Heikles Thema in Oberreichenbach: Windräder Foto: Pleul

Verhandlungsrunde beginnt. Bürgermeister Karlheinz Kistner an weiterer Schlichtung interessiert.

Oberreichenbach - Die Erstellung von vier Windkraftanlagen in Naislach sorgt für Diskussionen. Nachdem der Gemeinderat vor der Sommerpause einer Verpachtung der entsprechenden Flächen mehrheitlich zugestimmt hat, stehen jetzt die Verhandlungen an.

"Wenn Green City Energy damit Planungssicherheit hat, werden sie mit den vertieften Untersuchungen anfangen", stellte Christoph Ewen, Teamleiter vom begleitenden Forum Energiedialog Baden-Württemberg, in Aussicht. Vor allem naturschutzfachliche Gutachten – unter anderem mit Blick auf den Vogelschutz – sowie Lärmprognosen sollen dabei erhoben werden.

Wenn diese vorliegen, könne das Unternehmen dann einen Bauantrag beim Landratsamt stellen, so der Sprecher der Dialoggruppe in Oberreichenbach. Wird dieser genehmigt, bewirbt sich der Projektierer bei der Bundesnetzagentur um einen Zuschlag für die Gewinnung von Windenergie. "Unternehmen aus dem ganzen Bundesgebiet geben Angebote dazu ab, zu welchem Preis sie den vor Ort gewonnenen Strom ins Netz einspeisen können. Die günstigsten Angebote erhalten den Zuschlag", erläutert Ewen in einer Pressemitteilung. Liegen die Abstimmungen auf dem Tisch, werde das Forum Energiedialog auch den weiteren Prozess vor Ort in Oberreichenbach begleiten. "Es würde mich reizen, dazu beizutragen, dass sich Gegner und Befürworter weiterhin in die Augen schauen können", kündigt Ewen die Fortsetzung seiner Moderation an.

Daran ist auch die Gemeinde interessiert, wie Bürgermeister Karlheinz Kistner feststellt: "Ich würde mir eine weitere Zusammenarbeit mit dem Forum wünschen, das bei Befürwortern wie Gegnern der Windenergie als unabhängige Institution und als allparteilicher Akteur anerkannt war."

Nicht zuletzt die Aufarbeitung aller Pro- und Kontra-Argumente durch die Dialoggruppe war Basis für die Entscheidung im Gemeinderat. Den Teilnehmern war wichtig, dass der Gemeinderat ein sachliches und objektives Bild zu diesem Thema erhält. Die Dialoggruppe ist sich nämlich keineswegs einig, ob Windräder gebaut werden sollen, hat aber einhellig eine 14-seitige Abhandlung der Ergebnisse ihres Austausches herausgegeben.

Zahlreiche Bürger hatten in der Sitzung ihre Bedenken zur Geräuschbelastung zum Ausdruck gebracht. In Nachverhandlungen hatte der Bürgermeister einen um 200 Meter größeren Abstand zur Wohnbebauung erreicht. "Das ist deutlich mehr, als in Baden-Württemberg zulässig ist. Mancherorts stehen die Anlagen wenige Hundert Meter von Einzelhäusern und 700 Meter von der geschlossenen Wohnbebauung entfernt", so Ewen.