In Oberreichenbach sollen sich die Bürger und Institutionen im Zuge des Projektes noch besser kennenlernen. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Entwicklung: Oberreichenbach ist Teil eines Pilotprojektes / Gemeinschaft des Ortes weiter stärken

Im ländlichen Raum ist es schwer, sich als Kommune attraktiv zu halten. Oberreichenbach geht einen besonderen Weg und nimmt als eine von vier Gemeinden bundesweit an einem speziellen Förderprogramm teil – mittendrin dabei: die Bürger.

Oberreichenbach. Kommunale Daseinsvorsorge durch Bürgergenossenschaften. Das klingt nicht nur sperrig, sondern ist es auch – weshalb sich die Gemeinde Oberreichenbach dazu entschied, das Projekt kurzerhand in "Marktplatz Oberreichenbach" umzutaufen.

Dabei handelt es sich um ein vom Bund gefördertes Projekt, das die "Kommunen in ihrer Entwicklung begleitet", wie es Alexander Hölsch von SPES Zukunftsmodelle aus Freiburg formuliert. Er und seine Organisation begleiten das Projekt praxisorientiert, während das Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung der Evangelischen Hochschule Freiburg die wissenschaftliche Seite beackert.

Bund finanziert 80 Prozent

Das Besondere: Oberreichenbach ist nur eine von vier Pilotkommunen bundesweit, die dafür ausgewählt wurden. Neben zwei weiteren in Baden-Württemberg, darunter die Stadt Offenburg, ist auch das thüringische Dorf Posterstein dabei. Der Clou am Förderprogramm: Der Bund finanziert 80 Prozent der Personalstellen, die für die Umsetzung benötigt werden, denn "ohne entsprechende Manpower geht das nicht. Ein Bürgermeister kann das natürlich nicht alleine stemmen", verdeutlicht Hölsch.

Oberreichenbachs Bürgermeister Karlheinz Kistner ist froh über die Unterstützung. Für ihn ist klar, weshalb Oberreichenbach auserwählt wurde: "Seit 2009 sind wir ja schon Lebensqualität durch Nähe Gemeinde, bei uns gibt es zum Beispiel das Elektro-Bürgerauto und den Dorfmarkt. Doch die Frage ist ja, was ist damit in fünf Jahren? Und dafür braucht es ein größeres Dach, weshalb wir gesagt haben, da machen wir mit." Inzwischen hat man sich sechs Mal getroffen seit dem Projektstart im März 2018. Viele verschiedene Zielgruppen waren bereits dabei, unter anderem Kirchen, Vereine, Bürger und jetzt die Gewerbetreibenden aus Oberreichenbach.

Für Vernetzung des Gewerbes besteht Bedarf

Und auch die hatten die ein oder andere Idee auf Lager. Was an diesem Abend deutlich wurde: Eine Vernetzung unter den Gewerbetreibenden vor Ort ist quasi noch nicht vorhanden.

Das soll jetzt anders werden. Denn alle Anwesenden waren sich einig, dass es gut täte, sich untereinander besser kennenzulernen. Dementsprechend eifrig begrüßte man die Idee eines "Gewerbestammtisches" in naher Zukunft. Möglicherweise ein erster Schritt hin zu einem Gewerbeverein – wobei das noch ein weiter Weg ist.

"Wir laden zu einem ersten Treffen in eine Wirtschaft ein, das kann ich jedenfalls seitens der Gemeinde zusichern", verdeutlichte Kistner, dass auch das Rathaus hinter dem Vorhaben steht. Das soll bestenfalls noch vor den Sommerferien geschehen.

Das Ziel des "Marktplatzes Oberreichenbach" bis zum Projektende im Jahr 2020 ist, die Vernetzung innerhalb der Gemeinde auszubauen und Strukturen wie Altenpflege, Kinderbetreuung oder Bildung zu stärken. Auch Hölsch von SPES Zukunftsmodelle sieht im "Marktplatz Oberreichenbach" eine Chance, sich innerhalb der Ortsgemeinschaft besser kennenzulernen und zu vernetzen. Das soll im Übrigen auch digital möglich sein – wie genau? Das kann man noch nicht genau sagen, denn "das ist für alle Neuland", meint Hölsch.

Und auch Kistner sagt: "Ob das am Ende in einer Genossenschaft mündet, weiß ich nicht." Aber "wenn es alle in Oberreichenbach gut geht, dann haben wir unser Ziel erreicht."