Auch ein historisches russisches Militärmotorrad mit Beiwagen gab es neben vielen anderen Bikes auf dem Zeltplatz zu sehen. Foto: Bohnert-Seidel

Motorradtreffen: Rockmusik, Tanz und familiäre Geselligkeit prägen das 42. Bikerfest in Oberschopfheim

Hunderte von Bikern aus Deutschland und Frankreich sind zum 42. Motorradtreffen am Lendersbach in Oberschopfheim gekommen. Die Obstbaumwiese zog Motorradfreunde von Nordfriesland bis Bayern, von Berlin bis ins Elsass in die Ortenau.

Oberschopfheim. "Das Motorradtreffen am Lendersbach ist wie ein Heimkommen", sagte Wieland Schäfer aus Ichenheim. Mit 18 Jahren habe er das erste Motorrad bekommen. Seitdem sei kein Jahr vergangen, in dem der heute 53-Jährige beim Treffen mit den "Motorradfreunden Oberrhein" gefehlt habe. Ungebrochen ist seine Freude, alte Bekannte zu treffen und die herrlichsten Anekdoten auszutauschen.

Seit 42 Jahren laden die "Motorradfreunde Oberrhein" an den Lendersbach ein. Viele Veteranen saßen auch diesmal an den Tischen. Eher eine Neueinsteigerin ist Johanna Buttenmüller aus Oberweier. Vor vier Jahren war die 80-Jährige zum ersten Mal aufs Fest gekommen und überwältigt von der gemütlichen und freundschaftlichen Atmosphäre. Im Festzelt verspeiste sie bei der 42. Ausgabe ihren Flammenkuchen und störte sich nicht an der Rockmusik der Band Check Daniels. Im Gegenteil: "Besser als keine Musik", meinte die Seniorin fröhlich. Von wegen fehl am Platz. "Hier fühle ich mich richtig wohl", schwärmte Buttenmüller. Niemand sei zu alt, um etwas zum ersten oder – wie in ihrem Fall – zum vierten Mal zu genießen. Sicher, bis in die Puppen blieb sie nicht. Gegen 22 Uhr war Schluss für die 80-Jährige, die sich auf den Fußweg zum Parkplatz an der Auberghalle machte. Aber erlebnisreiche Stunden in bester Gesellschaft hatte sie allemal verlebt.

Wieder einmal zeigte sich die Wiese auch als idealer Zeltplatz für die weiter Angereisten. Ein buntes Sammelsurium chromblitzender Flitzer und historischer Maschinen gab es dort zu bestaunen, etwa ein altes Militärmotorrad mit Beiwagen aus Russland. Das Jahr 1958 steht auf der Werknummer, Schäfer schätzt die Maschine "auf gut 60 Jahre". Original ist der Anstrich, neu die Bereifung.

Durchweg beeindruckt zeigten sich die Gäste vom Durchhaltevermögen der "Motorradfreunden Oberrhein", ein Fest dieser Größenordnung überhaupt auf die Beine zu stellen. "Langsam aber sicher geht uns die Puste aus", bekannte Harald Ziegler. Ob der Mann, der sich mit Martin Ehret den Vorsitz des Vereins teilt, das Fest in drei Jahren überhaupt noch so durchziehen werde, stellte er im Gespräch in Frage. "Es zehrt langsam", so der 63-jährige Oberweirer. Lieber würde er in die zweite Reihe zurücktreten und die Verantwortung an Jüngere weiterreichen. "Irgendwie haben wir das vor 42 Jahren doch auch geschultert."

Mehr als 50 Helfer waren im Einsatz. Ein Großteil von ihnen ist seit 42 Jahren in der Verantwortung. Aber zehn Tage Dauereinsatz, damit das Fest funktioniert, gehen langsam an die Substanz. Schäfer und den Hunderten anderen Bikern würde ein Treffen mit Ambiente fehlen, das eine große Familie vereint. Einer achtet auf den anderen, gerade so, als hätte jeder einzelne seine persönlich Security dabei. Ein bisschen Woodstock und ganz viel Nostalgie, vereint im großen Wunsch, dass dieses Fest nie sterben soll.