Die Station auf dem Schauinsland arbeitet mit ungeheurer Präzision: Das Atomunglück im japanischen Fukushima vor siebeneinhalb Jahren habe man beispielsweise "deutlich messen können", sagt Zähringer nicht ohne Stolz. Selbst unterirdische Atomwaffentests in Nordkorea sind für solche Apparate nachweisbar, da hierbei Edelgase austreten, deren Verteilung in der Atmosphäre nachweisbar ist.
Im November 2017 steigt die Belastung durch Ruthenium-106 urplötzlich massiv an
Auch Tschernobyl, wo das BfS gerade eine große Messübung durchgeführt hat, ist weiterhin ein Thema: Wenn es dort zum Beispiel zu einem Waldbrand kommt, kann die erhöhte freigesetzte Radioaktivität selbst im Schwarzwald nachgewiesen werden. Das radioaktive Cäsium, das dort 1986 bei der Reaktorkatastrophe ausgetreten ist, hat heute erst seine Halbwertszeit erreicht. Folge: Es ist noch immer eine große Belastung –und etwa in Pilzen aus hiesigen Wäldern nachweisbar.
Ein weiteres "russisches Thema" für die Behörde ist die seit dem November 2017 stark erhöhte Strahlung durch das radioaktive Element Ruthenium-106. Die internationalen Untersuchungen zu einem möglichen Atomunfall im Ural laufen zwar noch – was genau die Strahlungsanstiege verursacht hat, liegt derzeit aber noch im Dunkeln.
Radioaktivität wird auf dem Schauinsland bereits seit der Nachkriegszeit gemessen, betont BfS-Präsidentin Paulini: Schon in den 50er-Jahren wurde klar, dass oberirdische Atomtests in der Wüste Nevadas auch im Schwarzwald nachweisbar sind, sagt die studierte Biologin. Entdeckt wurde das eher nebenbei, als Forscher auf dem Berg damit befasst waren, die kosmische Höhenstrahlung zu messen. Seither hat man dort ein Auge aufs Atom geworfen.
In den vergangenen 15 Jahren war die Messeinrichtung auf dem Schauinsland, die von den Mitarbeitern des BfS mehrmals in der Woche aufgesucht und ausgewertet wird, in einer Art Baucontainer untergebracht. Nun hat diese Anlage ihr Rentenalter erreicht. Mit dem neuen Messgerät des US-Herstellers "General Dynamics", der weltweit etwa die Hälfte solcher Messstationen ausstattet, erhält das Team der Behörde auch ein "richtiges" Gebäude drumherum, und der Blechcontainer als Arbeitsplatz hat ausgedient. Zumindest bald, denn in den kommenden Wochen werden sicherheitshalber noch beide Anlagen parallel laufen, bis der neue Messapparat seinen Dienst komplett aufgenommen hat.
Das BfS verfügt dann über eine der modernsten Messstationen für Radioaktivität weltweit, berichtet Bundesumweltstaatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD, Wahlkreis Waldshut) am Donnerstag vor Ort. Dass diese Überwachungsarbeit weiter notwendig bleibe, habe zuletzt immer wieder Nord-Korea mit seinen teils heftigen Kernwaffentests bestätigt.
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