergelassenen EJL Group GmbH: „Die Vorwürfe hinsichtlich einer angeblich lückenhaften Buchhaltung sowie nicht belegter Geldflüsse werden entschieden zurückgewiesen. Eine mangelhafte Buchführung ist nicht bekannt.“
Gericht entscheidet
„Die vom Insolvenzverwalter angekündigten rechtlichen Schritte werden im Rahmen eines ordentlichen Gerichtsverfahrens sachgerecht zu prüfen sein. Eine abschließende Bewertung der erhobenen Vorwürfe bleibt dem gerichtlichen Verfahren vorbehalten, in dem alle Beteiligten Gelegenheit haben werden, ihre Rechtsposition darzulegen und die tatsächlichen Gegebenheiten aufzuklären. Die Geschäftsführung der EJL Group GmbH erwartet, dass die Vorwürfe umfänglich ausgeräumt werden können.“