Kultur: Würzbacher Bauerntheater probt zwei Stücke parallel / Aufführungen beginnen am 30. Oktober

Das Würzbacher Bauerntheater beschert seinem Publikum alljährlich viel Freude. Geht es nach dem Willen der Schauspieler, ist es bald wieder soweit. Am Freitag, 30. Oktober, wird nach langer Pause endlich wieder der erste Auftritt stattfinden.

Oberreichenbach-Würzbach. Statt angesichts der Corona-Situation in Resignation zu verfallen, probt man nun mit großem Eifer. Mehr noch: Sogar mit doppeltem Aufwand. Denn nicht nur ein, sondern gleich zwei Stücke wollen einstudiert sein. Der Grund: Zuerst wird das "alte" Stück, das im Frühjahr dem Corona-Virus zum Opfer fiel, nachgeholt. Die Karten für die zwälf geplanten Aufführingen des Stücks "Das 100-jährige Vereinsjubiläum" fanden damals reißenden Absatz. Die Bude war mehrfach so gut wie ausverkauft. Dann kam der Schock.

Doch in Würzbach ging die Welt nicht unter. Geschäftsführer Matthias Pfrommer erlebte in dieser Zeit eine große Solidarität der Bevölkerung. Einige erhielten ihr Geld zurück, "das war ihr Recht", so Pfrommer. Doch andere spendeten dem Verein, der ja vom Ehrenamt lebt, das Geld. Und wieder andere ließen sich einen Gutschein geben, um irgendwann das Stück doch sehen zu dürfen. Nun ist dieser Tag gekommen. Vom 30. Oktober bis zum 14. November finden, so der Stand bisher, die "Nachholveranstaltungen" statt.

Die Laienschauspieler leben bewusst mit dieser ganz besonderen, weil doppelten Herausforderung. Während sich andere Kulturschaffende momentan gar nicht treffen, sieht man sich in Würzbach dreimal in der Woche. Denn parallel zum ersten Stück studiert die Truppe den neuen Dreiakter "Älles wäge am Geld" ein. Wer schon einmal als Zuschauer eine Inszenierung der Würzbacher miterleben durfte, der weiß: Hinter so einer Darbietung steckt viel Arbeit, alles wirkt fast professionell. Regisseur Wolfgang Pfrommer verweist auf den Zeitplan. In den letzten Wochen vor einer Premiere wird sogar täglich geübt, rezitiert, dialogisiert, posiert und gestikuliert – aber auch viel gemeinsam gelacht. Denn die muntere Truppe lässt sich den Humor nicht nehmen und hat sehr viel Freude am Schauspielern.

Das Stück "Das 100-jährige Vereinsjubiläum" spielt zur Zeit des Königreichs Württemberg. Gerade zu der Zeit, als vor 100 Jahren der Grundstein des Würzbacher Vereins gelegt wurde. Man darf sich auf diesen geschichtlichen Exkurs, versehen mit viel Augenzwinkern, freuen. Geplant sind insgesamt sechs Aufführungen, am 30. und 31. Oktober, sowie am 6., 7., 13. und 14. November.

Anschließend, am 28. November, feiert das zweite Stück Premiere. Diese ist bereits ausverkauft.

Was in zwei Wochen ist, kann heute noch niemand sagen

Nun sind die Schauspieler des Würzbacher Bauerntheaters keine weltfremden Träumer. Im Interview merkt man den Verantwortlichen auch den notwendigen Schuss Ernsthaftigkeit an, mit der Vorsitzende Martin Reichle und sein Team die Gesamtsituation annehmen. Sie sind sich bewusst, dass heute noch in den Sternen steht, was in zwei Wochen los sein wird. Etwa, wie viele Zuschauer ins Theaterhaus dürfen. Zunächst lag die Grenze bei 230 Personen, irgendwann rechnete man dann mit 144. Aktuell stehen maximal 100 im Raum. Wobei wiederum auch Ausnahmen möglich sein könnten. Mit den öffentlichen Entscheidungsträgern stehe man in einem guten Kontakt und zähle auf deren Weitsicht und Entgegenkommen. Denn eines ist klar: Mit den Zuschauern steht und fällt der Erfolg.

Mit Blick auf die Altersstruktur der Zuschauer weiß Martin Reichle, dass es Zuschauer gibt, die Angst vor der Ansteckungsgefahr haben. Diesbezüglich ist man im Bauerntheater vorbereitet. Matthias Pfrommer hat ein ausgeklügeltes Hygienekonzept entworfen. Die Besucher dürfen sich somit sicher fühlen, sagt Geschäftsführer Matthias Pfrommer.

Die Schauspieler sind ohnehin Optimisten. Sie gehen fest davon aus, dass gespielt werden wird. Sie wollen das Zeichen setzen: "Leute, wir sind weiterhin für Euch da. Uns gibt es noch."

Deshalb sind alle im Bauerntheater motiviert, trotz aller Unklarheiten gut zu üben. Und sie vertrauen auf die Urteilsfähigkeit der Politik. Wolfgang Pfrommer wagt die Prognose: "Man wird Kultur und Sport nicht noch einmal zum gänzlichen Stillstand zwingen können. Zum einen würde man sehr viel zerstören. Und: Das werden die Menschen nicht mitmachen."

Trotz allem gilt immer noch: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Die Würzbacher Schauspielgruppe ist bereit, ihren Teil dazu beizutragen.

Weitere Informationen: Karten gibt es ab sofort unter www.wuerzbacher-bauerntheater.de und Telefon 07051/9 66 50 19.